Deal

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Wir sprachen die gesamte Zeit über kein Wort miteinander. Ich sah bereits das Gebäude, in denen die anderen Soldaten des Aufklärungstrupps stationiert waren.

Wir stiegen vom Pferd ab und kaum hatte ich festen Boden unter den Füßen, als Levi mich grob am Oberarm packte und mit einer Handbewegung mehrere Soldaten zu uns rief.

"Bringt sie ins Verließ.", befahl er ihnen.

"WAS?", fragte er entsetzt, doch Levi sah mich nicht an. Er schnappte sich sein Pferd und brachte es in den Stall.
Ich versuchte mich von den Griffen der Männer zu befreien, doch je mehr ich mich wehrte, desto fester wurden sie.

Ich biss die Zähne zusammen und ließ mich wortlos abführen.
Dieser verdammte Mistkerl!

Sie brachten mit in den Keller und sperrten mich in eine Zelle. Es gab ein kleines Bett und ein Eimer.
Es waren Ketten an den Wänden befestigt und ich war ein wenig froh darüber, dass ich nicht dranhing.

Ich tigerte eine Weile unruhig umher, als ich hörte, wie sich die Tür öffnete.
Erwin Smith kam eingetreten und hielt ein paar Unterlagen in seiner Hand. Er setzte sich auf einen Stuhl und erst jetzt bemerkte ich, dass auch Hanji bei ihm war.

Sie grinste mir unentwegt zu und ich sah sie skeptisch an. Das letzte Mal, als ich ihr vertraut hatte, war ich kurze Zeit später bewusstlos.

"Nun.", begann Erwin zu sprechen und ich sah zu ihm.
"Wir werden demnächst wieder zurückkehren und wir wollen, dass du uns begleitest.", sagte er direkt und ich war ein wenig froh, dass er nicht um den heißen Brei redete.

"Als Gefangene?", fragte ich skeptisch und dieses Mal war es Hanji, die sprach:

"Nein! Ich will dich in meiner Einheit!"
Wieder grinste sie breit und ihre Augen funkelten ein wenig. Diese Frau war wirklich angsteinflößend.

Erwin deutete ihr ruhig zu bleiben, ehe er wieder zu mir sah:
"Wir wollen dich im Aufklärungstrupp. Es ist noch nicht entschieden, zu welcher Einheit wir dich packen werden.
Da du hier draußen so lange überlebt hast, würde sowohl Hanjis als auch Levis Einheit riesige Vorteile daraus ziehen können.
Wir werden erst mal schauen, was du so drauf hast, ehe wir die Entscheidung fällen."

"Ihr habt mich hier gefoltert und betäubt und jetzt in eine Zelle gesperrt. Ich habe keinerlei Gründe auch zu vertrauen, geschweige denn für euch zu arbeiten!"
Ich sah entschlossen in seine Augen und ballte meine Hände zu Fäusten.

"Da geb ich dir Recht. Allerdings hat mir Levi von deiner Flucht erzählt,als er dich in der Höhle zurück gelassen hat. Wir können nicht riskieren, dass du wieder abhaust.
Zudem gäbe es immer noch die Möglichkeit, dich innerhalb der Mauer in eine Zelle zu sperren und die Informationen, die wir benötigen aus dir rauszubekommen. Zur Not auch mit Gewalt. Das wäre allerdings äußerst Schade, da wir dich wirklich gerne dabei hätten."

Ich lachte trocken auf.
"Wow. Ihr seid wirklich Soldaten erster Klasse! Entweder tu ich das, was ich von mir verlangt oder ich werde gefoltert! Sehr löblich euer Verhalten!
Lieber lass ich mich von Titanen verschlingen, als für euch eure Arbeit zu machen!"

Ich war nach vorne an die Gitter getreten und umkrallte sie. Ich war so wütend, dass Erwin froh sein konnte, dass das Tor geschlossen war, sonst würde ich ihm vermutlich an die Gurgel springen.

"Du hast noch etwas Zeit darüber nachzudenken.", sagte er schlicht. Er erhob sich und ging wieder hinaus.

"Ich hoffe du bedenkst deine Entscheidung gut.", sagte Hanji noch, ehe sie auch hinaustrat.

Ich schlug wütend gegen die Gitter und fuhr mir dann durch mein Haar.
Wie konnte ich nur hier rein geraten?
Ich schmiss mich auf Bett und schlug noch einige Male in mein Kissen, als ich eine Stimme hinter mir hörte:
"Ehm...störe ich?"

Ich drehte mich um und hinter mir stand Armin, der ein Tablett in den Händen trug.
Ich atmete einmal tief durch, ehe ich vom Bett wieder aufstand.
"Schon gut.", sagte ich leise und Armin lächelte mich an.
Er war jemand, den ich wirklich nett fand. Ich verstand nicht, was er in so einem Verein wie dem Aufklärungstrupp zu suchen hatte.

Er schob mir mein Essen in einer Lücke der Gitter in meine Zelle. Ich ging darauf zu und entdeckte eine Schale mit einem Gemüseeintopf, eine Scheibe Brot und ein Glas Wasser.

"Lass es dir schmecken. Ich hole das Tablett später wieder ab!", sagte er lächelnd und wollte schon gehen, doch ich hielt ihn auf.

"Armin, oder?"

Er drehte sich noch einmal um und nickte mir sachte zu.
"Warum bist du hier?", fragte ich ihn.

"Ich habe dir dein Essen gebracht.", sagte er verständnislos.

"Nein. Ich meine im Aufklärungstrupp."
Ich merkte, wie er ein wenig rot um die Nase wurde und sich verlegen an der Wange kratzte.

"Ich weiß, ich bin nicht wirklich der Soldatentyp.", gab er zu, doch dann fingen seine Augen an zu leuchten.
"Aber eines Tages will ich die Welt da draußen sehen und wissen, wie sich die Freiheit anfühlt. Deswegen wollte ich dem Aufklärungstrupp beitreten."

Ich nahm mir ein Stück meines Brotes und steckte es in den Mund.
"Verstehe.", nuschelte ich und durch seine Worte, wurde mir bewusst, was mir gerade genommen wurde. Ich hatte diese Freiheiten gehabt und nun musste ich zum Aufklärungstrupp.

"Du hast da draußen gelebt, oder?"
Ich sah zu Armin auf und ich sah neugierde in seinen Augen. Ich nickte und er fragte gleich weiter:
"Wie war es dort?"

Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem Erwin bis vor kurzen saß und wartete geduldig auf eine Antwort.
Ich schob mir erst einmal einen Löffel vom Eintopf in den Mund und kaute bedächtig, ehe ich ihm antworte:

"Es war aufregend und überraschend friedlich. Wir haben einen Weg gefunden, mit den Titanen zu leben."

"Wir?", fragte er weiter, doch er erhielt nur ein Nicken. Er gab sich mit der Antwort zufrieden und stellte gleich die nächste:
"Hast du auch das Meer gesehen, in dem es so viel Salz geben soll, das kein Händler es in seinem Leben verkaufen könne?"

Ich sah wieder das Strahlen in seinen Augen und ich erzählte ihm, dass auch Frank mal von so etwas gesprochen hatte, ich es aber nie mit eigenen Augen gesehen habe.
Er stellte mir noch viele weitere Fragen und ich antwortete ihm, während ich aß, jedoch darauf Bedacht nicht zu viel Preis zu geben.
Egal wie nett er war, er war ein Teil des Aufklärungstrupps.

Nach dem Essen erhob er sich und nahm sich das Tablett wieder.
"Es war wirklich schön mit dir zu sprechen! Ich hoffe wirklich, dass wir mit deiner Hilfe mehr über die Welt da draußen herausfinden können."

Er verabschiedete sich und verließ die Zelle. Ich legte mich in mein Bett und schloss die Augen. Armin war wirklich ein Herzensguter Mensch. Ganz anders, als die anderen, die ich hier kennenlernen durfte.

Ich merkte, wie ich langsam eindöste, ehe ich in einen tiefen Schlaf glitt.
Mitten in der Nacht jedoch, wurde ich von einem merkwürdigen Gefühl wach und verschlafen öffnete ich die Augen.
Es war dunkel und ich brauchte einen Moment, um mich daran zu gewöhnen, doch als ich klar sehen konnte, entdeckte ich an der Wand gegenüber meiner Zelle eine Silhouette.

Sofort setzte ich mich erschrocken auf und dann erkannte ich graue Augen, die mich anstarrten.


Levi...

Levi x Reader ~Hinter der Mauer~ //BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt