Kapitel 44

973 44 0
                                    

„Mione! Wir sind spät dran! Du hast deine Sachen alle noch gar nicht zusammengepackt!" schrie Emilie und hämmerte drei Mal gegen die Badezimmertür. Mit zerzausten Haaren, einer Zahnbürste im Mund und nur halb angezogen hüpfte Hermione aus dem Badezimmer und grummelte etwas Unverständliches. Unachtsam schmiss sie ihre Kleidung auf ihr Bett, stürmte wieder ins Badezimmer um sich den Mund auszuspülen. Mit einem Zauber lag ihre Kleidung ordentlich gefaltet in ihrem Koffer. Ein weiterer Zauber und ihre Haare hingen in sanften Wellen über ihren Schultern. Mit dem Fuß kickte sie den Koffer zu und knöpfte ihre Bluse zu. „Bin doch schon fertig." grinste sie. „Merlin, wie hast du nur jemals eine Minute ohne Zauberei leben können?" fragte Emilie verdutzt, als sie die Fertige Hermione vor sich sah. „Das mache ich jedes Jahr so." lachte die Brünette.

„Hey, und was ist hiermit?" fragte Emilie und hielt das Pergament hoch, mit dem Hermione immer mit Draco in Kontakt blieb. „Das nehme ich mit in den Zug, für den Fall, dass es..." begann Hermione und schaute verdutzt, als das Pergament aufleuchtete. „Wir brauchen dich hier." stand dort unsauber geschrieben. Ganz klar Harrys Schrift. Draco schrieb geschwungener als Harry. „Was meinst du Harry?" schrieb Hermione und setzte sich an den Tisch in ihrem Zimmer. „Dumbledore ist tot. Wir brauchen dich hier. Du musst uns helfen die Horcruxe zu finden." Hermione schnappte nach Luft. Das konnte nicht sein Ernst sein. Dumbledore tot? Wie paralysiert starrte Hermione auf das Blatt vor sich und sah vor lauter Tränen in ihren Augen fast nicht den nächsten Satz, den Harry geschrieben hatte. „Snape hat ihn getötet." „Hermione?" fragte Emilie besorgt. „Was ist los mit dir?" fragte sie weiter.
„D-Dumbledore... ist tot." Emilie wich zurück. „Was?" fragte sie. „Mein Zaubertränke Professor hat ihn getötet..." wisperte Hermione. „Ich... ich muss zurück." brachte sie dann hervor. „Wie bitte?" hakte Emilie nach, als hätte sie sich verhört. „Ich muss zurück und Harry helfen." Hermione stand auf. „Hermione, Nein! DU kannst doch nicht einfach verschwinden! Was wird dann Tom denken? Wenn er weiß, dass du aus einer anderen Zeit kommst, dann wird er dich für immer Suchen!"

Entschlossen schüttelte Hermione ihren Kopf. „Tut er sowieso schon. Ich muss zurück, Emilie. Ich habe verdammt nochmal einen Krieg zu führen... zu gewinnen." flüsterte sie. „Aber... wenn ihr gewinnt..." begann Emilie und brach ab. „Wenn wir gewinnen, stirbt er." sagte Hermione. Sie seufzte. „Sieh mal, Emilie. Ich muss zurück. Denn wenn Tom sich noch in meiner Zeit sich an mich erinnern sollte, dann bin ich wirklich am Arsch, okay? Denn sollte einer dieser Todesser ein kluges Schlammblut namens Hermione erwähnen, dann ist es nur eine Frage von Sekunden, bis er dahinter kommt, dass das Mädchen, welches er in seiner Schulzeit liebte ich war. Und kannst du dir vorstellen, was er dann tut? Er wird meine Freunde töten. Meine Eltern. Und er wird seine Todesser hierher schicken. Voldemort wird es sich nicht gefallen lassen, dass er beinahe als er ein verliebter Junge war von Harry Potters bester Freundin davon abgebracht wurde, der zu sein, der er heute ist." flüsterte Hermione mit Tränen in den Augen. Emilie senkte den Kopf und zog dann den Zeitumkehrer aus Hermiones Dekolletee hervor. „Tu das richtige." flüsterte Emilie. Hermione nickte und umarmte ihre Freundin fest. „Wenn ich nicht sterbe... dann bin ich pünktlich zum 1. September wieder hier." sagte sie und tippte den heißen Zeitumkehrer mit ihrem Zauberstab an.

Ein helles Licht durchflutete den Raum und dann war Hermione verschwunden.



Sie schlug hart auf dem Boden auf. Stöhnend rieb sie sich ihr Handgelenk und sammelte ihren Zauberstab auf. Hermione rappelte sich auf und schaute sich um. Sie war definitiv in die richtige Zeit zurückgesprungen. Die Brünette machte einige Schritte in den Raum. Kein Dumbledore, kein Snape, kein Harry oder Draco. Das Büro war Menschenleer. Ihr Blick fiel auf die schöne Stange. Fawkes war weg. Wie Dumbledore. Eine Träne stahl sich aus ihrem Auge. Dann tippte sie sich auf die slytheringrüne Krawatte, welche augenblicklich das gryffindorsche Rot annahm. Dann trat sie heraus.
Wie Dumbledores Büro, war das Schloss leer. Wie Hermione aus einem Fenster erkennen konnte, befanden sich alle Bewohner des Schlosses am See und hielten dort eine Trauerfeier ab. Das Mädchen stellte sich an das Fenster und schaute auf sie herab. „Es tut mir leid. Ich glaube, ich habe versagt, Professor." flüsterte Hermione und faltete ihre Hände zusammen. Den Gesang der Wassermenschen konnte Hermione bis ins Schloss hören. Sie bemühte sich nicht, ihre Tränen bei sich zu halten, sondern ließ ihnen freien Lauf. Erst als sich die ersten Schüler erhoben, löste Hermione sich vom Fenster und begab sich in ihren Gemeinschaftsraum, wo sie sich auf einen Sessel setzte und sich zusammenkugelte. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf Hermiones Gesicht, als sie an die Nächte dachte, in denen sie im Gemeinschaftsraum schlafen musste. Wie Tom sie dann mit in sein Bett gebracht hatte, damit sie nicht wieder im Gemeinschaftsraum schlafen musste.

„Hermione?" Sie sah auf. Harry stand inmitten im Gemeinschaftsraum, die Ersten versammelten sich um ihn herum. „Harry..." hauchte Hermione. „Es... es tut mir so leid... Ich habe versagt." flüsterte sie, doch jeder hatte sie verstanden. Mit schnellen Schritten trat der Junge auf sie zu und schloss sie fest in seine Arme. Schweigend standen sie Minutenlang einfach nur da, ohne auf die anderen zu achten, bis Hermione dann endlich einen Satz hervorbrachte, der ihr schon die ganze Zeit über auf der Zunge lag. „Er war es also nicht." flüsterte sie Harry so leise wir möglich zu. Kaum merklich schüttelte Harry den Kopf. „Nein, Draco hat ihn nicht getötet, Mione." Ein riesiger Stein fiel ihr vom Herzen. Draco Malfoy war nicht der Mörder von Dumbledore.

Kann man jemanden lieben, den man eigentlich hassen sollte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt