Kapitel 37

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„Kaum zu glauben, dass tatsächlich einmal Ruhe möglich ist in diesem Schloss." flötete Emilie und warf ein Kleid in ihren Koffer. „Bleiben du und Tom eigentlich über die Osterferien wieder hier in Hogwarts, oder geht ihr für die Zeit in das Waisenhaus?" fragte sie. Dem Kleid folgten weitere Kleider, Pullover, T-Shirts und Hosen. „Emilie?" fragte Hermione. „Hmm?" machte die Angesprochene und lächelte Hermione an. Die Braunhaarige deutete mit dem Kinn auf den Koffer. „Dir ist bewusst, dass die Osterferien nur eine Woche gehen, oder?" fragte sie. Emilie sah ihre Freundin verdattert an. „Ja, das weiß ich...?" entgegnete sie. „Und warum packst du Sachen für einen Monat ein?" fragte Hermione. Emilie Blinzelte verwirrt, sah in ihren Koffer und dann wieder zu Hermione.

„Ähh..." machte sie. „Wow." lachte Hermione. „Das klang jetzt reichlich unintelligent." Auch Emilie fing an zu grinsen, schnappte sich einen Pullover und warf Hermione damit ab.
„Also?" fragte Emilie. „Hmm?" machte Hermione. „Sieht so aus, als würden du und Tom über die Ferien ins Waisenhaus gehen." sagte Emilie und deutete auf Hermiones Koffer. Hermione seufzte. „Ja, scheint so." murmelte sie und faltete einen Pullover zusammen.
„Was ist los?" fragte Emilie und schaute Hermione prüfend an. „Weißt du... ich habe mir die ganze Zeit Sorgen um meine Freunde gemacht, dabei... habe ich ja noch eine Familie. Meine Eltern haben keine Ahnung davon, dass ich hier bin. Vielleicht hat Dumbledore es ihnen erzählt... oder Harry. Vielleicht auch McGonagall." murmelte sie. „McGonagall? So wie Minerva McGonagall?" fragte Emilie. Verwundert sah Hermione ihre Freundin an. „Ja, was ist mit ihr?" fragte Hermione. „Ach, sie war vor einigen Jahren hier auf der Schule. Ich glaube, sie war in der siebten Klasse, als ich in der zweiten war. Vielleicht war ich auch in der dritten." „Ist sie eine Lehrerin?" fragte Emilie gespannt. Hermione nickte. „Ja, sie ist die Hauslehrerin von Gryffindor und unterrichtet Verwandlung. Außerdem ist sie die stellvertretende Schulleiterin." erzählte sie.

„Ich möchte wieder zurück. In meine Zeit." sagte Hermione plötzlich. „Echt?" fragte Emilie verwundert. Hermione nickte nachdenklich. „Einfach nur... um meinen Eltern zu sagen, dass es mir gut geht. Um Harry und Draco zu sehen... und um mitzuhelfen. Im Krieg meine ich. Sie alle machen sich bereit, denn sie wissen, der Krieg steht bevor. Sie lernen neue -nicht für Schüler geeignete- Zaubersprüche. Ich wette Draco übt sich fleißig in schwarzer Magie. Und Harry übt sicherlich mit dem Orden oder... vielleicht Dumbledore. Vielleicht sind Harry, Ron und Ginny sogar jetzt schon dem Orden beigetreten -auch wenn sie eigentlich zu jung sind. Oder... sie haben die DA wieder ins Leben gerufen. Ich weiß es nicht! Bei Merlin, Godric Gryffindor und auch meinetwegen bei Salazar Slytherin!
Ich habe keine Ahnung, was bei meinen Freunden passiert. Was sie gerade tun, wie kurz wir tatsächlich vor dem Krieg stehen. Vielleicht sind meine Eltern wegen mir in Gefahr. Ich bin schließlich Harry Potters beste Schlammblut-Freundin. Würde mich nicht wundern, wenn Voldemort seine Todesser auf meine Eltern hetzt. Noch ein Grund, warum ich zurück muss. Ich muss meine Eltern in Sicherheit bringen. Ich muss verdammt noch mal etwas tun! Ich bin Hermione Jean Granger! Ich habe verdammt noch mal in einem Krieg zu kämpfen! Stattdessen sitze ich hier, in einer anderen Zeit, habe mich in meinen Feind verliebt und kann nicht helfen. Ich... kann keinen Beitrag leisten. Ich... bin vollkommen nutzlos." brachte sie hervor.

Während ihres Redeschwalls hatte sie angefangen zu weinen. Unaufhaltsam liefen ihr Tränen über die Wangen. Doch bevor Emilie antworten konnte, klopfte es an der Zimmertür.
„Seid ihr Fertig?" fragte Tom, als Emilie die Tür öffnete. Hermione war schnell in das Badezimmer geflüchtet, wo sie sich frisch machte. „Noch nicht ganz. Dauert ganz schön lange, dieses Koffer packen." entgegnete Emilie. Verdutzt sah Tom sie an. „Wozu habt ihr eigentlich Zauberstäbe?" fragte er. „Hä?" machte Emilie. „Ihr könnt doch einfach die Sachen mit dem Zauberstab zusammenlegen und einpacken." sagte er. „Ja, dass kann ja jeder. Das macht doch überhaupt keinen Spaß. Dabei kann man gar nicht so viel rumalbern." grinste Emilie ihm entgegen. Tom lachte leise. „Euch Mädchen werde ich nie so ganz verstehen." sagte er. „Aber in einer halben Stunde steht ihr fertig angezogen und mit gepackten Koffern in der Eingangshalle, klar?" rief er in Richtung Badezimmer. „Natürlich!" rief Hermione aus dem Bad. „Super. Dann bis gleich." sagte Tom und verschwand. Kopfschüttelnd schloss Emilie die Tür und packte die letzten Sachen in den Koffer.



Pünktlich und halb elf trafen sich Emilie und Hermione mit den Jungs in der Eingangshalle. „Partnerlook?" fragte Abraxas und zog eine Augenbraue hoch. Hermione und Emilie grinsten. „Sieht doch gut aus." befand Emilie und drehte sich einmal im Kreis. Sie beide trugen einen schwarzen Mantel, graue Hosen, schwarze Schuhe und ihren Hausschal. Das dunkle Grün passte gut zu den beiden anderen dunklen Farben. „Wollen wir dann?" fragte Hermione und griff nach ihrem Koffer. „Ja, wir können." stimmte Tom zu und nahm ihr den Koffer aus der Hand. „He!" machte sie. „Willst du ihn lieber selbst nach Hogsmead schleppen?" fragte er grinsend. Hermione tat kurz so als müsste sie überlegen, dann schüttelte sie jedoch den Kopf. „Du bekommst das sicher prima hin." grinste sie zurück und folgte William und Orion hinaus.

„Da wären wir." murmelte Tom als sie aus dem Hogwartsexpress stiegen. „Wo müssen wir jetzt hin?" fragte Hermione und tat so, als wäre sie zum ersten Mal in Kings Cross. „Dort vorn durch die Mauer." sagte er und deutete wage in die Richtung, in die auch schon die Ersten Schüler liefen. „Durch die Mauer?" fragte Hermione. Er nickte. „Komm." sagte er.
Hermione merkte, dass Tom je näher er der Mauer kam, schlechtere Laune bekam und auch ein wenig nervös wurde. „Was ist los?" fragte sie und griff nach seiner freien Hand. „Schon gut." sagte er mit zusammengekniffenen Zähnen. „Tom." murmelte Hermione. „Du zerdrückst meine Hand." flüsterte sie. Sofort ließ er sie los und besah sich ihre Hand. „Tut mir leid, das wollte ich nicht." entgegnete er so leise, dass sie es über den ganzen Lärm hinweg fast nicht gehört hatte.

Schlagartig blieb Hermione stehen und erntete einige Beleidigungen anderer Schüler. Sie legte ihre Hand an Toms Wange und strich vorsichtig darüber. „Es wird schon gut gehen. Du hast dieses Mal mich dabei. Beachte sie alle einfach nicht und... konzentriere dich auf uns. Ob wir nun in Hogwarts oder hier sind. Denk daran, dass wir jetzt wieder eine Woche allein sind. Nur du und ich." sagte sie lächelnd. Er lächelte leicht zurück. „Wie machst du das bloß immer?" murmelte er und küsste sie kurz. „Nun komm. Mrs Cole wartet nicht gern."

Kann man jemanden lieben, den man eigentlich hassen sollte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt