"Hallo Petrus mein Knabe lass mich doch erst einmal ankommen", bittet Judas und klopft sich den Staub von der Toga. Seine Schultern sind breit gebaut und seine Haut hat einen besonderen Teint. Er ist ohne Zweifel ein schöner Mann.
"Das du es überhaupt wagst noch einmal hier anzukommen ist eine Dreistigkeit!", faucht Petrus doch schiebt den Fassdeckel wieder vor den Eingang.
"Ach irgendjemand muss hier doch das Geld verwalten", witzelt Judas und zwinkert dir zu. Verwirrt schaust du zurück und euer Blick trifft sich, bis er mit geweiteten Armen zu Jesus läuft. "Dich wird man echt nicht los", seufzt er und schließt ihn in die Arme. Ein Raunen geht durch den Raum und die Stimmung fällt schlagartig. Stocksteif steht Jesus in seinen Armen. Weder schließt er ihn ebenfalls in die seine, noch stößt er ihn weg. Ein komischer Anblick, der erst nach mehreren Momenten beendet wird. Lachend lässt er von ihm ab und klopft ihm brüderlich auf die Schulter.
"Wer kommt noch alles zu unserer kleinen Party?", fragt er dann in die Runde. Seine Stimme hallt laut durch den Saal und bringt die Leute zum schweigen, die ihn entgeistert anstarren. Mit schwingenden Armen geht er auf den gedeckten Tisch zu und greift nach einem Glas Wein. Mit einem selbstgefälligem Lächeln auf den Lippen nimmt er einen Schluck und schaut dann zu Jesus hinüber. Sein Blick ist schon beim Zusehen eindringlich. Provokant blitzen sie ihm entgegen und verdeutlicht die herrische Dominanz die von ihm ausgeht.
"Fünf Gläser", sagt er dann geschäftlich und setzt ein übertrieben nachdenkliches Gesicht auf. "Mich habt ihr wohl nicht mitgezählt und-", mit einer weiten Bewegung dreht er sich zu dir hin und schaut dir mitleidig entgegen. "Ihn auch nicht."
Ein Kloß bildet sich in deinem Hals als dich Judas direkt anspricht und an die nicht besonders herzliche Begrüßung erinnert. Du bist nicht eingeladen worden und sicher auch nicht willkommen. Die Jünger sind eben eine zusammengewachsene Gruppe, die sich schon lange gemeinsam treffen, da ist es einfach schwierig mithalten zu können. Gerade deswegen empfindest du eine leichte Verbundenheit zu Judas, die dich verwirrt. Schließlich war er derjenige, der Jesus verraten hat. Doch gerade jetzt, wo Jesus nicht so gut auf dich zu sprechen ist und keine Anstalten macht dich beim Zusammentreffen mit seinen Freunden zu unterstützen scheint Judas dir sympathisch.
Still beobachtest du, wie dieser sein Weinglas schwenkt. Die rote Flüssigkeit schlägt in kleinen Wellen gegen den Rand des durchsichtigen Gefäßes und spritzt ein wenig in die Höhe. Judas lächelt dir honigsüß zu, seine Augen fordern dich auf zu ihm zu treten. Zögernd bewegst du dich auf ihn zu und lächelst ihm ebenfalls entgegen.
Schnell greift er nach einem weiteren Glas und reicht es dir, als du bei ihm ankommst.
"Schicke Wickeltechnik!", kommentiert er mit einem flüchtigen Blick auf deine Toga und schaut dann wieder in den lichtdurchfluteten Raum. Dankend nickst du ihm entgegen und nimmst ebenfalls einen Schluck des Rotweins. Der herbe Geschmack benetzt deine Zunge und entspannt deine Kiefermuskeln. Erst jetzt fällt dir auf, wie angespannt du eigentlich bist. Das Treffen hier setzt dir merklich zu. Du kennst diese Leute hier nicht und hast keine Ahnung, was sie tun würden, wenn sie wüssten, dass du der Gesuchte bist. Die Summe deines Kopfes ist beachtlich hoch und zu mögen scheinen sie dich nicht sonderlich.
"Du hast Recht Judas, heute wollten wir zu fünft hier erscheinen", geht Jesus auf das Gesagte ein und schneidet dir mit seinen Worten tiefe Wunden. Ein Kloß bildet sich in deinem Hals, den du angestrengt versuchst herunterzuschlucken. Er gibt ihm recht-
"Nur, dass du alleine als Unangekündigter kommst. Das Eintreffen Oktavius war geplant mein Lieber", ergänzt er, woraufhin du dich wieder ein wenig beruhigst. Aufmunternd lächelt dir Jesus zu und schlägt sich doch auf deine Seite. Dankbarkeit breitet sich in dir aus, ein warmes Gefühl, dass dich in seine Arme schießt und an die letzten Tage erinnert. Mit Schwung wirft sich Jesus auf einen der Stühle und kommt breitbeinig auf dem Holz zum Sitzen. Wütend wirft er die Loculus deines Onkels zu Boden, welche mit einem Lauten Geräusch am Boden ankommt. Wie von selbst kommt sie perfekt neben dem hölzernen Stuhlbein zum stehen, die Gewichtsverteilung zwingt sie sich an dem schweren Holz anzulehnen und dort zu veerweilen. Neben dem Auferstandenem.
"Oktavius heißt also der Süße", kommentiert Judas amüsiert und tritt auf dich zu. Sehr nahe steht er nun bei dir, du kannst seinen heißen Atem in deinem Gesicht spüren. Unbeeindruckt schaust du ihm in die Augen. Sie sind braun, nur erinnern sie mehr an die Rinde eines Apfelbaumes als an eine Schale voll Honig. "Lieber", ertönt die verachtende Stimm Jesus im Hintergrund. Schmunzelnd lehnt sich Judas näher zu dir, sodass er kurz vor deinem Ohrläppchen zum stehen kommt. Du weichst nicht zurück.
"Ich würde gerne mehr erfahren" , flüstert er, seine Lippen streifen die empfindliche Haut deines Ohres und bereiten dir eine Gänsehaut.
"Ich stehe auf Fesselspiele.", erwiderst du für alle deutlich vernehmbar. Eine schockierte Stille breitet sich aus, bloß die laute Lache Judas ertönt und erfüllt den Raum in seinem dunklen Klang. Grinsend zwinkerst du ihm zu und setzt dich neben Jesus, der dabei ist den Verräter mit seinem stechenden Blick zu töten. Besitzergreifend packt er deinen Arm und schaut nun wütend zu dir nieder.
"Was ist?", wisperst du genervt und entziehst dich seinem festen Griff. Mit zusammengepressten Lippen starrt er dich an, doch antworten tut er nicht. Augen rollend legst du dein Weinglas auf dem Tisch ab und verschränkst die Arme vor der Brust.
Erst ist Jesus der Meinung dir ein schlechtes Gewissen wegen deiner Laune machen zu müssen und jetzt erlaubt er dir nicht mal einen kleinen Flirt. Er sollte sich endlich mal entscheiden was er will, denn ein Paar seid ihr nicht, bloß weil ihr miteinander schlaft. Zwar ist er für dich der Einzige, doch offiziell ist noch nichts und wenn er meint dich so behandeln zu können hat er sich gewaltig getäuscht. Wenn er mit dir spielen will soll er wissen, wer die besseren Karten hat. Du wirst ihm schon zeigen, dass deine Zuneigung keine Selbstverständlichkeit ist.
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Jesusxreader
RandomSchnell kannst du vor einer Hinrichtug flüchten und wirst verfolgt. Wer rettet dich denn da? Ist er nicht eigentlich tot? Du kannst nicht anders als deinem Retter erbarmungslos zu verfallen und hoffst auf weitere Treffen und mehr als bloß eine Freun...