Kapitel 20

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Verlegen senkst du deinen Kopf und betrachtest die langen, gebräunten Zehen, die unschuldig aus Jesus Jesuslatschen herausschauen. Schön und gepflegt sehen seine Füße aus und es steht außer Frage, dass er die eigene Fußpflege nicht zu kurz kommen lässt. Ein flüchtiges Lächeln huscht über deine Lippen und du hebst erneut den Blick, bereit der Tatsache ins Auge zu blicken. Der Tatsache, dass du vollkommen unerwartet von dem Auferstandenem überrumpelt wurdest und Überforderung dich daran hindert eine treffende Antwort zu erwidern.

Je länger die Stille anhält, desto unwohler fühlst du dich. Anspannung wächst mit jeder weiteren Sekunde die verstreicht. Seine Bitte hatte so bedeutend geklungen, fast wie ein Versprechen und du kannst nicht anders, als vor dich hin zu schweigen. Denn bist du in der Lage einem solchen Versprechen entgegenzutreten?

Dein Herz gehört Jesus, unbestreitbar. Du willst ihn am liebsten in deine Arme ziehen und nie wieder gehen lassen. Seine weiche Haut auf der deinen spüren und ihn wissen lassen, dass du niemals gehen wirst, dass er sicher bei dir ist und dass du ihm nichts antun wirst. Nie wieder. Ein Gefühl wächst in dir, ein Gefühl, dass dich wie Verlangen packt, wie das Verlangen, Jesus zu beschützen und nie wieder zu enttäuschen oder gar zu verletzten. Niemals wieder möchtest du ein böses Wort gegen ihn richten oder ihn gar mit deinem fast krankhaften Egoismus zu Schaden kommen lassen. Doch manchmal, an Tagen wie dem diesen war es dir schwierig deine Laune an den Zügeln zu packen. Stimmungsschwankungen konntrollieren dein Handeln und manchmal schien es fast unmöglich sich normal und gesittet zu verhalten.

"Sei bitte wieder normal zu mir-", wiederholt Jesus seine Worte, während er vorsichtig nach deiner Hand greift. Du schluckst und nimmst seine Linke fest in deine Rechte, bevor du ihn in deine Arme schließt. Sein individueller Duft steigt dir in die Nase, umgarnt dich und verursacht ein sehnsüchtiges Ziehen im Innerem deiner Brust. Tränen bilden sich in deinen Augenwinkeln, die langsam und warm deine Wangen hinunter tropfen. Du hoffst, Jesus würde dine Geste verstehen, verstehen wie sehr dein Inneres nach Vergebung schreit, denn sagen kannst du nichts. Die Sätze wollen nicht aus dir heraus und verknoten sich in deinem Kopf zu einem unlösbaren Puzzle aus Wortfetzen.

"Lass uns gehen", flüstert Jesus dicht an deinem Ohr. Du spürst seinen heißen Atem auf deinem Nacken und die weiche Haut seiner Wange an der deinen. All die aufgestaute Anspannung löst sich mit einem Mal von deinen Knochen und der Knoten und dein Fleisch, sowie der Knoten in deinem Bauch entspannen sich allmählich.

"Raus zu den Frauen?", fragst du ihn verächtlich, nach einem Moment der Stille. Obwohl es dein Vorschlag gewesen war das Zimmer zu verlassen und trotz der Gefahr gesteinigt zu werden hinauszugehen sträubt sich etwas in dir. Aber was solls, man kann ja nicht immer die besten Ideen haben und zu spät für eine Planänderung ist es noch nicht.

Nachgebend, glücklich und doch nicht vollkommenes einverstanden, das alles zugleich fühlst du, so bist du froh, dass Jesus dich auch ohne Worte versteht und dass es keinen Streit mehr zwischen euch gibt, doch ganz zufrieden bist du nicht damit, hinaus zu Gott und den bewaffneten Frauen zu gehen. Du bist nicht bereit für ihn zu sterben, zumindest noch nicht jetzt.

"Und zu deinem Vater-", erweiterst du deine Aussage und schaust gequält zum Sohn Gottes herüber.

Jesus durchdringende Lache hallt durch das Anwesen, es scheint deinem Gefährten nicht mehr ganz so wichtig zu sein unendeckt zu bleiben. "Aber nicht doch", lacht er schmunzelnd, seine Augen leuchten fröhlich in deine Richtung und trotz dem Ernst der Situation und der Dringlichkeit einer Flucht kannst du nicht anders, als dich ihm vollkommen hinzugeben und dich ebenfalls zu freuen, über die Wiederherstellung eurer Beziehung.

"Schön, dass du deine Sprache wieder gefunden hast", flüstert er amüsiert und schenkt dir ein Zwinkern, welches dich erröten lässt, ehe er fortfährt: "Ich kenne mich hier ziemlich gut aus, sehr lange Zeit habe ich mich hier mit meinen Jüngern getroffen-" Er macht eine kurze Pause, in der er nachdenklich nach Vorne starrt, seine Augen leer und sein Mund ist zu einem Strich geformt. Doch schnell kehrt wieder Leben in seine Züge und Glückseligkeit in seine Mimik. "Ich kenne mehrere Wege hier heraus. Ich denke die Kanalisation wäre das beste-"

Ruckartig entweicht dir die Luft aus deiner Lunge, so brutal überfällt dich der Ekel. "Die- die Kanalisation?", stotterst du hilfesuchend und verziehst angeekelt das Gesicht. Unter normalen Umständen würdest du dich niemals, unter keinen Umständen zu solch einem Ort hinunter beugen. So eine eine Umgebung liegt weit unter deinem Niveau und unter den Begebenheiten, die deiner gerecht werden.

"Tut mir leid Prinzessin, aber man kann nicht immer auf einem roten Teppich durch das Leben zu stolzieren." Er schmunzelt, ehe er hinzufügt "Besonders, wenn man auf der Flucht ist, mein Lieber."

"Ja, das ist harter Turback", gibst du ihm recht und ein warmes Gefühl durchflutet dich. Es erscheint dir gar nicht mehr gaz so schlimm in die Kanalisation hinunter schreiten zu müssen solange Jesus, der Mann deiner Träume, an deiner Seite bleibt und dich begleitet. Du würdest überall hingehen, wenn er bloß dabei ist. Glücklich schaust zu zu ihm rüber, auf sein perfektes Seitenprofil, welches fast unnatürlich makellos, wie aus einem Buche oder einer Legende erscheint. Eine Welle der Glücksgefühle überrollt dich gnadenlos und du wirfst dich lächelnd in Jesus Arme. Sein männlicher Geruch steigt dir in die Nase und benebelt dich auf eine berauschende Art und Weise. Jesus stimmt in dein Lachen mit ein, sie schüttelt dich , der du von der Erdanziehung nach Unten gezogen an ihm herunter hängst. Fröhlich drückst du dein Gesicht in seine Schulter und genießt diesen freudigen Moment. Ein Moment, den es in deinem Leben zu selten gegeben hat, so findest du und drückst dich bei diesem Gedanken noch dichter an die Muskelmasse Jesu.

"Runter mit dir", befiehlt der Auferstandene aus dem Nichts und du lässt dich aus seinen Armen zu Boden gleiten. "Wir sind schließlich auf der Flucht, verdammt wir müssten in Zeitstress sein." Jesus schaut dir eindringlich in die Augen, sodass ein merkwürdiger Schauer über deinen Rücken jagt. "Die Augen meines Vaters sind schließlich überall", erklärt er und huscht flink den Stein entlang hinter den Schatten der Wand und verschwimmt mit der Dunkelheit seiner Umgebung, unsichtbar für das Menschiche Auge. Verwirrt schaue ich in den Schatten und frage mich, ob ich es ihm genauso elegant nachmachen soll/ was kaum im Bereich des Möglichen liegt, oder ob es in Ordnung war, ihm wie ein normaler, ziwilisierter Bürger hinterher zu gehen. Schließlich war es am unauffälligsten sich auffällig zu verhalten, oder etwa nicht?

Ein Seufzen ertönt, kommt geradewegs aus dem Schatten der Wand, gefolgt von einer Hand, die aus dem Schwarz heraus tritt um dir ein Zeichen zu geben.

Langsam streckt Jesus seine Handfläsche gen Himmel und rollt seine Finger zweimal zu und wieder auf, bevor er sie zurück in die Dunkelheit zieht. Du lächelst und würdest gerne sagen, wie heiß du das gerade fandst, doch du hälst dich zurück, so willst du nicht unnötig Aufmerksamkeit erregen, ehe du dich dazu entscheidest, ihm ganz normal und sicher auch unauffällig zu folgen.

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