Irgendwann...

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Absolute Dunkelheit umgibt mich. Es ist so dunkel, dass ich nicht einmal meine Hand sehe, wenn ich sie vor meine Augen halte. Ich drehe mich hin und her und versuche, einen Anhaltspunkt zu finden, wo ich mich befinden könnte. Doch zwecklos: Kein Lichtschein, kein Geräusch – ich bin im Nichts. Ich fühle absolut nichts. Keine Angst, kein Erstaunen, keine Freude. Mein Inneres ist ebenso leer, wie meine Umgebung.

Plötzlich verändert sich diese Umgebung. Alles wird rot, ich werde nach vorne gezogen und dann abrupt abgestoppt. Mein Körper wird zusammengestaucht und ich höre ein lautes Klirren. Schreie durchziehen die Stille. Lichtblitze blenden mich und ich werde durchgeschüttelt. Meine rechte Seite beginnt höllisch weh zu tun. Vor Schmerz möchte ich laut schreien, aber meine Stimme bleibt stumm. Ich lasse das alles über mich ergehen, kann mich gegen das, was geschieht, nicht wehren. Die Schreie werden lauter, sie lassen meine Nackenhaare zu Berge stehen.

Plötzlich verstummt jedes Geräusch. Von einem Moment auf den anderen ist alles still. Ich stehe wieder da, alleine, im unendlichen Rot und kann immer noch keinen Ton von mir geben. Wo zur Hölle bin ich?

Auf einmal sind alle meine Empfindungen wieder da. Ich sacke zusammen, von der Faust der Panik getroffen. Mein Körper beginnt zu zittern, Tränen der Angst steigen mir in die Augen. Was passiert hier? Bin ich tot?

Die Stimmen beginnen wieder zu schreien, dieses Mal kann ich jedoch einige Wörter verstehen. „Mörder!“, „Geisteskranker!“, „Betrunken!“ All diese Wörter prasseln tausendfach auf mich ein, immer lauter werdend. Panisch halte ich meine Ohren zu, versuche das Gebrüll auszublenden. Ich beginne ebenfalls zu schreien: „Verschwindet, lasst mich in Ruhe! Was habe ich getan?“ Die Lautstärke steigert sich auf ein unerträgliches Maß und ich habe das Gefühl, als ob sich mein Gehirn verflüssigt.

Stille... Erleichtert nehme ich meine Hände von den Ohren und bemerke, dass mir Blut aus den Ohrmuscheln tropft. Erschrocken starre ich auf meine blutroten Hände, als der Boden zu zittern beginnt.

Ich schaue auf. Meine Augen weiten sich vor Angst und ich kämpfe mich auf die Beine. Vor mir steht meine Frau, meine wunderschöne Katy. Sie ist jedoch riesengroß und misst mindestens 10 Meter. Sie trägt das schöne Sommerkleid, das ich ihr geschenkt habe und sieht mich mit enttäuschtem Blick an. Ihre Augen sind kalt und sie schüttelt den Kopf. Katy bückt sich und nimmt mich vorsichtig zwischen zwei Finger. Sie hebt mich auf Höhe ihres Gesichts und sagt: „Schon wieder?“ Plötzlich verändert sich ihr Gesicht zu einer dämonischen Fratze. Ihre Zähne wachsen und ihre Augen nehmen eine blutrote Färbung an. Sie hält mich fest und drückt mit den Fingern zu. Ich schreie vor Angst und Schmerz. Ich will hier weg! Egal wohin! Plötzlich brüllt „Katy“: „Verpiss dich, du Arschloch! Ich will dich nie wieder sehen!“ Sie holt aus und wirft mich auf den Boden. Schmerzhaft pralle ich auf der Erde auf. Ich fühle mich, als wären alle meine Knochen gebrochen.

Der Boden beginnt sich zu bewegen. Er verflüssigt sich und nimmt die gleiche rote Färbung an, wie der Himmel. Ich werde nach unten gezogen und versinke in diesem roten Meer. Panisch kämpfe ich gegen den Sog an, versuche nach oben zu schwimmen. Ich strample mit den Beinen und merke, wie mein Atem knapp wird. Voller Angst schwimme ich weiter, sehe jedoch, dass sich die Oberfläche mit jedem Zug, den ich mache, weiter entfernt. Ich muss atmen! Mein Mund öffnet sich von ganz alleine und ich atme das Wasser ein. Meine Lungen füllen sich und ich schmecke etwas Metallisches. Ich würge und schlucke dadurch noch mehr von diesem.... diesem Blut! Ich ertrinke in Blut!

Plötzlich liege ich wieder auf dem trockenen Boden. In meiner Hand fühle ich etwas Kaltes, Schweres. Ich hebe meine Hand und sehe einen Revolver. Erschrocken will ich meine Hand öffnen und die Waffe fallen lassen, doch ich kann nicht. Meine Finger gehorchen mir nicht mehr. Nein, meine Hand bewegt sich sogar noch weiter nach oben. Immer weiter, bis ich den Lauf der Waffe an meine Schläfe drücke. „Oh mein Gott, nein, was ist hier los?“, schreie ich laut. Mein Finger beginnt sich zu krümmen. Ich versuche ihn daran zu hindern, versuche die Bewegung zu stoppen. Jedoch ohne Erfolg. Ich beginne bitterlich zu weinen, die Todesangst hat mich gepackt. Mein Finger krümmt sich immer weiter und drückt den Abzug. Es gibt einen lauten Knall...

Erschrocken öffne ich die Augen. Die alte Dame, die mir gegenüber an dem kleinen Tisch sitzt, nimmt ihre Hand von meiner Stirn. Um mich herum höre ich die Geräusche des Jahrmarktes, den ich vor einigen Stunden betreten hatte. Der Jahrmarkt, an dem auch die alte Dame ihr Wahrsagerzelt aufgebaut hat. Diese alte Dame, dich mich jetzt gerade erschrocken und mitleidig anschaut. Sie senkt den Blick und streicht mir über die Hand. Dann räuspert sie sich und sagt mit gebrochener Stimme:

„Tut mir wirklich leid, Junge. Das ist deine Zukunft. Irgendwann...“

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