Kapitel 29

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Das Verschwommene deiner Augen verwandelt sich, wird rosa-rot. Es sind Freudentränen und Tränen der Ergriffenheit die jetzt sachte deine Wange herunter fließen. Ein Gefühl der Erleichterung breitet sich in deiner Brustgegend aus. Es ist als wärst du neu geboren, auferstanden wie Jesus. Es ist als hätte dein Leben gerade erst begonnen, dabei bist du kurz davor es zu verlieren. Jesus erscheint vor dir wie ein Gemälde, so unwirklich und wunderschön.

Eure Blicke treffen sich, in ihnen lässt sich alles ablesen. Jedes Gefühl dass euch durch die Zellen huscht lässt sich erahnen, mehr als das. Es lässt sich lesen wie ein Buch. Es ist so, als könntet ihr ganze Gespräche führen mit nur einem kleinen Blickkontakt.

So undenklich es in dieser Sekunde auch sein mag, du sehnst dich danach ihm um den Hals zu fallen, dich ihm komplett hinzugeben und einfach nur bei ihm zu sein. Zu bleiben. Auf dieser Erde gemeinsam mit ihm. Dein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Nichts davon wird eintreffen.
"Ich liebe dich auch", rufst du, obwohl dieses Geständnis überflüssig zu sein mag, es muss raus. Dabei hat er schon lange verstanden. Du bereust es ihm nicht früher gestanden zu haben. Viel Zeit hattet ihr zwar nie zusammen, aber ihr hattet sie. Zeit. Sie rennt euch davon, egal wie gerne du mit ihm noch hier verweilt hättest. Der schadenfrohe Legionär an deinem Rücken zieht dich nach Hinten. Ein Ruck schlägt zwischen deine Schulterblätter und du fliegst einen Schritt nach Hinten.

"Um diesen hier kümmern wir uns aber. Den wollen wir schon lange zu packen", grunzt der Soldat an Gott gewand, dessen Gesicht der Farbe des Steinbodens gleicht. Pures Entsetzen steht in der Mimik geschrieben, erst jetzt bemerkst du es. Er ist angewidert von den Worten seines Sohnes. Sein Blick findet zu dir und nur Momente später verwandelt sich das Gesicht seiner attraktiven Männergestalt in eine wütende Fratze. Ihn umgibt eine aggressive Energie, die fast ansteckend ist. Vielleicht weckt Sir auch bloß die Aggressionen, die schon lange tief in dir schlummern, doch du beginnst zu rasen. Das Blut pocht dir in den Ohren und deine Muskeln verspannten sich. Du musst Jesus aus den Klauen seines Vaters retten! Du beginnst dich zu winden und um dich zu treten, dich der Legionäre hat dich fest im Griff. Tränen der Verzweiflung rennen dein Gesicht entlang, du schluckt das warme salzige Wasser. Jesus schaut dih hilfesuchend an, es zerreißt dich. Du würdest so gerne etwas tun, doch dein Körper kommt an seine Grenzen. Du kannst, nein, du möchtest dir nicht vorstellen, was Jesus bevorsteht. Gott ist wütend, das vermag nichts Gutes.

"Nehmt ihn, aber setzt ihm ein qualvolles Ende", knurrt er wütend. Dann dreht er sich um und verschwindet unter den Jünger, zieht Jesus gewaltvoll mit sich.

"Jesus!", schreist du verzweifelt doch wirst ebenfalls weggezerrt. Er ist weg. Du bist weg. Das letzte was du siehst ist die grinsend Visage Judas, welcher sich ebenfalls an deinem Leid zu laben weiß.

Das nächste was passiert ist ein großer Kerl. Ein Legionär, stämmig und mit Muskeln am ganzen Körper bestückt, die größer scheinen als die Natur es erlauben sollte. Er kommt aus dem nichts direkt auf dich zu, seine Rüstung glitzert gülden in der Mittags Sonne. Sein kanntiges Gesicht grinst dir frech entgegen. Es offenbart eine Reihe gut gepflegter Zähne, sie glitzern. Er hebt einen riesigen, braunen Stoffsack in die Höhe. Große Flicken halten ihn zusammen und ehe du dich versieht steckst du in ihm drinnen. Ein miefender Geruch steigt dir in die Nase, den du nicht u beschreiben weißt. Dir bleibt auch keine Zeit dafür, denn ohne Umschweife wirst du uf die Schulter gehoben.

Dein Herz macht einen Sprung als die Schwerkraft dich plötzlich nach Unten zieht. Dein Nacken liegt unangenehm in der unteren Kule des Sackes. Er schmerzt und dein Rücken biegt sich gefährlich weit nach oben weg.

Panik überkommt dich, du beginnst wild mit den Beinen zu strampeln. Unbeholfen biegen sie sich in den Rücken deines Entführer. Du versuchst dich aufzustemmen, deine Liege Position zu verbessern, doch rutschst ab. Auch der zweite Versuch missglückt. In regelmäßiger Abfolge knallt deine Wirbelsäule gegen den harten Rücken des Monsters von Mann. Es fühlt sich eher an wie eine harte Steinplatte, als menschliches Fleisch und Blut. Du kannst in dieser Position niemals verharren. Ein weiteres Mal stemmt du deine Füße gegen den harten Muskel, doch verhärtet. Die Schritte haben aufgehört.

"Verdammt, hör auf zu treten du elender Mistkerl!", murrt eine Stimme und kurz darauf wirst du heftig in deinem Säckchen geschüttelt. Daraufhin wirst du wieder auf den Rücken geschwungen. Der Aufprall ist hart und führt dir Schwärzen vor die Augen.

Du gibst auf, dich gemütlicher hinzusetzen und akzeptiert den Schmerz. Er würde eh bald ein Ende haben. Du wirst ein Ende haben. Bald. Mit einem leeren Gefühl gibst du dich hin, nimmst wahr wie der Schmerz jede Sekunde deinen Rücken durchfährt und nimmst das aufgeregte Tosen der Menschen um dich wahr. Ihr befindet euch noch immer auf dem Platz. Auf dem Platz, auf dem du zuvor noch mit Jesus Hand in Hand gelaufen bist. Du wirst ihm nie wieder sehen. Nie wieder berühren oder riechen. Aufeinmal fühlst du dich gan klein und einsam. Du hoffst der Tod würde schneller kommen als gedacht. Schnell.

JesusxreaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt