22.Kapitel

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* Schmerz. Schmerz ist ein Gefühl, was jeder kennt. Manche mehr, manche weniger. Manche tragen die Zeichnung des Schmerzes im Gesicht, bei anderen gehen die Verletzungen weiter nach Innen, dort wo nur man selbst sie sehen kann. Schmerz ist ein fester Bestandteil des Lebens. Es gibt verschiedene Arten von Schmerz. Manchmal ist es nur ein kurzer heftiger Schmerz, der nach ein paar Tagen wieder verschwunden ist. Doch manchmal hält der Schmerz quälend lang an und manchmal... verschwindet er nie ganz. Das ist der schlimmste Schmerz. Der entsteht, aus Gründen die man nicht begreift und an denen das Herz zu Bruch gegangen ist. Es gibt zwei wichtige Faktoren des Schmerzes. Die Liebe und der Hass. Die beiden stehen sich so nah, dass man manchmal nicht zwischen beiden unterscheiden kann. Denn die gebrochene Liebe bringt den Hass und zu viel Hass lässt die Menschen lodern, diese lodernde Flamme schlägt allzu schnell in flammende Liebe um. Nur wie soll man das eine dann vom anderen unterscheiden. Wie soll man wissen, wen man hasst und wen man liebt? Oder liebt man automatisch die Menschen die man hasst???*

Für Cally war es ein wunderschöner Morgen gewesen. Die Sonne war klar am Himmel zu erkennen und es war einer dieser lau-warmen Frühlingstage, die es in Seattle nur selten gibt. Sie war mit den anderen schon früh aus New York los gefahren. Kaum hatte sie im Zug gesessen war sie auch schon eingeschlafen und als sie aufgewacht war, sah sie schon Seattle in der ferne vor sich liegen. Sie war voller Vorfreude gewesen. In den letzten 4 Wochen war ihr einiges klar geworden. Sie hatt Arizona schrecklich vermisst und Sofia natürlich auch. Doch sie hatte die Wochen mit Mark, ihrem besten Freund, genossen, es hatte sie wieder in die richtige Bahn gelenkt und sie war so glücklich wie schon lange nicht mehr gewesen. Und dann...ja, dann hatte sie Arizona getroffen, die schwanger war. Von Mark! Nachdem Arizona in ihren Armen zusammen gesackt war, hatte sie eine lange Zeit damit verbracht sie einfach nur fest zu halten. Irgendwann war Arizona dann bereit gewesen auf zustehen. Cally hatte ihr geholfen und gemeinsam waren sie zum nächsten Gemeinschaftsraum gegangen. Und dann hatte Arizona aus gepackt! Cally war zu erst von dem Schwall an Informationen überwälltigt worden, doch nach einiger Zeit Verstand sie endlich, was passiert war und trotz der Tatsache, dass ihre Frau sie betrogen hatte, war sie seltsam erleichtert gewesen, dass alles raus war. Das komische an der Sache war, dass sie nicht das 'Betrügen' verletzt hatte, sondern dass es mit einem Mann gewesen war und dieser war ihr bester Freund... Nach dem Arizona ihr alles, aber auch wirklich alles aus dieser Nacht und allem darauf Folgendem erzählt hatte. Hatte sich einer fürchterliche Stille zwischen ihnen gebildet. Nach einer Weile war Cally einfach aufgestanden und aus dem Raum gestürmt. Und jetzt lief sie vor Wut rauchend durch die Flure. Sie schien eine abstoßende Kraft auszusenden, denn wie durch Zauberhand wichen alle aus ihrer Laufbahn. Sie teilte das Krankenhaus und seine Bewohner, wie Moses das rote Meer. Als sie die Flügeltür aufstieß, die zu der Galerie führte, auf der Derek erschossen worden war, blieb sie stehen. Mark trat aus der anderen Tür und kam ihr Freude strahlend entgegen. Cally explodierte. Mit 6 langen Schritten hatte sie die Distanz, die unendlich weit zu seien schien, zwischen sich und Mark überbrückt. Als sie Wut-schnaubend vor ihm stand, machte er ein verständnisloses Gesicht. Lange standen sie da, bis er ansetzte etwas zu sagen, doch dazu kam es nicht. Bevor die Worte aus seinem Mund kamen hatte Cally schon mit der flachen Hand ausgeholt und ihm eine saftige Ohrfeige mitten ins Gesicht verpasst. Beim Aufprall von der Hand auf die nackte Haut gab es ein fürchterliches zischen und Mark stolperte hilflos zurück und landete auf dem kalten Marmorboden. Als er sich wieder aufgerappelt hatte schrie sie ihn an. "Das war dafür, dass du mit meiner Frau geschlafen hast." Sie holte nochmal aus und schlug ein zweites Mal zu, diesmal fester. "Und das ist dafür, dass du mir nichts gesagt hast, obwohl du vier Wochen zeit gehabt hättest!" Sie starrte ihm tief in die Augen und holte noch ein drittes Mal aus. Diesmal schallte die Ohrfeige so laut, dass man sie durch das ganze Krankenhaus hören konnte. "Und das..." Mittlerweile war ihr schreien zu eine regelrechten Tornado aus hohen und tiefen Tönen geworden und ihr standen vor Wut und Enttäuschun Tränen in den Augen. "...das ist dafür das meine Frau ein Kind bekommt. Von dir!!!" Mark stand mittlerweile mit weit aufgerissenen Augen und mit dem Rücken ans Geländer gedrückt und Cally stand so dicht vor ihm, dass er ihren Atem auf seiner Wange spüren konnte. Es hätte nur eine schnelle Handbewegung gebraucht und Cally hätte ihn über das Geländer stoßen können, doch das tat sie nicht. Sie schenkte ihm noch einen vor Hass triefenden Blick und verschwand dann durch die große Flügeltür. Erst jetzt viel Mark auf, wie muks-mäuschen still es war. Und alle starrten ihn an.

Das einladende Schwarz vor Lexi's Augen verwandelte sich langsam aber sich wieder in helle und dunkle Flecken. Lexi versuchte verzweifelt noch ein wenig von der ruhigen, angenehm warmen Stille mit zunehmen. Doch Vergebens. Mit einem lauten Säufzer öffnete sie die Augen. Autsch! Ihr Schädel brummte, als wäre ein LKW darüber gefahren und hätte, um sicher zu sein, dass ihr Hirn auch wirklich Matsche war, noch einmal zurück gesetzt. Was sie sah erfreute sie nicht gerade. Zu ihrer linken ein völlig aufgebrachter, nervöser Jonas und zu ihrer rechten ein Haufen Ärzte. Es schien wohl Visite zu sein. Sie säufzte ein zweites Mal. Dieses Mal lauter. Derek trat zu ihr ans Bett. "Guten Morgen Lexi. Gut geschlafen??" Er grinste. Lexi musste furchtbar leise sprechen, damit ihre Kopfschmerzen nicht ihren schädel sprengten. "Was ist passiert?" "Du hattest ein winziges Anoyrisma im Frontallappen. Es ist geplatzt. Aber ich konnte es schnell genug Klippen und wie man sieht sind keiner weiteren Schäden zurück geblieben." Sein grinsen wurde breiter. Jetzt bemerkte Lexi auch Meredith, sie hielt ihre Hand und sah besorgt aus. Lexi schenkte ihr ein schwaches lächeln. Dann ließ sie sich wieder zurück in die Kissen fallen und wie sie es gehofft hatte umhüllte sie schon bald wieder das süße warme Schwarz und nahm sie mit in die Traumwelt. Und sie träumte. Von Jonas. Und von Mark.

Zur gleiche Zeit wachte auch Cristina aus einem langen Schlaf auf. Die Beruhigungsmittel hatten ihre Arbeit ordentlich gemacht. Sie hatte so gut wie einen ganzen Tag verschlafen. Und jetzt war sie wach. Und mit dem Bewusstsein waren auch die fürchterlichen Gedanken wieder gekommen. Über Burke, Owen und einen Stapel Scheidungspapiere. Sie hatte gleichzeitig das Gefühl, als wäre ihr Kopf von einer furchtbaren leere geprägt, aber gleichzeitig platze ihr Kopf auch fast. Sie fühlte sich merkwürdige. Sie wusste immer noch nicht was sie denken sollte. Und dann, dann kam Owen ins Zimmer getreten. Sie erinnerte sich an nur wenig von der Unterhaltung zwischen Owen und Meredith, aber sie wusste genug, um zu wissen, dass Owen eigentlich nicht hier seien sollte. Und sie hatte gehofft, dass nach Meredith's Ansprache seine Wut ein wenig gelindert wurde, doch sie schien noch gewachsen zu sein. Seine Augen waren voll von Schmerz und Enttäuschung. Und Hass, pure, kalter, bitterer, voll und ganz übernehmender Hass. Hass auf sie. Hass auf ihre Ehe. Hass auf das Leben.

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