Kapitel 58

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Nur wenige Tage später wurde Hermione aus dem Krankenflügel entlassen. Tom war jeden Nachmittag mit den anderen bei ihr gewesen, hatte jedoch kein Wort mit ihr gesprochen und hatte es vermieden, mit ihr allein zu sein. Emilie konnte es sich nicht nehmen lassen, Hermione rund um die Uhr zu bewachen. Jede halbe Stunde fragte Emilie, wie es ihr ging oder ob ihr etwas wehtat. Hermione verneinte immer, doch das war gelogen. Emilie wusste dies, doch sie wusste auch, dass sie Hermione nicht zwingen konnte, in den Krankenflügel zu gehen. „Hermione!" rief Alicia Davis. „Stimmt es?" fragte sie ganz aufgeregt, als Hermione neben ihr in der großen Halle stehengeblieben war. „Stimmt was?" fragte Hermione genervt. „Na, dass du und Tom getrennt seid?" Hermione starrte sie an, dann ging sie weiter, ohne dem Mädchen zu antworten. Sie setzte sich zwischen Emilie und Abraxas, seitdem sie aus ihrer Zeit zurückgekommen war, hatte sie Schwierigkeiten die anderen Jungs nur anzusehen. Immer wenn Hermione von Orion oder William angesprochen wurde, zuckte sie zusammen. Sie kam nicht umhin, an ihre Nachfahren zu denken. An Bellatrix Lestrange, die Tochter von Orion und die Schwiegertochter von William.


„Wir müssen reden." beschloss Hermione, ohne Tom anzusehen, welcher ihr gegenübersaß. Sie konnte seinen fragenden Blick spüren, ging jedoch nicht darauf ein. Nach dem Mittagessen gingen sie gemeinsam in die Bibliothek und setzten sich in eine ruhige Ecke. „Also?" fragte er. In seiner Stimme lag die gleiche Distanz, wie am Anfang. Innerlich seufzte Hermione, als ihr wieder aufging was für einen weiten Weg sie noch vor sich hatten. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Hermione." fügte er hinzu, als sie noch immer schwieg. „Alicia Davis hat mich grade gefragt, ob es stimmt das wir uns getrennt haben." sagte sie und irgendwie war es, als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen. Diese Frage stellte sie sich schon seit sie ihn verlassen und sich in ihre eigene Zeit begeben hatte. Nun hatte sie endlich einen Grund, den sie vorschieben konnte, um ihn darauf anzusprechen. Zwar war ihr nicht ganz wohl dabei, dass dieser Grund ausgerechnet Alicia Davis sein musste, doch besser als gar nichts.

Tom lehnte sich in das Sitzpolster zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und?" fragte er. „Und?" fragte Hermione etwas zu schnell und schrill. Tom zog eine Augenbraue hoch. „Was willst du?" fragte er. „Du weißt genau, was ich will. Würde ich dich nicht wollen, wäre ich nicht hier, sondern würde mithelfen dich zu töten." knurrte Hermione wütend. Kurz stockten beide, erstaunt über die direkte Härte ihrer Worte. Sie atmete tief durch. „Die Frage ist also eher, was du willst, Tom." flüsterte sie. Er nickte. „Ich denke, eine Trennung würde viel Aufsehen und Nachfragen erregen." sagte er nach einer kurzen Bedenkzeit. „Also... sind wir noch ein Paar?" fragte Hermione leise. „Bilde dir nichts drauf ein." sagte er kühl und verließ ohne ein weiteres Wort die Bibliothek.


„Und?" fragte Emilie, als Hermione in den Schlafsaal kam. Hermione warf sich auf ihr Bett. „Es wird ein hartes Stück Arbeit werden." murmelte sie. „Aber er sagte, wir sollten zusammenbleiben." Emilie gab ein freudiges Kreischen von sich, doch Hermione hob abweisend die Hand. „Freu dich nicht. Es ist nur, weil eine Trennung zu viel Aufsehen erregt. Das hat nichts mit Vergebung zu tun." sagte sie und setzte sich auf. „Natürlich nicht." sagte Emilie und besah sich ihre frisch lackierten Fingernägel. „Aber vielleicht ist das auch einfach nur Tom, der nicht zugeben will, dass er euch noch nicht aufgegeben hat." sagte sie und erschrak, als sie in das Gesicht ihrer Freundin sah. Sie sah so viel älter aus, als sie eigentlich war. Emilie packte sich Kissen und Bettdecke unter den Arm und warf es auf Hermiones Bett. Hermione sah ihre Freundin an, doch diese kuschelte sich einfach neben sie ins Bett. „Schlaf jetzt, Mione." murmelte Emilie. „Das Abendessen hat noch nicht mal begonnen." murmelte Hermione. „Und ich kann jetzt nicht schlafen." fügte sie hinzu. „Gut, dann lass uns reden." schlug Emilie vor. „Worüber?" fragte Hermione leise. „Das weißt du." Hermione schüttelte den Kopf. „Ich habe dir alles gesagt, was ich konnte." sagte sie, woraufhin Emilie den Kopf schüttelte. „Aber nie über deine Gefühle." murmelte sie. Hermione starrte den Bezug ihres Himmelbettes an.

„Du weißt, dass das schwer für mich ist." nuschelte Hermione. „Natürlich, aber vielleicht kannst du es ja..." begann Emilie, doch Hermione unterbrach sie. „Nein. Es wird mir nicht helfen, es zu verarbeiten." Emilie rollte mit den Augen. „Das kannst du gar nicht wissen, du hast es ja noch nicht einmal versucht." Hermione stöhnte und drehte sich von ihrer Freundin weg. „Aber es reicht schon ein kurzer Gedanke, um alles aufzuwühlen. Ich schaffe das nicht, Emilie." flüsterte sie. „Es wird dir helfen, das verspreche ich." hauchte Emilie und strich ihrer Freundin sanft über den Arm, doch Hermione schwieg. Nach etlichen Minuten schwang Emilie sich wütend aus dem Bett. „Schön. Wenn du wieder meine beste Freundin sein willst, sag mir Bescheid. Blitzschnell hatte Hermione sich aus dem Bett gerollt und stand vor ihr.

Hermione funkelte ihre Freundin an. „Du hast doch gar keine Ahnung, wie schrecklich die letzten Monate für mich waren!" schrie sie und überhörte das Klopfen an der Tür. „Ganz genau, denn du schließt mich aus!" schrie Emilie zurück und die Mädchen ignorierten, dass Tom und Abraxas in das Zimmer traten. „Emm." begann Abraxas. „Nicht jetzt!" fuhr seine Verlobte ihn an. „Du weißt ganz genau, dass ich dich nicht ausschließe." knurrte Hermione bedrohlich. „Ach nein? Du verhältst dich aber genauso!" fauchte ihre beste Freundin. „Sprich nicht über Dinge, von denen du keine Ahnung hast! Denn du..." Hermione atmete tief durch. „Du hast keine Ahnung, wie das ist Monate lang wegzulaufen. Du weißt nicht, wie das ist wenn du dich in das Ministerium schleichst, dass von den Feinden beherrscht wird und du weißt auch nicht, wie es ist jede Nacht an den Mann den du liebst zu denken, während du tagsüber mithilfst ihn zu töten." Hermione sprach leise und Monoton, dann drehte sie sich weg. „Nein..." begann Emilie, doch Hermione wirbelte wütend herum. „Du hast keine Ahnung, wie es ist ein Stück seiner Seele um den Hals zu tragen!" schrie sie.

Kann man jemanden lieben, den man eigentlich hassen sollte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt