Kapitel 52

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Im selben Moment hörte sie es über sich laut poltern und danach das Zischen einer Schlange. Ihr war sofort klar, was das bedeutete. Nagini war hier und wenn Hermione noch größeres Pech als sowieso schon hätte, dann war er auch hier. Einen Moment hielt sie inne. Sie sollte das einzig sinnvolle tun. Verschwinden. Denn wenn er sie und Harry sehen würde, dann würde ganz Godrics Hollow in grünen Blitzen und der Wut Voldemorts untergehen. Doch Hermione zwang sich tief durchzuatmen, während das Poltern und Krachen über ihr immer lauter würde. Sie würde Harry nicht im Stich lassen. So schnell sie konnte, rannte Hermione die Treppe hinauf in den ersten Stock und sah, wie Nagini mit weit geöffnetem Maul auf Harry zukam. Schnell zog Hermione ihren Zauberstab und schleuderte die Schlange ins Erdgeschoss. Währenddessen kroch Harry zu seinem Zauberstab und starrte die Treppe hinab. Grade als sie sich sicher fühlten, schoss Nagini wieder hinauf.

Hermione reagierte schnell und feuerte einen Protingo auf Nagini. Doch der Zauber prallte wie Wasser auf einem Regenschirm ab. Der starke Druck der Explosion warf Harry und Hermione von ihren Füßen und direkt durch das Fenster hinter ihnen. Sie spürte tausende Schnitte an ihrem Körper und dann den harten Aufprall auf dem Asphalt. Als nächstes landete Harry direkt auf ihr. Sie stieß ihn von sich und drehte sich schwerfällig zur Seite. Ein lautes Piepen in ihren Ohren übertönte alle anderen Geräusche und Glasscherben drückten sich in ihren Oberschenkel. Sie bekam nur am Rande mit, wie Harry an ihr zerrte und langsam drangen Geräusche von außerhalb an sie heran, auch wenn sich alles wie in Watte eingepackt anhörte. Sie sah eine dunkle Gestalt auf sich zulaufen, doch sie machte sich keine Sorgen. Aufgrund der lila Handtasche wusste sie, dass es sich um Draco handelte. Dieser riss Hermione unsanft hoch und im nächsten Moment fand sie sich auf einem eiskalten, schneebedeckten Laubboden wieder.
Und wieder fand sie sich auf dem Rücken liegend vor und drehte sich auf die Seite, da sie fürchtete keine Luft mehr zu bekommen. Die besorgten Gesichter von Draco und Harry schwebten vor ihr. „Alles gut." brachte sie hervor, doch das meiste davon war unverständlich. Sie bekam mit, wie Draco Harry einen Befehl erteilte und sah Draco in der Handtasche herumwühlen, bis er eine kleine Phiole aus der Tasche zog. Ein Stärkungstrank. Draco hob ihren Kopf leicht an und flößte ihr den Trank ein. Dann stand auch er auf und auch wenn Hermione noch immer nur wenig verstand, so wusste sie, dass er Schutzzauber errichtete. Nur wenig später war sie eingeschlafen.


Sie wurde mitten in der Nacht von einem lauten „Hermione!" aus dem Schlaf gerissen. Harry und Draco kamen ins Zelt gestolpert und tränkten den Boden innerhalb von wenigen Sekunden mit Wasser. „Bei Merlin, was ist denn mit euch passiert?" fragte sie entsetzt und saß kerzengrade in ihrem Feldbett. Die Jungs grinsten breit und Draco hielt ein entzwei gesprungenes Medaillon hoch. Noch bevor Hermione etwas sagen konnte, fiel ihr Blick auf das Schwert in Harrys Hand. „Was zum...?" fragte sie leise und stand auf. „Ein Patronus in der Gestalt einer Hirschkuh hat mich zum Schwert geführt. Es war auf dem Grund von einem See. Ich versuchte danach zu tauchen, als das Medaillon plötzlich versucht hat mich zu ertränken und dann kam Draco und er hat mich und das Schwert rausgezogen, und..." ratterte Harry hinunter. Hermione rief sich die Stirn. „Stopp." murmelte sie. „Ich glaube, ich weiß was ihr mir da erzählen wollt. Der Horkrux ist zerstört und wir sind im Besitz eines Gegenstandes, der noch Weitere zerstören kann."

