Ich packte meine Tasche, da die Sonne bald untergehen würde. Ich war nicht noch einmal in Levis Zelle gegangen und auch er hatte sie nicht noch einmal verlassen.
Mein Hunger hatte sich durch die emotionale Aufregung auch gelegt, was mir nur recht kam.
Doch als ich Levi im Flur stehen sah, wie er genüßlich in sein Brötchen biss, musste ich weg gucken, denn im Leben nicht würde ich ihm nach etwas zu essen fragen!
Ich ignorierte ihn, lief an ihm vorbei und sammelte die letzten Kräuter aus der Vorratskammer ein und steckte sie in die Tasche.Ich ging wieder zurück in die Zelle und Levi stand immer noch im Flur und sah mir zu. Etwas gereizt drehte ich mich zu ihm:
"Hast du nichts zutun?"Ich sah, wie er seine Augenbrauen ein klein wenig anhob, aber ganz ehrlich: Er hatte mich schon verprügelt, vergiftet, beleidigt und gedemütigt. Viel schlimmer konnte es ja nicht kommen.
Ich schulterte meine Tasche und ich starrte ihm noch einmal wütend in die Augen, als ich an ihm vorbei lief. Er reagierte nicht und ich konnte passieren.
Ich stieg die Treppen nach Oben und sah mich um. Ich konnte keine Titanen entdecken, also krabbelte ich aus dem Loch.
Ich ging zu dem Pferd hinüber und streichelte ihn sanft.
Achja. Wir hatten ja nur ein Pferd. Also war mein Plan, mich von ihm fernzuhalten schon über Bord geworfen.
Levi war noch nicht da und kurz dachte ich darüber nach, dass ich einfach aufsteigen konnte und davon galoppieren.
Ich könnte den Aufklärungstrupp und damit auch Levi entfliehen und könnte in Ruhe mein Leben leben.
Jedoch wüsste ich, dass mir der Aufklärungstrupp immer im Nacken sitzen würde. Wahrscheinlich würde ich paranoid werden und überall würden mich graue Augen verfolgen. Und wenn es um Levi ging, war ich mir nicht sicher, ob er selbst zu Fuß das Pferd einholen würde und mich wieder zurück schleifen würde.
Diese Blöße würde ich mir nicht geben.In diesem Moment kam Levi aus der Höhle auf mich zu geschlendert. Ich stopfte mein Rucksack in die Satteltasche und Levi ging auf die andere Seite, um die Tasche los zu werden.
Ich blickte nicht auf, doch plötzlich schob sich etwas in mein Blickfeld.Levi hatte mir eines der Brötchen entgegen gestreckt.
"Iss.", war das einzige was er sagte.
Ich ignorierte ihn und stieg schweigend aufs Pferd hoch. Ich wartete, bis er ebenfalls aufstieg, doch er stand immer noch mit dem Brötchen neben mir.
Irgendwann sah ich genervt runter und er starrte zu mir hoch.
"Du wirst vom Pferd stürzen, wenn du nicht endlich mal was isst. Dann werden wir noch länger hier bleiben müssen.", seinem Ton nach zu Urteilen, schien er drüber nachzudenken, mich zurück zu lassen oder den Titanen zu übergeben. Aber das war mir mittlerweile vollkommen egal. Er sollte mich einfach in Ruhe lassen."Mir ist leider der Appetit vergangen!", zischte ich giftig und drehte meinen Kopf wieder nach vorne.
Ich spürte wie er sich hinter mich setzte und ich war froh, dass er mein kleines siegessichere Grinsen nicht sah.Plötzlich spürte ich seine Hand in meinem Nacken, er packte zu und zog mich nach hinten. Erschrocken riss ich meinen Mund auf und Levi nutzte die Chance, um mir das Brötchen in den Mund zu schieben.
"Ich sagte: Iss!"So dicht wie er hinter mir saß und meinen Nacken immer noch gepackt hatte, war mein ganzer Mut hinüber. Ich hob meine Hand, nahm das Brötchen und biss ab.
Er ließ meinen Nacken los und umfasste die Zügel, während ich schweigend kaute.Verdammt!
Einmal hatte ich das Gefühl, ich wäre ihm überlegen und dann sowas !Er trieb das Pferd an und wir ritten los.
Dieses Mal war ich darauf bedacht, mich nicht gegen ihn zu lehnen und generell so viel Abstand wir möglich zu ihm zu halten.Mittlerweile hatte ich aufgegessen und ich spürte, wie es trocken in meinem Mund war. Ich drehte mich etwas zu ihm:
"Hast du etwas zu trinken?"
Mein Stolz war sowieso hinüber, also fiel es mir nicht schwer ihm um etwas zu bitten.
"Du kannst bis zum Stützpunkt warten.", sagte er kalt.
Wir waren noch nicht lange unterwegs und wir würden die ganze Nacht durchreiten. Sofort schoss Wut in mir hoch und ohne weiter drüber nachzudenken, griff ich in die Zügel, zog kräftig daran und brachte das Pferd zum stehen.
"Was wird das jetzt schon wieder?", fragte er genervt, doch ich rutschte vom Sattel und lief von ihm weg. "Oi!", hörte ich ihn noch rufen, doch ich drehte mich nur kurz um, zeigte ich meinen Mittelfinger und ging weiter.
Ich hörte Schritte hinter mir, lief jedoch einfach weiter. Ich erreichte ein stück Wald. Ich hatte nicht wirklich vor, wegzulaufen, aber ich brauchte einfach etwas Abstand von ihm.Levi hatte mich erreicht, packte mich an den Schulter und drehte mich um. Ich schlug nach seiner Hand doch sofort schoss sie nach vorne, legte sich um meinen Hals und drückte mich gegen einen Baum.
Sofort keuchte ich auf.
"Wag es dich nicht nocheinmal, so mit mir zu reden.", knurrte er mich an und ich sah in seinen Augen, dass er wütend war, doch das war mir egal.
"Sonst was?", fragte ich mit erstickter Stimme.
"Willst du mich wieder verprügeln? Oder vergiften? Oder mich wieder maniplieren? Hungern lassen? Kenn ich alles schon von dir, Levi."Ich spürte wie seine Hand sich ein wenig lockerte und ich zog gierig die Luft ein. Schließlich ließ er seine Hand komplett sinken und ich umfasste meinen Hals.
Levi sah zu Boden und hatte seine Hände zu Fäusten geballt, er war wütend, doch das erste Mal hatte ich das Gefühl, seine Wut richtete sich nicht gegen mich.Er pfiff einmal laut und das Pferd kam angelaufen. Ohne etwas zu sagen, griff er in die Sattelflasche und warf mich eine Flasche Wasser zu. Ich fing sie auf und nahm mir direkt einen Schluck, als ich Levi beobachtete, wie er wieder aufs Pferd stieg.
Ich drehte den Verschluss wieder zu, als Levi mir seine Hand reichte.
"Steig auf."Ich zögerte einen Moment, doch dann ergriff ich seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen. Er positionierte seine Arme links und rechts von mir und ergriff wieder die Zügel.
Er herrschte stille zwischen uns, doch es war merkwürdigerweise nicht unangenehm.Wir ritten noch eine Weile schweigend, ehe ich noch einmal seine Stimme hörte, jedoch so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob ich mich nicht doch verhört hatte:
"Hass mich bitte nicht..." <3
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Levi x Reader ~Hinter der Mauer~ //BEENDET//
FanfictionDu lebst seit Jahren hinter der Mauer, bestiehlst die Toten des Aufklärungstrupps, um zu Überleben, bis du vom Hauptgefreiten erwischt wirst...