Zu Hause

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Ich wusste, dass ich absolut jämmerlich wirken musste, wie ich es kaum schaffte mich auf dem Pferd zu halten und wenn Levi seinen Arm von mir nehmen würde, würde ich vermutlich direkt abstürzen.

Ich versuchte mich etwas aufrechter hinzusetzen und etwas Abstand zwischen mir und Levi zu gewinnen. Ich biss dabei die Zähne zusammen, um mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr es wehtat.

"Hör auf die Starke zu markieren und sag mir lieber wo ich lang muss!", knurrte er genervt und ich lehnte mich wieder zurück gegen seine Brust.

"Reite durch den Wald, kurz bevor wir auf ein Tal erreichen, gibt es einen Tunnel unter einer Wurzel. Dort werden wir abtauchen und die Titanen werden uns nicht folgen können. Sie sind dann auch wieder weit genug von der Burg weg."

Bei jedem Schritt, den wir taten durchzog mich der Schmerz und ich war erleichtert, als ich langsam die Lichtung erkannte und wir bald am Tunnel angekommen waren.

"Auf der rechten Seite.", hauchte ich und deutete auf einen riesigen Baum. Ich spürte Levi hinter mir nicken und spürte, wie er seinen zweiten Arm um meinen Körper schlang.
Als wir direkt neben dem unterirdischen Eingang ritten, zog Levi mich vom Pferd und wir stürzten auf den Tunnel zu.

Ich spürte, wie sich seine Arme fester um mich schlungen und wir hart auf den Boden des Durchgangs landeten.
Ich riss meinen Mund auf und sofort drückte Levi mir seine Hand auf meinen Mund, um meine Schreie zu ersticken.

Mit tränenden Augen atmete ich tief durch die Nase, ehe er langsam seine Hand weg nahm.
Er erhob sich und sah angewidert zu seinen verdreckten Klamotten. Auch ich stand zitternd auf und stellte mich auf die Beine, lehnte mich allerdings sofort gegen die Wand, damit ich nicht umstürzte.

"Und jetzt? Warten wir in diesem Loch?"
Ich hörte deutlich, dass es Levi mehr als anpisste hier zu sein, doch es war nun mal die einzige Möglichkeit seine Kameraden zu schützen und zu überleben.

Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Manchmal bewegen sie sich tagelang nicht. Das würde zu lange dauern. Komm mit."

Ich stützte mich an der Wand und lief durch den dunkelen Tunnel.
Wenn wir den Weg weiter entlang liefen und am anderen Ende wieder herauskamen, waren wir nicht mehr weit von meinem 'Zu Hause'. Dort hatten Frank und ich uns immer versteckt und übernachtet und noch immer lebte ich dort.

Doch ich würde Levi nicht dorthin führen können. Er würde mein Versteck kennen und ich wusste, dass ich dann nicht mehr Sicher vorm Aufklärungstrupp war.
Gegen ihn hatte ich in meinem momentanen Zustand auch keine Chance. Wenn ich es mir genau überlegte, war ich mir nicht einmal sicher, ob ich eine Chance hatte, wenn ich nicht verletzt war.

Der Tunnel wurde von einem hellen Licht beleuchtet und ich sah das Ende. Ich stoppte in meiner Bewegung und ließ mich an der Wand zu Boden gleiten.

"Ist ein wirklich unpassender Zeitpunkt für eine Pause.", knurrte Levi und sah abwertend zu mir nach unten.

"Wir können hier nicht raus, solange es hell ist. Es sind zu viele Titanen unterwegs."

"Und solange Hanjis Zeug nicht aus deinem Körper ist, wärst du innerhalb von Sekunden Titanenfutter.", fügte er hinzu.
 
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und dachte nach. In meinem Versteck hatte ich ein paar getrocknete Kräuter, die entgiftend wirkten. Wenn ich diese einnehmen würde, würde es mir vermutlich schneller besser gehen. Dafür musste ich Levi doch in mein Versteck führen.

Ich schnaufte laut auf und erhob mich zitternd.
"Was wird das?", fragte Levi abschätzend und ich hörte einen hauch von Arroganz, weswegen ich ihm am liebsten eine aufs Maul hauen würde.

"Ich hab hier in der nähe ein Versteck, dort habe ich Mittel, die mir helfen werden."
Ich stöhnte laut auf, als ich aufrecht stand. Ich hoffte wirklich, dass ich es bis dahin schaffen würde.

Wir krochen nach Oben aus den Tunnel raus und sahen uns um. Am Horizont hinter uns entdeckten wir ein paar Titanen, doch sie waren zu weit weg, alsdass sie uns bemerken würden.

Wir hockten uns hin und krochen durch die Büsche. Es dauerte nicht lange, bis ich die alte Ruine erkannte.
"Sag nicht, dass du dich hinter den paar Steinen vor den Titanen verstecken willst?"
Wieder würde ich ihn für seine Arroganz schlagen, doch ich ignorierte ihn und lief weiter.

Zwischen den Steinen lag ein Loch in der Erde, durch das ich durchkrabbelte.
Ich merkte, dass Levi zögerte, mir dann aber doch folgte. Steinige Treppen stiegen wir hinunter, ehe wir im Keller der Ruine ankamen.

Frank und ich hatten dieses Versteck per Zufall gefunden und es war eines der Besten, was wir je hatten.
Die Räumlichkeiten, die nicht eingestürzt und bewohnbar waren, mussten wohl als Gefangenlager genutzt worden sein, denn ein Großteil des Keller waren mit Zellen versehen.

"Schick hast du es hier."
Hörte ich es Levi sagen und ich schnaufte laut auf.

Ich lief in ein kleines Zimmer, indem wir unsere  Vorrät gelagert hatten. Die Lebensmittel waren leer und auch bei den Kräutern sah es wirklich mager aus. Doch ich nahm mir welche, die gegen das Gift waren und ich entdeckte tatsächlich auch welche, die die schmerzen linderten.

Zusätzlich fand ich noch eine Flasche mit einem schluck Wasser drin.
Ich nahm mir alles und  ging  zu einer der Liegen in einer Zelle. Ich legte mich hin und schob mir eine der Beeren in den Mund.
Ich zerkaute sie langsam und ich spürte, wie es immer trockener in meinem Mund wurde. Ich nahm mir mein Wasser und spülte es hinunter.

Ich wollte mir die nächste Beere in den Mund stecken, als Levi neben mir genervt stöhnte.
"Das würde zu lange dauern, bis die wirken."
Er hatte wieder einen genervten Unterton, doch ich sagte nichts als er mir die Beeren aus der Hand nahm und sie mit seinen Händen zerrieb.

Dann hockte er sich neben mich und legte das Puder auf meine Wunde an der Stirn. Sanft verrieb er es und ich war wieder mal über seine plötzlichen Stimmungswechsel überrascht.

Dann spürte ich, wie mir mein Oberteil nach oben gezogen wurde und erschrocken umfasste ich Levis Handgelenk und stoppte ihn.

"Tch. Ich steh nicht auf halbtote im Bett, also brauchst du dir keinen Kopf machen. Ich will etwas von dem Zeug auf deine Verletzung am Oberkörper verteilen."

Ich zögerte einen Moment, ließ aber seine Hand wieder los. Er zog mir das Shirt hoch, sodass es gerade noch meine Brüste bedeckte und ich spürte wie er wieder ganz vorsichtig seine Finger über meine Rippen gleiten ließ und ich biss mir meine Zähne zusammen, doch ich war mir sicher, dieses Mal lag es nicht nur an den Schmerzen...

Levi x Reader ~Hinter der Mauer~ //BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt