Der Schwertschlucker

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"Meine Damen und Herren, ich präsentiere euch heute hier den großartigen Lancelot! Ich bitte um Ruhe... Die Show kann beginnen"

Langsam trat er ein. Eine Person, dessen Alter nur schwer zu schätzen war. Sehr grob würde man zwischen 20 und 40 tippen.
Mit herabgelassenen Schultern schlürft er in den Mittelpunkt der Arena.

Totenstille.

In der linken Hand hält er eine Tasche, ähnlich wie beim Golf. Nur, dass aus dieser keine Schläger rausragten, sondern Griffe. Griffe, von denen eine lange, glänzende Klinge ausgeht.
Scharf genug um Menschenfleisch sauber zu zertrennen, ohne jegliche Verwendung von Kraft.

Lancelot war in der Mitte angekommen. Man sah deutlich, dass es noch ein Anfänger war. Man erkannte es an seiner Austrahlung, die Körperhaltung und wie zögerlich er nur das erste Schwert hervorzog.

Er spähte an die Decke, den Mund öffnete er zitternd. Immernoch war alles ruhig.
Mit seinem rechten Arm hielt er nun die glitzernde Klinge in die Luft. Die Umgebung spiegelt sich in ihr.
Sie war senkrecht nach unten auf seinen geöffneten Mund gerichtet.

Die Stille war so weit entwickelt, dass man sein leises Schlucken hörte.
"Mach schon! " hörte man es vom Publikum.
Er zögerte, schob dann aber das erste Schwert behutsam in seinen Rachen.
Centimeter für Centimeter rückte er es weiter nach unten. Er würgte.
Hustete, wobei Blut sein Gesicht betropfte.
Das Schwert hatte ihn offensichtlich geschnitten.
Doch das Publikum wollte mehr, natürlich. Die Verletzung wär wohl nicht so schlimm, dass er nicht weitermachen könnte.

Während Lancelot nach dem zweiten Schwert griff, rannen ihm die Tränen an den Wangen herunter. Sein Gesicht war von Panik verzerrt.
Er setzte die nächste Klinge an und schob auch diese langsam nach unten, richtung Magen. Er hustete, wobei sich sein Hals verkrampfte.
Prustend spuckte er Blut und Galle aus. Mit jedem mal verkrampfte sich sein Körper und das scharfe Eisen schnitt sich in sein Fleisch.

Doch all das schreckte das Publikum nicht ab. Mehr war gefordert; Ein drittes Schwert.
Der Schwertschlucker, den die Panik voll erfasst hatte, wurde mit undefinierbaren Lebensmitteln beworfen. Er konnte nicht mal ausweichen, es würde seinen sicheren Tod bedeuten.
Fleisch, Tomaten und ähnliches klatschte an ihm ab, es beruhigte sich erst mit der dritten Klinge.
Er hob sie mit der rechten Hand hoch, wie die beiden zuvor, die er mit der linken in seinem Hals festhielt.

Das große Finale. Die Stimmung hatte sich gelegt. Spannung lag wieder in der Luft.
Mit einem heftigen Stoß rammte er sich das letzte Schwert in den Rachen. Die blutige Klinge ragte aus seinem Nacken raus. Aus der Wunde liefen allerlei Flüssigkeiten.

Die Zuschauerschaft war begeistert. Ich stand auf und klatschte anerkennend. "Bravo. Bravo!" rief ich. Wandte mich ab und stieg die Treppen hoch zurück in meine Wohnung.

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