Befragung

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Ich spürte, wie mir etwas kaltes über den Kopf geschüttet wurde und ich zog erschrocken Luft ein. Dabei bemerkte ich sofort meine schmerzende Rippen und biss gequält die Zähne zusammen.

"Ich dachte schon du bist verreckt."
Mein Blick wanderte bei seiner Stimme nach oben und nun erkannte ich die grauen Augen des Hauptgefreiten. Mir war vorher nicht bewusst, wie fesselnd sie sein konnten.

Ich stellte fest, dass ich auf einen Stuhl saß und als ich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht streichen wollte, merkte ich, dass ich gefesselt war.
Ich ruckte an den Seilen, doch sie schnitten sich nur fester in mein Fleisch.

"War das wirklich nötig?", fragte ich ein wenig gereizt.

"Nachdem du uns mit deinem Fluchtversuch die ganze Nacht auf Trapp gehalten hast, war das mehr als nötig."

"Ihr hättet mich einfach laufen lassen sollen.", murrte ich etwas und ich spürte, wie mir grob ins Haar gefasst wurde und daran hochgezogen wurde.
Ich zischte leicht auf und das Gesicht des Hauptgefreiten kam mir gefährlich nah. Ich konnte nichts von der Symphathie, die ich zwischenzeitlich für ihn empfand, entdecken. Er war einfach nur sauer.

"Was will ein so dummes Weib wie du von uns?", knurrte er mir entgegen.

Frank hatte mir schon immer beigebracht, dass wir uns mehr vor den Menschen als vor den Titanen in Acht nehmen mussten, denn sie waren die viel schlimmeren Monster.
Wir hatten nichts, was für sie von Bedeutung war, außer unser Leben und das hieß es vor ihnen zu schützen, egal was wir dabei verlieren würden.

"Ich..ich hab nach Nahrung gesucht.", antwortete ich und mich überfiel eine tiefe Scham. Er ließ meinen Kopf los und sah mich an, doch ich blickte zu Boden.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren spürte ich plötzlich einen heftigen Schlag gegen die Schläfe. Mein Kopf wurde zur Seite gerissen und ich spürte, wie mir warmes  Blut runter rann.
Wieder packte er mich und zwang mich ihn anzusehen.

"Lüg mich nicht an."
Seine Stimme klang so berdrohlich, dass ich am liebsten in Tränen ausgesbrochen wäre, doch ich riss mich zusammen.
Ich kannte nur einen Menschen und das war Frank. Und er hatte nie so mit mir gesprochen.

"Ich...lüge nicht!"
Als quittung erhielt ich einen heftigen Schlag in den Magenbereich. Ich hustete heftig und krümmte mich zusammen.
Vor Schmerzen schossen mir die Tränen in die Augen und wieder riss er meinen Kopf nach oben.

"Ein letztes Mal. Was willst du von uns?"
Ich versuchte meinen Kopf weg zu drehen, doch er ließ es nicht zu.

"Ich sage die Wahrheit!", versuchte ich es wieder und ich rechnete bereits mit einem nächsten Schlag, als die Tür aufgerissen wurde.

"LEVIII ! Was machst du denn da, mit unserem Besuch?"
Eine großgewachsene, braunhaarige Frau kam eingetreten und sah empört zu dem Schwarzhaarigen.

"Vierauge, verschwinde. Ich hab es hier in Griff."

"Ja. Ich seh es. Fünf Minuten lass ich euch alleine und sie blutet am Kopf und sieht aus, als wäre sie den Tränen nahe. Du hast wirklich kein Gefühl für Frauen!"

"Tch."

Die Braunhaarige packte Levi an den Schultern und schob ihn nach draußen.
"Geh du mal Tee trinken oder so. Ich kläre das schon!"

"Mach keinen scheiß mit ihr.", hörte ich ihn noch sagen, ehe sie die Tür laut krachend schloss.

Sie seufzte laut, ehe sie mit einer Schüssel in der Hand auf mich zu kam. Mein Blick wanderte sofort wieder nach unten, als sie sich vor mich hinkniete, musste ich ihr in die Augen sehen.

"Mein Name ist Hanji. Tut mir leid, Levi  ist nicht für seine Freundlichkeit bekannt.", hörte ich sie lachen, doch ich erwiederte nichts.

Sie griff in die Schüssel und holte ein Tuch heraus. Sie bewegte es vorsichtig zu meinem Gesicht, doch ich zuckte sofort zurück.

"Ich will nur deine Wunde reinigen. Es wird nicht weh tun."
In ihrer Stimme lag etwas sanftes und ich schloss die Augen, als ich das Tuch an meiner Schläfe spürte.
Frank hatte einst gesagt, dass Menschen manipulativ seien und verschiedene Tricks anwandten, um an informationen zu gelangen. Einer dieser Tricks nannte er 'Guter Soldat & Böser Soldat' und ich glaubte, genau da befand ich mich gerade.

"Was wolltest du gestern Abend in unserem Lager?", fragte Hanji mich und beinahe hätte ich aufgelacht, weil sich meine Vermutung bestätigte.

"Ich war auf der Suche nach Nahrung.", flüsterte ich, denn ich fühlte mich furchtbar erschlagen.

"Wir verstehen nicht, wo du herkommst. Wir haben noch nie einen Menschen, der nicht zum Aufklärungstrupp gehört, außerhalb der Mauer gesehen."

"Es gibt auch nicht viele."

"HÄÄ?" , durch ihr plötzliches aufsschreien zuckte ich zusammen und sah sie erschrocken an.
"DU WILLST MIR WIRKLICH ERZÄHLEN, DU LEBST HIER?"

In ihren Augen begann es zu funkeln und ein riesiges Grinsen machte sich auf ihren Lippen breit.
"So dicht an den Titanen, jedes Mal die Befürchtung gefressen zu werden und dieser unglaubliche Nervenkitzel...DAS IST DER ABSOLUTE WAHNSINN!"

Sie legte ihre Hände auf meine Knie und ihr Gesicht kam meinem ganz gefährlich nahe.
"Du MUSST mir alles erzählen, ja? Wie hast du so lange überleben können? Wieso bist du nicht gefressen wurden? Ich muss Levi und Erwin dazu holen! Sonst glauben die mir nachher nicht!"

Sie sprang auf, stieß die Schüssel noch um und lief nach draußen. Vergessen waren meine Verletzungen.

Sie hatte die Tür offen stehen gelassen und wäre beinah in den blonden Jungen aus dem Wald gerannt. Er wich erschrocken aus und sah dann in den Raum rein. Sein Blick ging zu Boden, wo die Schüssel lag.

Er stieß ein seufzen aus und betrat den Raum. Er hockte sich neben meinen Stuhl und wischte die Pfütze zu Boden.
Ich beobachtete ihn dabei und sah stur zu Boden.

"Du bist der, der mich vorm Absturz bewahrt hat, oder?", fragte ich leise und ich sah nun endlich, dass er zu mir nach oben sah, ehe er sachte nickte.

"Danke. Du hättest mich Fallen lassen können, doch du hast es nicht getan."

"Du bist trotzdem hart auf den Boden gekommen.", sagte er nun leise.

Ich musste laut auflachen und hielt sofort inne, als sich der stechende Schmerz in meiner Seite bemerkbar machte. Sofort stoppte ich und biss die Zähne zusammen.

"Ich glaube, das war auch einer der beschissensten Idee, die ich jetzt hatte.", keuchte ich und versuchte meinen Atem zu beruhigen.

"Wahrscheinlich hast du dir die Rippe angeknackst. Darf ich mal sehen?"
Ich erkannte, dass er ein wenig besorgt aussah, als er mich fragend ansah und ich nickte sachte.

Er schob mein Oberteil ein wenig nach oben, sodass er meine schmerzende Stelle sehen konnte.
Er strich mit einem Finger sachte drüber, doch ich zog sofort die Luft scharf ein.
Er wollte gerade etwas sagen, als wir eine bekannte Stimme an der Tür vernahmen:

"Armin, lass deine Finger bei dir. Für Liebeleien haben wir keine Zeit und jetzt verschwinde."

Armin sprang erschrocken von mir, nickte mehrmals hintereinander und verließ fluchtartig den Raum.

Levi kam mit Hanji und einem weiteren blonden Mann herein getreten.
Er war der Böse Soldat. Sie der Gute und welchen Part nahm er ein? Den Henker..?

Levi x Reader ~Hinter der Mauer~ //BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt