DWK - Zwischen Zwei Welten

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Luna hatte die Zusammenkunft nach der Kampfsession zügig aufgelöst. Schnellen Schrittes war sie gemeinsam mit Hirosh und Orla ins Schloss verschwunden, ohne eine großartige Erklärung. Shaunee war es gänzlich egal. Lunas ausweichendes Verhalten sollte ihr nur recht sein.

Im Vorbeigehen hatte die Regentin ihr zwar eine warme Hand auf die Schulter gelegt. Doch selbst diese aufmunternde Geste reichte nicht, um die Wogen zwischen beiden Frauen zu glätten.

Als Shaunee vor vier Tagen in einer Nacht und Nebelaktion, das jedenfalls war der Vorwurf der älteren Frau an sie, die Flammen der Anginen entzündet hatte, war Luna am nächsten Morgen nicht besonders erfreut gewesen. Sie hielt Shaunee unmissverständlich vor, unbedacht und ohne Absprache mit ihr gehandelt zu haben.

Shaunee hingegen sah dies ganz anders. Sie erklärte der Regentin in einer hitzigen Diskussion, dass ihr das Risiko durchaus bewusst war. Hirosh hatte noch am selben Abend erwähnt, dass die Evakuierung abgeschlossen war. Worauf hätte sie noch warten sollen? Als Anginin war es ihre Pflicht, ihrem Volk Hoffnung zu schenken. Und das konnte sie nur, indem sie eben dieses Volk darüber informierte, dass das Gerücht um einen neuen Angin der Wahrheit entsprach.

„Ich verstehe deine Sorgen doch Luna..." sie klang frustriert. „Aber auf was hätte ich deiner Meinung nach denn noch warten sollen?"

„Ich hätte gerne Bescheid gewusst, bevor du zu solch drastische Maßnahmen ergreifst." Erwiderte Luna kühl.

Die Regentin ließ sich auf ihrem Thron nieder. Sie wendete ihren Blick von Shaunee ab, welche mit verschränkten Armen vor ihr stand.
Der Thronsaal war außer ihnen leer. Kurz nachdem die Diskussion zwischen den beiden machtvollen Frauen ausgebrochen war, hatten sich die anderen rücksichtsvoll zurückgezogen. Selbst Lunas engste Vertraute und Diener mieden die Konfrontation wohlwissend, dass man besser nicht zwischen die starken Persönlichkeiten geriet.

Shaunee verstand warum der Regentin ihr Handeln ein solcher Dorn im Auge war. Als Oberhaupt des nördlichen Staates hatte sie die Verantwortung über all seine Bewohner. Sie war es gewohnt schwierige Entscheidungen zu treffen und über das Wohl anderer zu entscheiden. Die Sorge vor plötzlichen Angriffen und einem Andrang an Flüchtlingen aus anderen Imperien paarte sich mit dem Kontrollverlust, den Shaunee bei ihr ausgelöst hatte. Denn das war die hoch geschätzte Regentin nicht mehr gewohnt, dass sich jemand ihrer Befehle entziehen konnte. Als Anginin hatte Shaunee keine Verpflichtung, Luna in ihr Handeln einzuweihen. Sie unterlag nicht ihrer Richtbarkeit.
War es trotzdem notwendig? Shaunee zögerte bei diesem Gedanken. Natürlich war es das, immerhin hatten sie ein gemeinsames Ziel. Die Hilfe und Unterstützung der Regentin waren neben ihren Ressourcen und den weisen Ratschlägen der Frau für dieses Ziel immens wichtig. Sie wollte es sich nicht mit Luna nicht verscherzen, wollte ihr Vertrauen halten. Nur so konnten sie eine starke, vereinte Front gegen Jason bilden.

Es folgte ein langer Moment der Stille in dem Shaunee überlegte, ob sie ihre Gedanken vor Luna wirklich aussprechen sollte. Sie wollte die Ältere nicht unnötig verärgern, doch Luna schien auch zu vergessen, dass sie hier mit einem Angin sprach und keinem verzogenem Kind.

„Ich muss dich sicher nicht daran erinnern, dass wir Anginen nicht deiner Befehlsgewalt unterstehen."

„Nein, das musst du nicht."

„Wir haben die gleichen Ziele. Wir wollen beide Jasons Diktatur stürzen und den Frieden in Nirvana wiederherstellen." sprach sie sanfter. „Auch müssen wir beide dafür Sorgen, dass Gleichgewicht der Elemente zu wahren. Es ist in den letzten elf Jahren in Schieflage geraten. Jeden Tag sterben mehr und mehr Bändiger, lösen sich von den Kräften der Natur. Als Bändigerin kannst du das Chaos der Energien spüren..."