Kapitel 23

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Schweigend schreitet ihr durch die Finsternis der Kanalisation. Es ist kalt und die sich in den Gängen angesammelte Feuchtigkeit tropft regelmäßig und schwer von der Decke herunter. Der Boden ist ein großes, dreckiges Becken, dessen Flüssigkeit sich düster um eure blanken Füße legt. Fast so, als greife sie nach ihnen. Die Kälte setzt dir zu, mehr als du es zuzugeben wagst, doch tapfer folgst du dem starken Mann, der unbeirrt vor dir durch die Dunkelheit stapft. Die Geräusche der von euch erzeugten Wellen im Wasser, oder wie man die Plörre hier unten zu bezeichnen mag, schallt in den langen Gängen und verflüchtet sich in weiter Entfernung. Du wagst es nicht zu sprechen, denn wer weiß wo die Worte letztlich landen.

Kühle Tropfen klopfen auf deine Haut und rollen langsam zu Boden. Sie hinterlassen eine Gänsehaut, dennoch bleiben sie unbeachtet. Jesus, der Mann, der im selbstbewusstem Schritt den Weg vorgibt, so als sei das Dreckswasser ein roter Teppich, scheint sich bestens auszukennen. Du bist dir nicht sicher, ob dieser Schein nun Trugbild oder Realität ist, doch du steckst dein vollkommenes Vertrauen in den Sohn Gottes. #ErstergläubigerAnhängerderKirchengemeinde #bae<3

"Hast du die Tasche noch?" , ertönt die dunkle Stimme deines Begleiters von Vorne. Du genießt den Klang dieser übermäßig männlichen Stimme für einen Moment. Zu lange, denn es dauert, bis das Gesagte zu dir durchdringt. Die Tasche, von welcher verdammten-

"Zum Teufel", fluchst du und schnaubst verärgert über dein eigenes Missgeschick. Enttäuscht schlingst du dir die Arme um den Leib und verschränkst sie wütend vor der Brust. Eine merkwürdige Art der Wut breitet sich in dir aus. Verzweiflung. Diese Tasche war das einzige Mitbringsel und die alleinige Garantie für ein Überleben in den nächsten Tagen. Der einzige sinnvolle Teil eures so tollkühnen Plans.

"Ich hatte es im Gefühl. Das wir etwas vergessen haben meine ich.", murmelt Jesus und dreht sich um. Sein Gesicht strahlt dir entgegen und erinnert an einen Stern; er leuchtet inmitten der düsteren Kanalisation. Und Jesus, er sieht dabei so unendlich süß aus. Diese niedliche Freude in seinem vom Leben müdem Gesicht. Sie löst ein wenig deiner Wut auf, bis sie sich fast vollkommen in Luft auflöst.

Der Grund seiner Freude bleibt dir fern, dennoch heben sich nun auch deine Mundwinkel an und eine Welle der Erleichterung durchrollt dich, entspannt deine Muskeln. Endlich.

"Aber das macht nichts.", fügt Jesus noch hinzu. Seine Stimme klingt fest und er scheint sich sicher zu sein. Dir selbst gibt es auch ein wenig Sicherheit und es festigt deine Emotionen. Er festigt dich, stabilisiert dein fragiles Selbst.

"Ich meinte ja von Beginn an, dass es nicht nötig ist." Verstohlen mustert der Auferstandene dein Gesicht und zwinkert dir frech zu. "Mach dir keine Gedanken"

"Ich mache mir keine Gedanken!", quakst du und schaust ihn gespielt beleidigt an.
"Du denkst also nicht?", seine linke Augenbraue wandert in die Höhe.
"Nein"
Jesus Lache hallt durch die Kanalisation und pralltallt millionenfach an den Wänden ab. Die Echos seiner geisterhaften Stimmen, die leiser und leiser werden, bis sie sich schließlich in der Unendlichkeit verflüchtigen. Du schaust ihn kurz an und schreitest schnellen Schrittes auf ihn zu, bleibst unmittelbar vor ihm stehen und neigst den Kopf leicht schief. Ein wenig amüsiert blitzt du ihn an und spannst deine Hände zu Fäusten, bevor du sie wieder entspannt nach Unten hängen lässt. Schwerkraft.

"Und wie gedenkst du, werden wir uns die nächsten Tage ernähren können, Monsieur Ich-weiß-alles-besser?", fragst du aufmüpfig und ziehst die Brauen eng zusammen, während du ihn eindringlich musterst. Doch sein Blick bleibt ungeniert. Er seufst und nimmt dich mit leichtem Druck in die Arme.

"Ich hab ziemlich viel Geld mitgehen lassen", gesteht er, woraufhin ein leises Lachen seinerseits ertönt. "Judas hat es nicht gemerkt, doch ich habe ihm während unseres-" Er verstummt kurz und seufzt in deine Haulskule. "Nun ja. ich habe in sein Gewand gegriffen, als er mit dir beschäftigt war...", murmelt er und seine Wangen färben sich leicht rosa. Verlegen versteckt er sein Gesicht in deinem Hals, doch es ist zu spät. Du hast Den Ausdruck auf seinen Zügen bereits erkannt und du kennst diesen Blick. Er ist beschämt. Du schaust ihn einen Moment lang an, ohne etwas zu sagen und weißt nicht so ganz, was du davon halten sollst. Schließlich war es untypisch für den Sohn Gottes Jemanden zu bestehlen und dann handelt es sich auch noch um Judas. Den Mann, der ihn wegen des Geldes verraten hatte. Wegen des Geldes musste Jesus sterben. Ein Rache Akt? Du schluckt. Es bereitet dir Sorgen, dass Jesus dieses schmutzige Geld gestohlen hat, doch was sollst du schon dagegen sagen? Diebstahl gehört schließlich zu deinem Alltag und gewissermaßen seid ihr auf dieses Geld angewiesen.

Jesus scheint dein Schweigen, welches nun schon eine ganze Weile andauert, zu verunsichern. Nervös tritt er von einem Fuß auf den anderen und schaut dich aus glasigen Augen an. Diese Augen- Ihre braune Farbe scheint zu verschwimmen. Es glänzt an einigen Stellen golden auf, während sie sich an anderen um mehrere Nuancen verdunkelt und in einem leckeren braun zu dir rüber glänzt. Honigbraun, wie frischer Honig in einem glitzernden Glas, der das hell scheinende Licht der Sonne reflektiert. Es zeigt ein so faszinierendes Farbenspiel, dass es dich fesselt. Du kannst dich nur schwer von ihm lösen.

"Du bist-", beginnst du und stockst. Verlegen schaust du zu Boden und beendest deinen angefangenen Satz:"so wunderschön." Räuspernd wendest du deinen Blick ab und starrst geradeaus in die Dunkelheit des Untergrundes. "Lass uns weiter gehen. Ich denke es ist nicht leicht sich vor Gott zu verstecken. Seine Augen sind überall."Seufzend Herbst du deine Füße über die dreckige plörre und überwindet den in dir aufkeimenden Ekel."Ach ja, ich denke das Geld werden wir brauchen", fügst du hinzu und vernimmt ein erleichterte Seufzen hinter dir. Schweigend schreitet du weiter durch die düsteren Gänge und ignoriert das Gefühl des brennenden Blickes Jesu auf deiner Haut. Lässig schlendert du über den feuchten Boden. Die Geräusche des Wassers sind als Einzige zu vernehmen. Das regelmäßige plätschert eurer Schritte macht dich wahnsinnig und zerrt an dir. Die Stille scheint dich zu zerreißen, sodass du dich gezwungen siehst deine Gedanken laut auszusprechen. "Es wundert mich, dass er uns noch nicht gefunden hat. Er war genau vor unserer Nase. Irgendetwas muss ihn abgelenkt haben", murmelst du und wirfst einen Blick über die Schulter nach Hinten. Jesus läuft dicht hinter dir und mustert dich mit einem lüsternen Blick, der dir unmittelbar in die Venen geht. Sofort bemerkt du, wie das Blut in deinen Unterleib schießt. Kurz darauf steht dein Penis bereits und zeichnet dich deutlich von deiner Toga ab. "Verdammt", zischt du und versuchst das Verlangen Jesus anzufassen zu unterdrücken. Du möchtest ihn spüren, seine warme Haut unter deinen Fingerspitzen fassen und seine lustvollen Stöhner an deinem Ohr hören.

Langsam kommt er auf dich zu geschritten, noch immer diesen feurigen Ausdruck in den Augen. Wenige Zentimeter vor dir kommt er zum stehen. Die Luft ist zum zerreißen gespannt. Sein heißer Atem streift angenehm dein Gesicht, sowie das honigbraun der Augen Jesu dich liebevoll umgarnt, sich um dich legt wie Efeu und dich vollkommen verschlingt.

Ein Lächeln schleicht sich über dein Gesicht, als du bemerkt, wie Jesus Blick doch immer wieder auf deine Lippen hinabfällt. Du musterst ihn kurz anzüglich, ehe du deinen Mund auf den seinen presst. Gierig. Kaum habt ihr eure Lippen vereint, drängst du deine Zunge in seinen Mund und greifst fest nach seiner Schulter. Sein weiches Fleisch ist so warm und elastisch unter deinen Fingern- Schnell drückt sich Jesus tiefer in deinen Körper und auch du presst den Unterleib demonstrativ gegen ihn.

"Ich begehrte dich.", flüstert dir Jesus ins Ohr und löst damit eine regelrechte Dopamin-Lawine in dir aus. Du möchtest diesen Mann und du möchtest ihn jetzt. Erregt knurrst du auf und kannst dich kaum zurückhalten. Doch du bist nicht das einzige, das die Kontrolle zu verlieren scheint.

Der Boden beginnt zu beben. Eine laute Akustik durchflutet den Raum, denn beunruhigende Geräusche dringen zu euch herüber und auch die Wände scheinen instabil.

"Fvck", haucht Jesus und  starrt dir panisch entgegen.

JesusxreaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt