Kapitel 21

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Zur selben Zeit, in der du und Jesus- äh Jesus und du in die Kanalisation aufbrechen:

(PS: Das werden zwei Kapitel, dann geht es wie gewohnt mit euch Cuties weiter/ Keine Sorge!)

Wut, Schmerzen und Blut. Rote Flüssigkeit ergießt sich über seine lieblings Toga, die er sich am Morgen enthusiastisch und mit einem selbstgefälligem Gefühl in der Brust umgewickelt hat. Doch nun verteilt sich das Blut seiner Nase auf ihr, dunkle Flecken, die von dem Leinenstoff aufgesogen werden und klebrig an seiner Haut haften. Ein Anblick der Niederlage, ein Sinnbild für alle bislang verlorenen Kriege bietet sich in dem lichtdurchflutetem Raum Galiläa. Das Selbstbewusstsein war zu Verachtung und Hass gewichen, die den Jünger seit dem Verrat an seinem besten Freund regelmäßig heimsuchten, wie ein alter Bekannter. Er weiß, dass er die Schmerzen, die er empfindet verdient und doch tost diese unzubändigende Wut in seinen Adern. Der Hass auf Jesus und dessen schwulen Gefährten ist unermesslich, gar schmerzhaft.

Judas liegt am Boden, mit gekrümmten Rücken an den Holztisch gelehnt, auf dem das kalte Abendmahl unangerührt und zurückgelassen liegen geblieben ist. So wie er. Tränen tropfen ihm auf das achtlos zusammengeknotete Stück Stoff mit den roten Flecken, welches seinen trainierten Körper nur mäßig bedeckt. Die Augen hat er geschlossen und den Mund schmerzerfüllt zusammengepresst. Zitternd atmet er ein und stößt die angestaute Luft mit einem kräftigen Stoß wieder hinaus. Er hofft, dass sein zu Tode angespannter Körper sich beruhigen würde, sowie die Schmerzen und die Wut, doch das alles schien es nur zu konzentrieren.

"Verflucht!", knurrt er und ballt seine Hände zu Fäusten, durch die sofort ein stechender Schmerz schießt. "Verflucht-", sagt er wieder, doch diesesmal ist es nicht mehr, als ein bemitleidenswertes Wispern.

"Judas?", ertönt eine vorsichtige Stimme aus Richtung des Eingangs. Es ist Thomas, der leise durch die versteckte Öffnung wieder in den Raum eingetreten ist. Er schweigt einen Moment, ehe er sich vorsichtig seinem alten Freund nähert.

"Ich hörte Geräusche wie von Steinen und dachte ich schaue doch noch einmal vorbei. Was ist bloß geschehen?", fragt er zögerlich und lässt sich neben Judas auf dem harten Boden nieder. Sacht hebt er das Gesicht des Verletzten an und begutachtet die Wunde. Judas lässt es zu, doch erwidert nichts auf Thomas Frage. Er ist zu erschöpft und wütend um ein Gespräch zu führen oder die jüngsten Geschehnisse zu schildern.

Seufzend zieht Thomas ein kleines Fläschchen Schnaps aus einer Falte seiner Toga. Ein heiseres Lachen ertönt aus Judas Kehle und bereitet ihm Schmerzen, die sich in seinem ganzen Körper ausbreiten. "Ich hätte jetzt auch gerne einen Schluck Hochprozentiges", scherzt er bitter und schließt die Augen erneut.

"Ich holte dies nicht zum Trinken heraus mein Freund", flüstert Thomas. Seine Stimme klingt erschreckend neutral, so als würde er mit seinen Worten auch wirklich nur das meinen, was er sagt, ganz ohne eine versteckte Botschaft. Beinahe beängstigt es Judas, so hat er angenommen es würde eine Anklage auf seine vorher ausgesprochenen Worte folgen. Er schüttelt erschöpft den Kopf und lässt seine Gliedmaßen locker von seinem Leib herunterhängen.

Feuchtigkeit trifft auf Judas Wange, lässt ihn zusammenzucken. Erschrocken reißt er seine Lider auf und blickt in das konzentrierte Gesicht von Thomas, der ihm mit einem in Schnaps getränktes Tuch auf das schmutzige Gesicht tupft. "Die Blutung hat gestoppt", verkündet er fröhlich und tupft sich seinen Weg unter Judas Nase. Der beißende Geruch des Alkohols schießt in seine Nase, doch immerhin heißt das, dass er wieder durch die Nase atmete. Als er das bemerkt, nimmt er plötzlich wahr, wie schleimig und wund sein Naseninneres ist und versucht genervt es unbeachtet zu lassen.

"Ich danke dir", flüstert Judas nach einem Augenblick und ein Lächeln ziert seine schhwachen Mundwinkel. Trotz all der Sündtaten und seinem Verrat hielt Thomas zu ihm, blieb an seiner Seite, ja kümmerte sich um ihn. Es ist vergleichbar mit einem kleinem Pfaster, dass sich um sein zersplittertes Herz legt und ihm Sicherheit und einen Stützpunkt bietet. Und er ist der Freundschaft wegen dankbar.

"Dafür wirst du mir aber erzählen, was vorgefallen ist!", fordert Thomas und Judas lächelt noch tiefer in sich hinein. Das war typisch Thomas, ein ruhiges, einfühlsames Gemüt, der alles dafür tut helfen zu können.

"Was ist denn hier-", ertönt es wieder aus Richtung Eingang. Dunkel und alt brummt die Stimme, unterbrochen von einem unmännlichen und ohrenbetäubenden Schrei der selben Person. Es ist Petrus, der nun am Boden liegt, getroffen von einem mittelgroßen Stein.

"Jackpot!", ertönt eine vor Triumph triefende Frauenstimme, schrill und laut. Genervt fasst sich Judas an die Schläfe und beginnt diese langsam zu massieren. Thomas hat mit der Verarztung inne gehalten und schaut schockiert auf den am Boden liegenden Jünger, welcher aus dem nichts beginnt zu schreien und zu kreischen. "MEINE BRUST, MEINE BRUST!", jault er panisch und hält sich die Seite.

"Das ist nicht deine Brust verdammt!", knurrt Judas genervt und setzt sich auf. "Meine Nerven werden strapaziert, nun sei doch still!", flucht er und erneut überfällt ihn eine Wut. "Nie hat man seine Ruhe"

"SIE HABEN MICH GETROFFEN, OH GOTT STEH MIR BEI. ICH STERBE, ICH STERBE, ICH STERBE"

"Dem Teufel gibst dus, verdammt so sei still!", schreit Judas und merkt, wie ihn seine Kräfte verlassen. Seine Energie ist aufgebrauch und trotzdem setzt er sich mit gestrecktem Rücken aufrecht hin, zeigt seine volle Größe.

"Ich STERBEEEEEEE!", heult der alte Petrus weiter, ungeachtet bleibt die Beschwerde Judas. Aufgeregtes Gemurmel erklingt aus dem zersplittertem Fenster. Kurz darauf stehen die Weiber ebenfalls in dem (eigentlich geheimen) Raum der Jünger. Ihre teuren Kleider und ihr Schmuck reflektieren das hineinströmende Licht. Ihre Busen heben sich füllig aus der wertvollen Anfertigung ab und ihre Hüften werden durch den perfekt fallenden Stoff und Falten deutlich betont. Für jeden heterosexuellen Mann wäre dieser Anblick ein göttlicher gewesen, nur befindt sich in diesem Raum keiner. Zu Beginn hatten die Jünger überlegt sich den "Club der heimlichen Homos" zu nennen, doch "Jünger" hatte sich schließlich doch durchgesetzt, auch wenn sie bei weitem nicht alle jung waren (der alte Petrus kämpfte bizarrerweise am meisten für diesen Titel)

"Um himmelswillen, das tut mir schrecklich Leid!" brachte einer der Frauen schockiert über die Lippen. "Das bedauere ich zutiefst"

Judas entweicht ein ausgedehnter Seufzer. Er will bloß allein sein und Stille, doch diese merkwürdige Zusammenstellung an Personen lässt erahnen, dass die folgenden Minuten ihm keine Ruhe geben würden.

JesusxreaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt