Ankunft

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Die riesigen Tore wurden geöffnet und wir ritten hindurch.
Ich war überrascht, als ich unzählige Menschen sah, die auf unsere Ankunft warteten. Ich versuchte mich etwas gerader auf dem Pferd hinzusetzen.
Ich hörte, wie die Menschen die Namen der Soldaten brüllten und wieder andere tuschelten hinter vorgerzogener Hand und zeigten mit den Finger auf uns.

"Das ist unangenehm..", flüsterte ich leise und wusste gar nicht, wo ich hinsehen sollte.

"Ignorier es einfach.", sagte Levi und ich drehte mich ein Stück zu ihm nach hinten. In dem Moment, hörte ich wie zwei Frauen laut nach Levi schrien und dabei kicherten. Mein Blick blieb an ihnen hängen und als sie bemerkten, dass ich sie ansah, hörten sich auf zu kichern und sie schenkten mir einen bösen Blick.

"Ist es noch weit?", fragte ich ungeduldig und rutschte auf dem Pferd herum.

"Hör auf zu zappeln! Du machst das Pferd ganz nervös!", meckerte Levi und ich versuchte wieder ruhig zu bleiben.
Ich starrte nur auf die wippende Mähne des Pferdes und atmete erleichtert aus, als wir die große Menschenansammlung passierten.

Wir ritten zu einem riesigen Gebäude und ich vermutete, dass das das Hauptquartier war. Levi stieg vom Pferd ab und ich tat es ihm nach.
Ich stand da und wusste nichts mit mir anzufangen, als er das Pferd in den Stall führte. Glücklicherweise sah ich in diesem Moment Armin, der auf mich zu gelaufen kam.

"Hey! Darf ich vorstellen, dass sind Eren und Mikasa, von denen ich dir erzählt habe!"
Ich erkannte Mikasa sofort als die Soldaten, die so viele Titanen getötet hatte und ich stellte mich ihnen knapp vor.

"Wirst du eigentlich auch bei uns im Hauptquartier leben?", fragte mich Armin und ich nickte.
"Dann sehen wir uns auf jeden Fall öfter. Bei Mikasa und Sasha ist sogar noch ein Bett frei! Vielleicht kannst du es bekommen."

"Das geht nicht.", sagte ich und ich konnte die Entäuschung nicht aus meiner Stimme verbergen. Gerne wäre ich in der Nähe von Armin und den anderen geblieben, da ich mich wirklich wohl bei ihm fühlte.
"Ich steh noch unter Beobachtung und werde bei Levi einquartiert."

"BEIM HAUPTGEFREITEN?", schrie Eren entsetzt und ich nickte.

"Jäger, brüll hier nicht so rum.", hörte ich Levi hinter mir sagen und ich drehte mich zu ihm. Wieder war sein Blick nur kalt und genervt, als er sich zu mir drehte.
"Komm mit."

Ich verabschiedete mich von den Anderen und folgte Levi stumm.
Wir betraten das Hauptquartier und jedem den wir begegneten salutierte vor Levi. Mir wurde gerade erst bewusst, dass er wirklich ein hohes Tier hier sein musste.

Wir stiegen einige Treppen nach oben, ehe wir einen langen Flur betraten und vor einer Tür standen, in der daneben 'Hauptgefreiter Levi' eingraviert war. Er öffnete die Tür und hielt sie auf, damit ich eintreten konnte.

Ich ging an ihm vorbei und betrat den Raum.
Er war wirklich riesig und direkt gegenüber vom Eingang stand ein Schreibtisch, auf dem Ordentlich Mappen gestapelt lagen.  Davor standen noch zwei Sessel, die gut hier rein passten.

Der restliche Raum war mit Regalen und Büchern gefüllt. Es führten noch zwei weitere Türen von dem Raum ab.

"Links gehts ins Badezimmer und Rechts ins Schlafzimmer. Ansonsten fässt du hier nichts an.", erklärte er mir kurz angebunden und ich sah, wie er sich die Jacke auszog und sie an eine kleine Garderobe hängte, ehe er hinter seinem Schreibtisch platz nahm und sich Papier und Stift heranzog.

Etwas unschlüssig stand ich immer noch mitten im Raum und ich zog meine Jacke nun ebenfalls aus und hing sie auf. Dann trat ich vorsichtig einen Schritt zu den Bücherregalen und begutachtete sie ein wenig.

Der Aufklärungstrupp war einige Zeit hinter der Mauer gewesen und trotzallem war in den Regalen nicht ein Staubkörnchen.
Hatte er vielleicht eine Putzfrau?

Mir stach ein Buch mit den Titel 'Hinter der Mauer' ins Auge und ich drehte mich zu Levi um.
"Kann ich eins davon lesen?", fragte ich.

"Nein."
Er sah noch nicht einmal von seinem Papier auf, als er antwortete und ich rollte meine Augen. Ich schnaufte kurz, ehe ich auch zu dem Schreibtisch ging und mich auf eines der Sessel setzte. Ich verschrenkte meine Finger ineinander und starrte Levi an.

Dieser fühlte sich definitiv beobachtet, denn irgendwann sah er genervt hoch und knurrte:
"Nimm dir das Buch!"

Ich grinste ein wenig, ehe ich noch einmal aufstand und mir das besagte Buch nahm. Ich setzte mich wieder auf den Sessel und schlug es auf.

In ihm waren die gesamten Erfahrungen des Aufklärungstrupps, die sie hinter der Mauer gemacht haben, dokumentiert.
Es gab einzelne Illustrationen und als ich ein Bild von den Wäldern sah, überkam mich ein kleiner Stich.
Ich wusste nicht, ob ich diese Wälder jemals wieder sehen würde. Ich las mir den dazugehörigen Text durch und ein kleines schmunzeln schlich mir auf die Lippen, als ich von undefinierbaren Pfiffen, von vermutlich wilden Tieren las.

"Was gibt es da zu grinsen?", fragte Levi mich und als ich hochsah, bemerkte ich, dass er mich beobachtete.

"Diese 'undefinierbaren Pfiffe' waren wir.", erklärte ich kurz und ich sah, dass Levi mir nicht wirklich folgen konnte, also erklärte ich weiter.
"Wir haben versucht so wenig, wie möglich miteinander zu sprechen, wenn ihr draußen ward, damit wir nicht erkannt wurden. Deswegen haben wir per Pfeifen kommuniziert, allerdings meistens nur abends, wenn die Titanen nicht aktiv waren. Dieses Pfeifen habt ihr als 'undefinierbare Pfiffe' dokumentiert."

Levi beugte sich über den Schreibtisch, schnappte mir das Buch aus der Hand und kritzelte etwas hinein, ehe er es mir wieder gab.
Ich las, wie er 'Kommunikation von Hinterwäldner' daneben geschrieben hatte und ich hatte kurzzeitig das Bedürfnis ihm das Buch an den Kopf zu werfen, ignorierte seine Gemeinheit aber einfach.

Ich las noch eine ganze Weile in dem Buch und entdeckte den ein oder anderen Fehler, den ich hätte auflösen können, doch Levi würde ich gar nichts mehr sagen.

Ich merkte, wie meine Augen schwer wurden und ich ein Gähnen unterdrückte.

"Geh erst duschen, bevor du dich ins Bett legst.", hörte ich ihn wieder sagen, ohne dass er aufsah.

Ich stand auf und stellte das Buch ins Regal. Kurz überlegte ich, ob ich es an einen anderen Platz legen sollte, für den Fall, dass Levi ein System hatte, doch ich entschied mich dagegen.

Ich ging zur linken Tür, doch ich stockte. Langsam drehte ich mich um, doch Levi sah nicht zu mir.
"Levi?", fragte ich vorsichtig und ich bekam nur ein genervtes grummeln. Ich zögerte noch einen Moment, doch ich konnte mich nicht von der Frage drücken.
"Ich habe keine Schlafsachen.", gestand ich leise.

Er sah genervt zu mir hoch und erhob sich. Er ging ins Schlafzimmer und kam mit einem Stapel Kleidung wieder heraus.
Er drückte sie mir in die Hand.
"Morgen gehst du zu Hanji und lässt dir von ihr was geben."
Ich nickte und bedankte mich, ehe ich ins Badezimmer ging. Auch hier war alles strahlendrein und ich hatte beinah etwas angst hier zu duschen und was dreckig zu machen.

Ich nahm mir eines von den sauberen Handtüchern, die gestapelt auf einer Kommode lagen. Ich zog mich aus und stellte mich unter die Dusche.
Ich genoß, wie das warme Wasser über meinen Körper wanderte und meine Muskeln sich entspannten.
Sonst hatten wir immer nur am Fluss gebadet und dort war es wirklich kalt.

Ich sah auf einer Ablage ein kleines Stück  Seife und ich nahm es und roch daran. Es war ein wenig Herb, aber es war eindeutig Levis Geruch. Ich rieb mich damit ein und dieser Geruch löste ein kleines Kribbeln in meinem Bauch aus.

Ich wollte es nicht allzulange ausreizen, also  stellte ich das Wasser ab und nahm mir das Handtuch. Ich versuchte mich so gut es ging bereits in der Dusche abzutrocken, um den Raum nicht zu sehr nass zu machen.

Ich wickelte mir das Handtuch um und begutachtete Levis Kleidung. Es war ein weißes T-shirt und eine kurze, schwarze Shorts.
Ich zog beides an und trocknete meine Haare noch etwas. Ich hing das Handtuch noch zum trocknen auf und sah mich um. Ich hatte nichts dreckig gemacht, also trat ich aus dem Badezimmer und wäre beinah in Levi reingerannt, der direkt vor der Tür stand.

"Lass das Wasser nicht so lange laufen!", befahl er, ehe er mich am Arm aus dem Türrahmen zog. Ich merkte, wie er sein Gesicht etwas zu mir neigte und einen tiefen Atemzug nahm.
"Lass dir von Hanji auch eigene Seife geben.", knurrte er und ich merkte, wie es ihn anpisste, dass ich seine Seife genommen habe.

Er bugsierte mich ins Schlafzimmer und ich war überrascht, was für ein riesiges Bett dort stand. Wieso brauchte er es, wenn er hier alleine schlief?

"Du schläfst auf der Seite."
Ich sah, dass da zwei Decken und zwei Kissen lagen und ich war mir nicht sicher, ob er sie eben bezogen hatte oder ob sie schon voher da gelegen haben.

Ich ging schweigend zu meiner Bettseite und ich hörte, wie Levi den Raum wieder verließ. Ich legte mich hinein und dieses Mal konnte ich mir kein stöhnen verkneifen, als ich merkte, wie bequem dieses Bett war!
Ich wollte nie wieder aufstehen.

Ich kuschelte mich in meine Decke und schloss die Augen. Es dauerte auch nur wenige Augenblicke, ehe ich in den Schlaf glitt...

Levi x Reader ~Hinter der Mauer~ //BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt