Himmel, was für ein Schneetreiben...
Ich kann sehen dass da draußen jemand steht, allerdings sind meine Augen auch nicht mehr das was sie einmal waren und dieser verflixte Sturm macht es mir nicht gerade leichter. Komm schon, komm schon, nur keine Scheu, komm näher an das Feuer heran damit ich dich besser erkennen kann!
Nein...du da vor dem Computer, wer hätte das gedacht?
Nun ja, mittlerweile sollte ich gelernt haben, dass ich dich wohl niemals abschütteln werde, allerdings erfüllt es mich doch mit Staunen, dass du mir sogar hierher gefolgt bist.
Du bist mir doch gefolgt oder?
Nein, nein, nein, leugnen hat keinen Zweck mein lieber Freund, spare dir die Mühe! Ich glaube nicht mehr daran dass unsere Begegnungen dem reinen Zufall zu zuschreiben sind, oh nein, dazu hast du einmal zu oft deine Nase bei mir blicken lassen! Aber ich mache dir keinen Vorwurf. Weiß Gott wo deine Intentionen liegen, aber was geht es mich auch an, ich bin alt und die heutige Jugend wird für unsereins immer ein undurchschaubares Rätsel bleiben... nun ja, du wirst schon deine eigenen Pläne und Gründe haben.
Nun schau nicht so verschämt als hätte ich dich gerade beim Naschen erwischt! Komm schon her Kind, und setze dich zu mir, du holst dir da draußen noch den Tod! So eine heimelige und warme Höhle wirst du in diesem sturmgepeitschten Ödland kein zweites mal finden, dass verspreche ich dir. Es hat mich eine Heidenarbeit und zwei Finger der linken Hand gekostet um diesen Platz zu ergattern, bei Ymirs eisigem Atem, einfach war es beileibe nicht! ... Aber diese Geschichte ist für ein anderes mal bestimmt.
Mach nicht so große Augen, jeder muss für seinen Platz in der Welt kämpfen, ein paar Verluste sollte man da schon mit einplanen und verkraften können. Sei abermals mein Gast und mach es dir gemütlich. Setz dich am besten in diese Ecke, dort ist der Wind weniger zu spüren und das Feuer wärmt am wohligsten. Ich gehe davon aus, dass ein schöner Becher heißen Tees deine Zustimmung erhalten wird?
Natürlich, natürlich, mittlerweile kenne ich dich ja.
Hier, nimm den guten alten Keramikbecher und gib acht, dass du dir an dem Gebräu nicht die Zunge verbrühst. Allerdings kann ich dir dieses mal leider nichts zum Süßen anbieten, meine Honigvorräte sind zur Neige gegangen und Zucker ist in diesen Gefilden für arme Wandersleute beinahe unerschwinglich.
Nun ja, jetzt wo du versorgt bist, wissen wir beide natürlich was als nächstes folgt...
Eine Geschichte muss her!
Nun, lass mich einen Augenblick nachdenken... aber ja! Ich gehe davon aus, du weißt wie der Name diese Region lautet? Richtig, die Karpaten. Um genau zu sein handelt es sich um das Făgăraş-Teilgebirge und wie befinden uns gerade auf dem höchsten Bergmassiv Rumäniens, dem Moldoveanu.
Was, du findest es hier hässlich und langweilig? 'Sei nicht so voreilig, im Sommer kann das ein wunderschönes Fleckchen Erde sein! Aber genug der geographischen Abschweifungen, ich wollte dir ja eine weitere Legende erzählen.
Also sei still und höre mir zu:
Die Legende der Strigoi
Bei den Strigoi handelt es sich wahrscheinlich um die älteste beschriebene Form vampir,- oder ghulartiger Wesenheiten der europäischen Mythologie. Das klassische Bild eines Vampirs, dass sich heutzutage in unseren Köpfen eingebrannt hat, geht mit großer Sicherheit auf diese Urform zurück, obwohl es allerdings nur noch entfernte Ähnlichkeiten zu der eigentlichen Erscheinung und Lebensweise dieser Kreatur aufweist.
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