Schweigend saßen sie beim Mittagessen. „Ich würde gerne zu Xenophilius Lovegood." sagte Hermione und brach damit das Schweigen. Draco legte langsam sein Messer ab und sah sie an. „Du meinst wegen den Heiligtümern des Todes?" fragte er. Hermione nickte. „Er muss doch wissen, was es damit auf sich hat. Sonst würde er dieses Zeichen ja nicht um den Hals tragen."

Nach dem Mittagessen ging es sofort los. Sie räumten ihr Lager und apparierten vor das Haus der Lovegoods. Harry und Hermione tauschten einen Blick, dann trat er vor und klopfte an die Tür. Wenige Sekunden später schauten ein paar kluge, graue Augen nach draußen. „Wer ist da?" fragte der Mann hinter der Tür. „Mr Lovegood?" fragte Hermione sanft. „Ich bin es, Harry Potter, dürften wir bitte hereinkommen?" fragte Harry. Kurz zögerte der Mann, doch dann entriegelte und öffnete er die Tür. Er musterte die drei und sein Blick blieb an Draco hängen. Ihm schien sämtliches Blut aus dem Gesicht zu weichen, denn binnen weniger Sekunden war er kreidebleich. „Keine Sorge, Mr Lovegood. Draco ist unser Freund, er hilft uns." sagte Harry. Der Mann nickte leicht, doch es schien ihm nicht ganz geheuer, einen ehemaligen Todesser in sein Haus zu lassen.

Zu viert saßen sie in einem recht unaufgeräumten Wohnzimmer und schwiegen sich an. „Wo ist Luna?" fragte Hermione und versuchte damit die Stille zu erdrücken. „Sie kommt bald." sagte Mr Lovegood in einem Ton, der Hermiones Herz kurz stehen ließ. So wie er es sagte, klang es als wäre ihr etwas schreckliches wiederfahren, doch das konnte Hermione nicht glauben. Sie beschloss das Thema zu wechseln. „Dieses Symbol, das sie um den Hals tragen." begann Hermione, doch sie wusste nicht recht, wie sie weitermachen sollte. „Deswegen sind wir hier." sagte Draco. „Wir würden gerne mehr darüber erfahren."
„Nun, dies ist das Zeichen der Heiligtümer des Todes. Sie haben doch sicherlich schon einmal von der Geschichte der drei Brüder gehört." sagte er. „Nein." sagte Harry und sah zu Draco und Hermione, doch diese kannten das Märchen. Hermione griff in ihre Tasche und zog ein Buch hervor. „Ich habe es dabei." sagte sie und begann für Harry die Geschichte zu lesen. Die drei Männer saßen still schweigend auf ihren Stühlen und sahen sie an, doch Hermione ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Auch ließ sie sich nicht davon ablenken, als Xenophilius den Raum verließ, sie las einfach weiter. Als Hermione am Ende der Geschichte war, betrat der Hausherr wieder den Raum.

„Aber, ich verstehe nicht ganz, was es damit auf sich hat." sagte Harry und deutete auf den Anhänger. Mr Lovegood wuselte durch den Raum. „Wo ist der Stift, wo ist der Stift? Und ein Papier..." endlich fand er es. „Der Elderstab." sagte er und malte einen graden Strich. „Der Stein der Auferstehung." Er malte einen sauberen Kreis um den Stab. „Und der Umhang." Er malte ein Dreieck darum und stellte sich aufrecht auf. "Diese Drei bilden die Heiligtümer des Todes. Diese Drei machen ihren Besitzer zum Bezwinger des Todes." Kurz waren alle still. „Dieses Zeichen war auf einem Grabstein in Godric's Hollow. Hat die Familie Peverell etwas mit den Heiligtümern zu tun?" fragte Hermione und war damit wieder diejenige, die die Stille brach. „Ja, Ignotus und seine Brüder galten als die Ursprüngliche Vorlage für die Geschichte." sagte er und ging zum Tischlein.

Kann man jemanden lieben, den man eigentlich hassen sollte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt