Kapitel 41

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Lächelnd ließ sie sich auf Toms Bett fallen und wartete, dass er ebenfalls kam. Schon wenige Sekunden später trat er ein und sah sie ernst an. „Ich... wir müssen reden." sagte er. Hermiones Lächeln verschwand und sie setzte sich in den Schneidersitz auf. „Was ist los?" fragte sie besorgt und griff nach seiner Hand, als er vor dem Bett stehen blieb. Sie zog leicht an seinem Arm, sodass er sich ebenfalls hinsetzte. „Hab... ich irgendwas falsch gemacht?" fragte sie nervös. „Nein! Nein, natürlich nicht!" sagte er schnell und griff nach ihren Händen. „Es ist... ich muss ehrlich zu dir sein... und dir von... mir erzählen. Ich... fange am besten von vorne an." murmelte er. Hermione lächelte und sah ihn fragend an. „Was meinst du denn Tom?" Sie strich über seine Hände. „Ich meine...okay. Mein Name ist Tom Marvolo Riddle. Meine Mutter war eine reinblütige Hexe, mein Vater... ein Muggel. Der Name meiner Mutter lautete Merope Gaunt. Die Gaunts sind Nachfahren... von Salazar Slytherin." sagte er. Er starrte ununterbrochen auf seine Hände und sprach ohne Hermione die Möglichkeit zu geben, irgendetwas zu sagen. „Ich bin seit meiner Geburt in diesem Waisenhaus. Schon früh habe ich erkannt, dass ich anders bin. Anders als die anderen..." er stockte kurz, doch Hermione sprach nicht, denn sie befürchtete, dass ein falsches Wort ihrerseits in einer Katastrophe enden würde. „Ich verstand auch schon schnell, wie ich meine Macht kontrollieren und benutzen konnte. Ich ließ schlimme Dinge passieren. Hatte Macht. Über die anderen Kinder, über Tiere. Ich konnte sogar mit Schlangen sprechen... ich fühlte mich besonders." erneut brach Tom ab. Hermione nahm seine zitternden Hände in ihre und strich mit ihren Daumen sanft über seine Haut.
„Als ich dann nach Hogwarts kam, fand ich heraus, dass meine Mutter eine direkte Nachfahrin von Salazar Slytherin ist. Ich denke... das ist auch der Grund, warum ich nach Slytherin kam, obwohl ich nur ein Halbblüter bin. Du weißt, wie ich sein kann, Hermione. Du hast damals gesehen, wie ich Pete gefoltert habe. DAS ist mein wahres Ich, Hermione. Nicht das hier." sagte er und deutete auf sich und dann auf Hermione. Noch vor Monaten war ich der festen Überzeugung, der größte Schwarzmagier aller Zeiten werden zu wollen. Und dann... kommst du und meine Pläne beginnen zu bröckeln! Ich bin mir unsicher ob ich das sein will, denn mir ist klar, dass ich ganz sicher kein Schwarzmagier sein kann, wenn ich dich an meiner Seite habe. Du bist gut, Hermione. Und ich bin das nicht." Er entzog ihr seine Hände und sah sie an. „Hast du schon einmal von Horkruxen gehört?" fragte er und sie nickte stumm. „Ich wollte Horkruxe erschaffen, Hermione. Sieben um genau zu sein. Ich wollte alle Schlammblüter und Halbblüter töten... Hermione?"
Sie wischte sich über das Gesicht und sah weg. Sie konnte ihm einfach nicht weiter zuhören. Er war ehrlich, einfach zu ehrlich. Und sie war es nicht. Auf der einen Seite wollte sie ihm alles beichten. Auf der anderen Seite jedoch, würde er ihr wohl problemlos einen Avada aufhalsen können und sie wäre dann die Leiche, mit der er seinen ersten Horkrux erschaffen hatte. Nein, das würde er nicht tun. Er liebte sie, oder? Aber wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde... würde er ihr zuhören? Ihr glauben?
Sie nickte. „Ich weiß, Tom." flüsterte sie und legte eine Hand an seine Wange. „Werde nicht so, du kannst etwas Besseres sein, ein besserer Mensch und vor allem kannst du ein besserer Zauberer werden. Du... könntest Minister werden. Oder... alles. Aber werde kein Mörder. Ich kann keinen Mann lieben, der ein Mörder ist." sagte sie. „Warum weinst du Hermione?" fragte er. Sie stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Dann drehte sie sich abrupt zu Tom um und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Ich... ich..." sie zitterte am ganzen Körper. Tom stand auf und ging langsam zu ihr. „Was ist denn, Hermione?" fragte er vorsichtig. „Ich bin auch nur ein Schlammblut, Tom." flüsterte sie. Dann riss sie sich von ihm los und rannte in ihr eigenes Zimmer. Sie kramte nach dem Schlüssel der Tür und schloss sich ein.
Bei Merlin, wie dämlich war sie nur? Da hätte sie ihm auch gleich sagen können wer sie war, aus welcher Zeit sie kam und warum sie sich überhaupt in dieser Zeit befand und nicht in ihrer eigenen. Sie sah, wie sich die Türklinke nach unten bewegte, doch die Tür blieb verschlossen. „Hermione, lass mich rein." bat Tom. Hermione antwortete nicht. „Denkst du wirklich, dass ich das nicht geahnt hätte?" fragte er dann. Hermione sah auf und starrte die Tür an. „Deine Art... du bist nicht wie ein Reinblut, dass Jahrelang Privatunterricht erhalten hat. Du sprichst nicht so, du benimmst dich nicht so und du bewegst dich nicht so. Manchmal, ja. Aber...manchmal halt auch nicht." sagte er und plötzlich öffnete sich dir Tür.
Hermione starrte Tom mit großen Augen an. Er hielt einen Schlüssel hoch und ließ ihn in seine Hosentasche. „Es ist... als würdest du versuchen dich wie ein Reinblut zu geben, aber wenn man dich gut genug kennt, dann weiß man einfach das du kein Reinblut bist." sagte er und ging vor ihr in die Hocke. Sie schluckte. „Und trotzdem bist du mit mir zusammen? Obwohl du weißt, dass ich nur ein Schlammblut bin. Dreck, in deinen Augen?" flüsterte sie verständnislos. „Ich liebe dich, Hermione." sagte er ernst, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie.

In der Nacht konnte Hermione einfach nicht schlafen. Tom lag dicht neben ihr und hatte einen Arm um sie gelegt. Sie umklammerte fest ihren Zauberstab, welcher unter ihrem Kopfkissen lag, auch wenn es eigentlich völlig sinnlos war. Tom könnte sie im Schlaf besiegen, wenn er wollte. Doch scheinbar wollte er nicht. Und schließlich entschied Hermione sich um drei Uhr am Morgen, dass Tom ihr scheinbar nichts tun würde. Sie platzierte ihren Zauberstab auf dem kleinen Nachtschrank und kuschelte sich an ihn. Nein, er würde ihr garantiert nichts tun.

Kann man jemanden lieben, den man eigentlich hassen sollte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt