-Kapitel 1-

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Sarah richtet ihre große Brille, um gleich danach mit ihren zierlichen Händen ihren Stift zu greifen und ihn bereit hält zum Schreiben. Ihre blauen Augen schauen mich wissend an und ihre Lippen werden zu einem freundlichen lächeln.
„Also Nick, wie geht es Ihnen heute?" Fragt sie mich, ich lehne mich mit dem Oberkörper nach vorne.
„Super." Antworte ich, sowie bei jeder Sitzung mit Sarah.
„Wir wissen inzwischen beide, dass das nicht die Antwort ist die ich hören möchte." Sagt sie und ich nicke, nach 40 Sitzungen kennt sie mich leider zu gut.
„Ich habe kaum geschlafen, ich bin einfach müde." Sage ich und zucke mit meinen Schultern, als wäre es das normalste der Welt.
„Sie hatten einen Alptraum?" Fragt sie und richtet den Stift, sodass sie gleich schreiben kann.
„Nein, ich habe über nächste Woche nach gedacht." Sage ich gleich ehrlich, sie nickt wissend.
„Sie haben angst zurück zu kehren?" Fragt sie, ich kann darauf nur nicken.
„Und das dürfen Sie auch, es ist ein halbes Jahr her das Sie in Ihre alte Umgebung zurück kehren." Erklärt sie.
„Ich möchte nur nicht enttäuschen." Sage ich ehrlich zu Sarah und nun lehnt sie sich vor und lächelt mir zu.
„Das können Sie doch gar nicht." Sagt sie, doch sie hat keine Ahnung.
„Ich habe genug Menschen enttäuscht." Sage ich zu ihr.
„Woran erkennen Sie das?" Fragt sie und lehnt sich wieder zurück, nimmt ihren Stift wieder schreib bereit und ich bin mir ziemlich sicher dass Sarah das aufschreiben wird.
„An ihren Blicken, diese Enttäuschung in ihren Augen." Ich denke an Lina, meiner besten Freundin die mir das Leben geschenkt hat, welches ich mir immer gewünscht habe.
Aber ihr Blick, als sie mich am Boden liegen gesehen hat, voll gepumpt mit Drogen werde ich nie vergessen.
„Ein Blick kann viel sagen, aber darauf kommt es nicht an. Es kommt darauf an was deren Herzen sagen und es scheint Sie immer noch zu lieben." Erklärt Sarah und ich muss lächeln. Das stimmt wohl, sonst hätte mich Lina nicht solange ausgehalten.
„An welche Person denken Sie jetzt? Lina oder Linda?" Mein Herz bleibt kurz stehen, meine kleine Linda. Ihren Blick werde ich von allen am meisten verabscheuen. Als Tochter von Lina, hatte sie wie ihr großer Bruder Louis das vergnügen mit mir aufzuwachsen. Und obwohl sie mit ihren 15 Jahren noch so jung ist, überrascht sie mich immer wieder mit ihren Weisheiten und sie ist auch der Grund, warum ich die Therapie angefangen habe. Linda hat mir vor Augen gebracht wie ich auf die beiden wirke, nicht wie der Patenonkel zu dem man herauf schaut, sondern den Onkel den man lieber nicht erwähnt und dieser Onkel will ich nun wirklich nicht sein.
„An beide, ich will sie nicht mehr enttäuschen." Sage ich und blicke herauf zu Sarah, sie schreibt etwas in ihr Buch und ich schaue währenddessen hinaus.
„Was werden Sie als erstes tuen, wenn Sie nächste Woche Heim kehren?" Fragt Sarah.
„Ich werde zu Lina und Liam fahren und mit ihnen zu Abend essen und zusammen mit ihren Kindern den Abend genießen. Und dann werde ich nach Hause fahren und alleine sein." Nie im Leben hätte ich gedacht das ich alleine ende. Ich war immer der Junge der jede abgekriegt hat, besonders bei Laura habe ich mich wohl gefühlt.
„Sie sollten vielleicht darüber nachdenken in einer WG zu ziehen, damit Sie nicht so alleine sind." Sagt Sarah und nun muss ich lachen.
„Sarah, ich bin zu alt für solch einen Schwachsinn." Sage ich und schüttle mit meinen Kopf, WG das hätte ich mit 18 gemacht aber nun mit 40?
Nein danke.
„Dann suchen Sie sich Freunde." Sagt sie.
„Ich habe Freunde." Nun schaut sie mich ungläubig an.
„Lina und ihre Familie zähle ich nicht dazu." Sagt sie und ich sehe sie fragend an.
„Wieso?" Frage ich sie.
„Sie sind Familie, Sie sind ja schon halb Adoptiert."
„Das ist unverschämt." Sage ich ernst.
„Es ist die Wahrheit Nick. Sie brauchen dringend Freunde, haben Sie sich hier mir einigen Angefreundet?" Fragt Sarah und ich nicke.
„Versuchen Sie mit ihnen in Kontakt zu bleiben, setzen Sie sich das zum größten Ziel. Nehmen Sie Abstand von ihren alten Freunden, die ihnen Drogen gegeben haben und Freunden Sie sich mit den Menschen an, die das gleiche Ziel haben wie Sie." Sagt Sarah ernst, ich nicke. Ich würde wirklich gern, doch ich habe kein Lust auf neue Menschen. Mir hat schon Maik gereicht, der mir seit meinen zweiten Tag auf die Nerven geht.
„Wir sehen uns morgen auf ein neues, Nick. Genießen Sie die Sonne." Sagt Sarah und reißt mich damit aus meinen Gedanken.
„Bis morgen." Ich stehe auf und verlasse schnellst möglich den Raum und flüchte nach draußen.

Wuhu! Das erste Kapitel und damit beginnt eine schöne Reise, mit Nick im Handgepäck. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen!
Eure Soli 💕

Sein Spiel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt