Kapitel 25

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Dein Blick trifft auf nichts, zumindest auf nichts, was dem Zorn Gottes auch nur im geringsten Stand halten könnte und so läufst du mehrere Meter voran. Selbstgewiss setzt du dich auf ein massives Mauernbruchstück, welches aus der elenden Plärre unter euch hervorsticht und eine trockene Fläche bietet. Eine im Vergleich noch relativ saubere ohnehin. Ein Fund, den du durchaus zu schätzen weißt.

Dort angekommen blickst du zurück auf deinen Begleiter. Er ist wie angewurzelt stehen geblieben, seine Glieder sind angespannt und strecken sich steif nach Unten. Er wirkt skeptisch, beäugt dich argwöhnisch und wach, aber dennoch mit einer gewissen Gefügigkeit, die in seinen Augen glitzert.

"Komm schon!", rufst du fröhlich und bedeutest Jesus mit einer einladenden Handbewegung, dass er kommen möge. Dieser setzt sich bereits in Bewegung, tritt auf dich zu und setzt sich anschließend neben dich auf das kalte Gestein. Ganz dicht, so dicht, du spürst seinen muskulösen Schenkel gegen deinen und auch seine Breite Schulter drückt dich sacht von der Seite. Ein wohliges Gefühl fließt in dich hinein, ausgelöst durch eine kleine Berührung, eine Geste der Verbundenheit und es durchströmt dich wie die wilde Flut. Es ist überwältigend schön, sodass du dein Glück kaum zu glauben vermagst. Du musst zufrieden lächeln, als du vorsichtig nach Jesus Hand greifst. Er lässt es zu.

"Wollen wir nun wirklich auf unseren Tod warten"? ", fragt Jesus lachend und du strahlt ihm belustigt entgegen.

"Ob wir hier Unten sterben oder nicht kann ich nicht sagen. Zumindest würde ich darauf warten, dass das Erdbeben ein wenig nachgelassen hat, damit die Wege etwas sicherer sind. Nicht, dass hier zu sitzen weniger gefährlich wäre als zu gehen, dennoch scheint es mir als die beste Lösung im Moment.", erklärst du und zuckst resignierend mit den Schultern.

Ein weiteres Beben durchknurrt den Raum und lässt ein monströses Geröll von der gegenüberliegenden Wand zu Boden krachen. Die Geräusche schallen an den Wänden wieder und spielen eure individuelle Musik des Todes. Du spürst es unter dir wackeln, der Stein vibriert gefährlich und du spürst, wie sich Jesus ruckartig dichter an dich schmiegt. Er hat Angst. Und seine Fleisch drückt sich irgendwie angenehm gegen deines.

"Ich denke wir warten auf den Tod", lacht Jesus nervös und du erkennst in seinen großen glasigen Augen die Furcht vor dem Ende. Eurem Ende.

"So ein Quatsch!", entgegnest du, obwohl du fast befürchtest er habe Recht. Mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen drückst du fest seine Hand und hofft ihm genug Zuversicht geben zu können. Denn diese Augen- Gebrochenes Honigbraun, dessen Splitter dir dein Herz zertrennen. Nein, du kannst diesen Ausdruck in ihnen nicht länger ertragen. Keine Sekunde.

"Du bist der Auferstande!", versuchst du es und kannst dir den weinerlichen Tonfall schwer verkneifen. Doch du sprichst und diesmal mit Nachdruck.

"Du kannst doch gar nicht sterben."

Jesus antwortet dir nicht direkt, er starrt bloß schweigend auf seine trockenen Finger hinunter und dreht seine Handflächen langsam nach Außen um sie vollends zu betrachten. Jeden Winkel. Du folgst seinem Blick, seine Knöchel sind rot angeschwollen und der Rest seiner Haut scheint etwas zu blass, gar tot auszusehen. Die vernarbten Löcher in der Mitte unterstreichen das Bild des Todes. Doch das ändert keine Tatsachen, Jesus Christus hat wunderschöne Haut, wunderschöne Hände, die wundervolles in dir auszulösen vermögen. Du lächelt und greifst nach seiner Rechten. Für einen kurzen Moment ist es vollkommen still. Das letzte Beben ist abgeklungen. Doch nicht lange, da rollt ein weiterer ohrenbetäubender Laut durch die wackeligen Gänge und der Boden schwankt gewaltig.

"Selbst wenn wir sterben, ja so sterbe ich in Anwesenheit eines Mannes, den ich gerne bis zum Ende um mich haben würde", flüstert du, offenbart deine Gefühle und kommst seinem Gesicht immer näher. Er lächelt dir ehrlich entgegen und ab diesem Moment kannst du nicht mehr widerstehen. Du musst seine samtweiche Haut auf deinen Lippen spüren.

Langsam setzt du deinen Mund auf seine Wange und beginnst dir einen Weg den Kifer hinunter zu küssen. Sein herber Duft steigt in deine Nase und lässt eine angenehme Gänsehaut über deinen Körper jagen.

Ein wohltuerisches Seufzen entfährt Jesus und es löst ein Gefühl des stolzes in dir aus.

Frech grinsend wandern deine Lippen weiter runter, bis du den Hals des Sohn Gottes erreichst. Deine Küsse werden fördernde, härter und du schlingst deine Hände gierig um seinen Hals, um ihn dichter an dich heran zu führen. Ihm entfährt ein Seufzen und er dreht sich weiter zu dir, greift ebenfalls an deinen Nacken und windet sich. Du beginnst härter an einer Stelle zu saugen und beobachtet, wie Jesus es in vollen Zügen auskostet, dich genießt.

Du verstehst das Zeichen. Er ist mit der Nähe einverstanden und hat dir verziehen. Er lässt dich heran und sich somit erneut auf dich ein. Du kannst nicht anders, als eine unendliche Dankbarkeit zu verspüren. Wie Gas breitet sie sich immer weiter in dir aus. Gleichmäßig und drängend, bis du sie schließlich nicht mehr in dir behalten kannst.

"Ich bin so froh, dass wir uns vertragen haben", quietschst du glücklich und drückst deine Stirn mit glasigen Augen gegen seine. Er lächelt. Dieses einzigartige Lächeln, niemals würdest du genug davon bekommen.

"Ich hoffe, dass das mit uns in Zukunft besser funktioniert", gibt Jesus zu und schaut beschämt zu Boden. Auf das dreckige Nass. Er schämt sich und doch er hat Recht. Und wie Recht er hat. Du kannst dir nichts schlimmeres vorstellen, als ein weiteres Mal so eingehend mit Jesus zu streiten. Ihn gar erneut zu verletzen. Dein Hals verknotet sich und es hinterlässt ein beengendes Gefühl in deiner Brust.

"Wenn wir in Sicherheit sind, dann sind wir entspannter", vergewisserst du ihm und auch irgendwie dir selbst, hoffst, dass er dich nicht aufgeben wird. Bereuen tust du nämlich so einiges. Jedes Wort und jeden harten Griff. Die Reue, sie schlingt sich um dich wie Efeu und raubt dir ein bedeutsames Stück deines Selbstwertes. Was ist bloß in dich gefahren?

Doch jetzt würdest du den Mann deines Lebens halten, dich um ihn kümmern. Zumindest solange das Erdbeben anhält würdest du ihm im in deinen Armen Geborgenheit schenken. Gott, am liebsten hättest du ihn für immer an deiner Seite, doch dieses Leben verspricht nunmal keine Ewigkeit und die Unendlichkeit wird euch trennen. Du schließt deine Augen und konzentrierst dich auf die Stelle zwischen deinen Augen an der die Haut des Auferstandenen auf deine trifft. Irgendwie bringt es dich zum Lächeln. Man kann schon von Glück sprechen einen solchen Mann zu finden und an seiner Seite zu wissen. Das größte Glück, das man auf dieser Erde finden kann. Er ist hier, bei dir. Er will es so.

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