"Wir sind unter der mother fucking Erde", kreischst du kreidebleich, nachdem du realisierst. Die Erde bebt und sich in eben dieser zu befinden gehört nicht zu den klügsten Dingen in einer solchen Sondersituation. "Jesus fucking Christ"
Jesus scheint in Gedanken versunken und starrt leer auf den Boden hinab. Adrenalin schießt durch deine Adern. Ein Instinkt, der dir Kraft gibt, Kraft zu laufen, zu rennen. Immer weiter weg, bis du endlich in Sicherheit bist. Doch das tust du nicht, denn niemals würdest du ohne Jesus weg gehen. Ohne seiner Sicherheit bewusst zu sein und ihn an deiner Seite zu wissen.
"Wir müssen hier weg!", schreist du erneut, versuchst Jesus zu wecken und auf eure missliche Lage aufmerksam zu machen. Du zerrst dabei an seinem schlaff herunterhängendem Arm, versuchst einen Teil deiner Energie loszuwerden und dich zu beruhigen. Jedoch ohne Erfolg, denn Jesus rührt sich nicht vom Fleck. Keinen einzigen Zentimeter bewegt er sich.
"Die Welt geht unter! ", versuchst du es erneut und flattert aufgeregt mizt den Armen. Unsicher darüber, ob dies eine Überdramatisierung ist oder nicht. Man kann niemals wissen, was Gott für Pläne schmiedet.
Ein Poltern dringt durch die hohlen Gänge, schallt tief in eure Ohren, woraufhin du augenblicklich zusammen zuckst. Lautes Rollen, ein Aufschlag ins Wasser. In der Ferne fallen Gesteinsbrocken zu Boden und hinterlassen eine regelrechte Katasrophe. Die schlecht konstruierten Kanalisationsgänge fallen auseinander und ihr direkt dazwischen.
Wütend drehst du dich zu dem erstarrten Jesus und packst ihn fest am Handgelenk. Er quietscht wehleidig auf und schaut dich angsterfüllt an, doch in diesem Moment stört es dich nicht. Nicht im Geringsten. Du bist heilfroh, dass der junge Gott nun endlich seine Geister wieder gefunden hat und auch hoffentlich der Notlage bewusst wird. Schlechte Energie ist im Moment besser als gar keine.
Genervt starrst du deinen Begleiter an, hoffst dass dein Blick mehr aussagt, als du mit Worten jemals zu sagen vermagst. Die Dringlichkeit. Diese Angst.
Schnell läufst du nach Vorne, ziehst den Auferstandenen hinter dir her und ignorierst das leidvolle Ächzen, welches deine Begleitung von dir gibt. Er klingt wie ein wimmernder Hund und es tut dir im Herzen weh, doch jetzt ist keine Zeit für Schwäche. Ihr müsst verschwinden. Und das sofort!
"Da steckt bestimmt dein Vater hinter", knurrst du aufgebracht und läufst in einen Seitengang, der irgendwie stabiler aussieht als die anderen. Seine Wände sind mit frischem Gestein umhüllt und er ist durch eine dicke Säule in der Mitte gestützt.
"Ich habe mich bereits gefragt, warum er uns so leicht hat entwichen lassen. Jetzt aber weiß ich warum." Du schnaubst verächtlich. "Es war alles Teil seines hinterlistigen Plans. Eine Falle Gottes!" Wütend quetschat du Jesus Arm und schaust geradeaus. Der Gang vor euch wird mit der Distanz immer kleiner und dunkler, bis er zu einem unscharfen schwarzen Loch des Nichts verschwimmt. Es ist unheimlich, so wisst ihr nicht wo ihr euch befindet, wo ihr raus kommt und was sich im Dunklen verbirgt.
"Rede so nicht über meinen Vater!" Jesus schaut dich düster an und erhebt seine männliche Stimme. "Er mag uns nicht ausstehen und wütend sein, doch seine Nächstenliebe ist unmesslich und er ist immer noch unser großer Schöpfer"
Überrascht hebst du die Brauen. So ein bullshit. Er scheint doch mehr von seinem Vater zu halten, als du gedacht hättest und es bringt dich zum stutzen. Dir wird klar, wie wenig ihr euch eigentlich kennt. Kurz überlegt du, ob es taktlos oder gar unsensibel wäre, das Folgende auszusprechen, doch du warst nie ein Mann, der Dinge lange für sich behielt.
"Ein sadistischer Schöpfer, wenn du mich fragst. Einer, der uns nur ins Leben ruft um uns leiden zu lassen und sich daran zu ergötzen." Amüsiert musterst du deinen Gegenüber, den Sohn des großen Schöpfers. Die Welt ist schon ziemlich klein.
"Ist er nicht", quängelt Jesus und schneidet damit unangenehm an deinen Nerven. Er versucht es zu bestreiten, ohne große Argumentation. Wie ein kleines Kind, welches die Grausamkeiten der Erde nicht zu akzeptieren vermag.
"Doch, wahrscheinlich holt er sich darauf noch einen runter", lachst du und versuchst die Stimmung aufzulockern. Ein großer Fehlschlag in der Geschichte deiner Erfolge.
"Er ist mein Vater, ich kenne ihn wohl besser als du!", schreit Jesus dich aufgebracht an und schlägt dir ins Gesicht. Es kommt unvorhersehbar, zu unerwartet und trifft dich tiefer als du zuzugeben vermagst. Hart und schmerzhaft prallt seine Handfläche gegen deine Wange, in die sofort eine unangenehme Hitze steigt. Ja, die Stelle beginnt sogar zu brennen und es liegt nahe, dass sich dort ein hochroter Abdruck seiner Hand bemerkbar macht. Verstört starrst du in die Augen des Auferstandenen, welcher dich nun noch mehr an ein traumatisiertes Kind erinnert. Er schaut beschämt. Und schockiert. Diesen Schock teilst du mit ihm.
Mitleid so wie Wut finden zu dir, welche du geflissentlich ignorierst. Ruhe bewahren, sonst läuft noch etwas aus dem Ruder und seit heute läuft schon viel zu viel aus dem Ruder. Deine Beziehung mit Jesus scheint sich ins toxische zu entwickeln und das geht dir gewaltig gegen den Strich! Ihr tut euch nicht gut. Das ist nicht gut-
Schweigend schreitet du weiter, ziehst Jesus noch immer hinter dir her und erhöht absichtlich den Druck auf sein Gelenk. Du würdest ihn nicht loslassen. Nicht jetzt. Zu groß ist die Angst, dass er dir entweicht und wegläuft, nie wieder zurück kommt. Mit ausgeschöpft Geiste lauschst du dem Aufprall der Steine in der Ferne, versuchst die Distanz einzuschätzen und beruhigt dein nevöses Fleisch. Ihr scheint in einem mehr oder weniger sicheren Gang zu sein. Doch sicher vor euch selbst seit ihr nicht.
Du erinnerst dich selbst an ein wildes Tier. Es löst ein so niederschmetterndes Gefühl in dir aus, welchem du nicht lange wirst Stand halten können. Du musst etwas tun. Irgendwas. Doch was genau?
Jesus Haut fühlt sich weich an und du spürst seine Adern aufgeregt pulsieren. Es ist für euch Beide sehr schwierig. Du seufzt und straffst deinen Rücken. Diese Situation wird schon ein Ende finden und ihr werdet die Möglichkeit bekommen ein normales und geordnetes Leben zu führen. Das zumindest redest du dir ein um nicht komplett die Nerven zu verlieren.
Endlich meldet sich Jesus zu Wort. Du hoffst auf eine Entschuldigung, doch seine Worte machen alles noch schlimmer und lösen eine schmerzlich beißende Aggression in dir aus, die sich tiefer und tiefer in dich hinein gräbt. Hinfort mit allen guten Vorsätzen.
"Er würde niemals! ", faucht Jesus und entreißt sich deinem festen Griff. Traurig betrachtet er seine anschwillende Haut. Kleine rote Flecken zieren die sonst so makellose Haut des Mannes und zeigen in gewisser Weise Unterwürfigkeit. Ein fleckiger, roter Ring umfängt seine Haut, entstellt sie in gewisser Weise.
Reue durchrollt dich wie eine Lawine und reißt das letzte Bisschen Stolz mit sich, welches du noch übrig hattest. Was hast du bolß getan?
Ein lauter Knall lenkt von der Szene ab. Ein riesiger Stein fällt neben euch zu Boden und Jesus springt verschreckt in die Höhe. Mit einem um Vergebung bittenden Blick kommst du auf ihn zu und drückst deine Fingerspitzen sachte gegen seine Hand. Die Innenfläche fühlt sich weich an und warm. So vertraut.
"Es tut mir leid", murmelst du, auf seinen Arm blickend und verbindest eure Hände nun komplett miteinander. Ein weiterer Schlag ertönt und du schmiegst dich schützend gegen den Mann, der schon genug Leid erfahren musste. "Wir schaffen es hier raus!", prophezeit du optimistisch und versuchst eben diesen Optimismus auf Jesus zu übertragen.
"Die Cloaca Maxima verläuft größtenteils überirdisch. Wir werden hier schnell herausfinden.", meinst du und wirfst deinen Blick umher.
"Und dann werden wir überirdisch von verdammten Legionäre gepackt", knurrt Jesus und schnaubt. "Lieber verreck ich hier unten im Dreck."
Für einen kurzen Moment fehlen dir die Worte und du stockst. Kurz überlegt du, ob ihn umzustimmen doch die bessere Idee wäre, gibst jedoch schnell nach.
"Na dann suchen wir uns ein schönes Plätzchen zum Sterben", lacht du kehlig und zwinkerst dem schönsten Mann der Welt frech zu.
Mit den Augen läufst du jedoch die Wände auf und ab und durchsuchst diese nach den stabilsten Stellen. Mit viel Glück, werdet ihr hier heil wieder herausfinden.
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Jesusxreader
RandomSchnell kannst du vor einer Hinrichtug flüchten und wirst verfolgt. Wer rettet dich denn da? Ist er nicht eigentlich tot? Du kannst nicht anders als deinem Retter erbarmungslos zu verfallen und hoffst auf weitere Treffen und mehr als bloß eine Freun...