-Kapitel 3-

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Ich erkenne schon an der Schrift das es ein Brief von Linda ist, doch dahinter ist noch ein Blatt Papier. Welche ist zu erst meine Beachtung schenke.
„Lina." Ich lächle, wie ich meine kleine Freundin vermisse. Auch wenn ich mir nichts mehr wünsche als Lina glücklich zu sehen, weiß ich das ich es niemals der Grund sein werde.
Mit meinen Taten habe ich mehr als einmal sie unglücklich gemacht. Doch sie gibt mich nicht auf, noch nicht.
Dabei war es doch nur ein Zufall das ich ihr begegnet bin, ich war wieder einmal in Therapie bei Michael und dann saß sie im Wartezimmer. Ihr Augen waren neugierig auf mich gerichtet, was wohl solch ein Junge eine Therapie bräuchte, doch ich war alles andere als dieser Junge. Das war wahrscheinlich meine schlimmste Phase, gleich nach der Phase als ich Amber kennengelernt habe.
Aber das ist eine andere Geschichte, ich schüttle verärgert meinen Kopf und lese mir das Geschriebene von Lina durch.

Hallo Nick,
ich hoffe das du die letzte Woche gut überstehen wirst.
Ich freue mich schon so sehr dich wieder in den Arm zu nehmen und auch wenn Liam es nicht zu geben will, er vermisst dich auch schrecklich. Wahrscheinlich noch schlimmer als ich, obwohl ich mir nicht sicher bin ob das noch geht.
Ich hoffe es geht dir gut und du kannst noch einmal neu Anfangen. Ich weiß es ist alles andere als einfach, doch wir sind für dich da und helfen dir bei allem.
Mein Herz schlägt immer mit deinem zusammen, vergiss das nicht! Ohne dich wäre ich nie dort wo ich jetzt bin und ich möchte dir das endlich zurück geben.

Also bis in einer Woche, ich hole dich mit Linda zusammen ab.

P.s. ich glaube sie hat dich am meisten vermisst.

Ich muss schmunzeln bei dem letzten Satz, wie ich sie auch alle vermisst habe. Ich kann mir inzwischen auch kein Leben mehr ohne sie vorstellen, sie sind die Familie die ich nie hatte. Doch ich möchte ihnen kein Leid mehr antun und bin wirklich bei den Gedanken angekommen mich von ihnen zu trennen.
„Shit." Meine Sicht verschwimmt.
Mein Herz schlägt immer mit deinem zusammen.
Diesen Satz hat sie mir auch schon vor 5 Jahren gesagt, dort hatte ich meinen schlimmen Absturz und lag halb tot auf der Liege. Den Satz und den dazugehörige Blick werde ich nie vergessen.
Ich nehme mir Lindas Brief zur Hand und beginne zu lesen.

Hey Onkel Nick,

hoffentlich bringt dich die Langeweile nicht um. Ich habe gerade totale Langeweile, naja Sommerferien halt. Jeder meiner Freunde ist im Urlaub und ich hocke hier und warte bis wir zusammen Milchshake trinken können.
Bis nächste Woche und immer schön den Kopf oben halten.

Hab dich lieb,
LIN.

Ich lege ihren Brief zur Seite und schaue aus dem Fenster, nur noch eine Woche dann habe ich meine Therapie geschafft. Ich bin eigentlich motiviert wieder in mein Leben zu starten.
Mit Lina wieder zusammen zu arbeiten, mit Liam über Sport zu reden und Louis zum Lachen zu bringen. Doch ich bin ebenso nervös ob ich das alles packen werde. Ich schlucke kräftig und lege den Brief zu den anderen haufen, Linda hat mir wöchentlich Briefe geschrieben. Da ich kein Handy habe während der Therapie, ist es die einzige Kommunikation die ich mit der Außenwelt führen konnte.
Aber es hat Linda nicht davon abgehalten mich als Tagebuch zu missbrauchen, aber so habe ich wenigstens immer mitbekommen was zu Hause los war.

Wie fast jeden Abend treffen sich einige in den Gemeinschaftsräumen um entweder Fernsehen zusammen zu schauen oder spiele zu spielen. Ich sitze meistens immer mit fünf weiteren an einem Tisch und wir spielen einige Brettspiele.
So stelle ich mir auch ein Leben im Altersheim vor...
„Lara, du glückliche, dein letzter Abend." Sagt Maik zu Lara, diese lächelt zu ihm herüber.
„Was tust du als erstes?" Fragt Hannes der neben Lara sitzt und in seine Karte nebenbei guckt.
„Zu MacDonalds fahren." Sagt sie, das klingt nach einem richtig guten Plan.
„Oh ja, so einen richtig fettigen Burger mit Pommes und eine geile kalte Cola, wären schon echt mies geil!" Sagt Hannes und schaut von seinen Karten hoch.
Er ist der jüngste in unserm Kreis, Hannes ist Anfang 30, seine blauen Haaren hat er inzwischen schwarz gefärbt und seine roten Augen sind wieder braun. Er ist nicht mehr der Junkie, sondern ein erwachsener Mann mit neuen Ansichten vom Leben.
„Was willst du machen?" Frage ich ihm.
„Eine Reise, weit weg von allem." Antwortet Hannes.
„Nicht zu deiner Familie?" Fragt Maik und handelt sich von mir einen Klaps auf den Hinterkopf ein, er sollte inzwischen wissen das Hannes keine Familie mehr hat.
„Alles gut Nick, ich bin glücklich wenn ich alleine bin und die Reise hilft mir wahrscheinlich zu mich selbst zu finden." Erklärt Hannes, ich nicke nur daraufhin.
„Weise Worte." Sagt Pia und ich schaue traurig zu ihr rüber. Ihre Vergangenheit war auch alles andere als einfach. Vergewaltigt vom eigenen Onkel und Cousin, seelisch Missbraucht von den eigenen Eltern. Sie war froh als sie mit 16 Flüchtete, nur ist sie dabei auf die falsche Bahn geraten und nie wieder von der Drogen schienen runter gekommen.
Doch nun hat sie ein Kind und einen Mann, nur für die beiden versucht sie endlich Clean zu werden und ich bewundere ihr durchhalte Vermögen. Ich hätte mir schon längst den Schuss verpasst um dieses Leben zu beenden, mir reicht schon mein kranker Stiefvater.
„Ich werde endlich meine kleine wieder in den Arm nehmen und das Jahr mit ihr nach holen." Sagt Pia und wir stimmen ihr alle nickend zu.
„Und du Nick?" Fragt Mike und ich muss lachen.
„Renne wie ein bekloppter zurück zu meiner Familie." Sage ich und lächle dabei, ein ehrliches Lächeln.

Was würdet ihr machen, wenn ihr ein halbes Jahr von der Außenwelt abgeschottet wärt?
Ich würde zu meinen Eltern&meiner Schwester gehen und sie kräftig umarmen.
Eure Soli 💕

Sein Spiel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt