Kapitel 21

1.2K 45 3
                                    

Es war anscheinend üblich, dass die Jungs in der Eingangshalle auf ihre Begleitungen warteten. Hermione und Emilie betraten die brechend volle Eingangshalle und sahen sich um. Überall standen Pärchen herum oder Jungs, die noch auf ihre Begleitung warteten. Alle Schüler waren gut angezogen, die Jungs im Anzug oder Festumhang und die Mädchen in schönen Ballkleidern... oder eben auch nicht ganz so schönen Kleidern. „Emilie!" hörten die beiden Mädchen die Stimme von Abraxas. „Du siehst wundervoll aus!" brachte er hervor und ließ seinen Blick über die schwarzhaarige wandern. „Hallo Hermione." begrüßte Abraxas nun die andere Hexe und machte auch ihr ein Kompliment. „Tom ist hier!" Orion und William waren plötzlich hinter den Dreien erschienen. Beiden hatten eine Hexe am Arm, jedoch schienen sie nicht wirklich interessiert an ihren Begleitungen. „Tom? Du meinst doch einen anderen Tom!" rief Emilie überrascht. „Nein, ich meine unseren Tom!" wiedersprach Orion.

Er war doch da! Tom hatte sie also nicht reingelegt, er war wirklich gekommen! Jetzt musste Hermione bloß noch die Hexe sein, die er auch erwartet, nicht das er jemand anderes gefragt hatte. „Wer ist bei ihm?" fragte Abraxas neugierig. „Noch niemand." antwortete William schulterzuckend. „Vielleicht geht er ja allein..." mutmaßte Orion. „Ach rede doch keinen Quatsch! Dann würde er doch eher den Abend im Gemeinschaftsraum verbringen." fuhr Emilie ihn an. Und dann sah sie ihn. Tom stand an einer Wand gelehnt dort und sah sich um, für einige Schülerinnen und Schüler hatte er sogar noch einen spöttischen Blick übrig.

Hermione fasste sich ein Herz und entfernte sich von ihren Freunden. „Hermione?" fragte Emilie, doch sie ignorierte ihr Freundin. „Hey." sagte sie, als sie bei ihm angekommen war. Tom sah sie an. „Hey, ich dachte schon, du kommst gar nicht." sagte er und ließ seinen Blick intensiv über Hermiones Körper wandern. Sie errötete unter seinem Blick, natürlich blieb ihm das nicht verborgen und er grinste leicht arrogant. „Du siehst gut aus." sagte er. Wenn möglich, errötete sie noch mehr. „D-danke, du auch." stotterte sie leise. Bevor er antworten konnte, öffnete sich jedoch die Tür zur großen Halle. „Kommst du?" fragte er und hielt ihr seinen Arm hin. Sie lächelte und hakte sich bei ihm unter.

„Sie reden über uns." flüsterte Hermione ihrem Begleiter zu. Sie saßen mit Emilie und Abraxas an einem Tisch und hatten alle ein Getränk vor sich stehen. Anscheinend nahm der Schulleiter den Alkoholkonsum seiner minderjährigen Schüler relativ gelassen, sonst hätte er längst etwas dagegen gesagt, dass einige ältere Schüler überall einige Flaschen Feuerwhiskey deponiert hatten. Einige Fünftklässler waren schon nach einer Stunde nicht mehr zurechnungsfähig. „Stört dich das?" fragte Tom leise. Hermione zuckte mit den Schultern. Sollten die Schüler doch über sie und Tom reden, es konnte ihr egal sein, was sie dachten. Doch Hermione hasste es so sehr im Mittelpunkt zu stehen. „Wollen wir tanzen?" fragte Abraxas Emilie. Diese bejahte sofort und verließ mit Abraxas den Tisch. „Guck dir diese ganzen Fünftklässlerinnen da hinten an." murmelte Hermione angewidert. Tom folgte Hermiones Blick und verzog das Gesicht. Überall standen irgendwelche Fünftklässlerinnen mit älteren Jungs herum und steckten sich gegenseitig die Zunge in den Mund. „Ist ja abartig." murmelte Tom. „Die erinnern sich morgen früh doch eh nicht an den Namen des anderen." sagte Hermione. „Und solchen Typen schenken diese Mädchen noch in dieser Nacht ihre Unschuld." regte sie sich weiter auf. „Hermione, reg dich ab. Du weißt es schließlich besser." sagte Tom mit samtiger Stimme. „Stimmt." murmelte sie.

„Wollen wir tanzen?" fragte Tom nach einiger Zeit. Ihm wurde es anscheinend auch langsam zu langweilig. Hermione nickte und sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Tom war ein sehr guter Tänzer. Besser als Viktor Krum es damals war, Viktor konnte zwar auch tanzen, doch Tom war bei weitem Eleganter. „Amüsierst du dich?" fragte er. „Nein. Nicht wirklich. Ich hasse solche Veranstaltungen." gab sie ehrlich zu. Er zog eine Augenbraue hoch und grinste sie an. „Du überraschst mich jedes Mal aufs Neue." gab er zu. „Warum bist du hier, wenn du eigentlich sowas nicht magst?" fragte er weiter. „Versuch du mal Emilie beizubringen, dass du nicht zum Ball möchtest..." murmelte sie nur. Sie hörte ihn leise lachen und grinste auch. „Und du? Magst du sowas?" fragte sie nach einiger Zeit des Schweigens. „Nein, ich mag sowas auch nicht." sagte er. „Und warum bist du dann hier?" fragte sie ihn das gleiche, was er zuvor sie gefragt hatte. „Weißt du, da kam neulich so ein hübsches Mädchen in den Gemeinschaftsraum. Sie war total frustriert, dass sie noch keine Begleitung für den Ball gefunden hatte, da habe ich mich für sie aufgeopfert." sagte er und lächelte Charmant zu Hermione herunter. Er hatte gesagt, dass er sie hübsch fand. Tom Riddle hatte grade gesagt, dass er sie hübsch fand! „Du Held." gab sie lächelnd zurück und erschrak, als er sie plötzlich schnell herumwirbelte. „Glaub mir, ich bin vieles, aber ganz sicher kein Held." raunte er ihr ins Ohr. Da musste sie ihm Recht geben. Er war definitiv kein Held.

Je länger er Abend wurde, desto leerer wurde auch die große Halle. Die Fünftklässler waren alle schon weg und einige Sechst-und- Siebtklässler auch. „Wollen wir auch gehen?" fragte Tom sie irgendwann. Hermione nickte und erhob sich. Sie war auch angetrunken, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „L-lass uns gehen." sagte sie und ging neben Tom hinaus. „Wir nehmen einen Geheimgang, der ist kürzer." beschloss Tom und zog sie mit sich. Er ging zielstrebig auf ein Bild mit einem alten Haus zu. Der Junge murmelte etwas, was Hermione nicht verstand und schon schwang das Bild zur Seite. Er zog sie hinein in den Geheimgang und lief schnell den Gang entlang. „Könnten wir ein bisschen langsamer gehen?" fragte Hermione gequält. „Du hättest ja nicht so viel trinken müssen." war seine kühle Antwort und ging noch schneller.

Plötzlich stolperte Hermione über eine Bodenunebenheit und knallte so gegen eine Wand. Sie hatte im Fall ihre Augen fest zugekniffen. „Hermione?" hörte sie Toms Stimme, in der sie meinte eine leichte Besorgnis zu vernehmen. „Ist alles in Ordnung?" fragte er und strich sachte über ihre Wange. Vorsichtig schlug sie ihre Augen auf. „Mhh." machte sie und ließ sich von Tom aufhelfen. „Sicher, dass alles in Ordnung ist?" fragte er, seine Hand war noch immer auf ihrer Wange. Hermione stand mit dem Rücken an die kalte Steinmauer gepresst und spürte Toms Präsenz, die nah vor ihr stand. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrer Wange und Toms andere Hand, die auf ihrer Hüfte lag. Und dann küsste er sie.

Kann man jemanden lieben, den man eigentlich hassen sollte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt