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„Es reicht," rief sie erstickt. "...bitte, hört auf!"

Shaunee fiel erschöpft auf die Knie und ließ ihre zitternden Hände in den Schoß fallen. Noch immer tanzten kleine Feuerzungen über die Haut ihrer Unterarme. Ihr Herz raste und in ihren Ohren donnerte ein lautes Rauschen. Sie spürte die Anstrengung im gesamten Körper.

„Ich brauche eine Pause." sie gab es höchst ungern vor den Bändigern zu.

Horizon ließ ihre Arme sinken und ging langsam auf die am Boden kniende Shaunee zu. Es war der Silberlichte nicht gelungen, Shaunee aus ihrer Reserve zu locken. Zwei Stunden lang hatte sie sich wacker gegen ihre Trainingspartner gehalten.

Luna hatte sie heute in eine abgelegte Arena hinter den Schlossmauern geführt. Drei Ränge waren in die Felswand geschlagen worden und blickten auf ein Fußballfeld große Fläche hinab aus gepflastertem Stein. Dieses kleine Amphitheater diente den Luftbändigern unter den Soldaten als geschützter Trainingsplatz.

Die Regentin hatte einige ihrer Luftbändiger zur Unterstützung für das heutige Training angefordert. Sie wollte Shaunee auf die Probe stellen, indem die junge Anginin sich gegen zehn Bändiger gleichzeitig behaupten musste. Orla und sie selbst beteiligten sich an dieser Übung. Die Zwillinge und Marlon waren anfangs skeptisch gegenüber diesem Vorhaben, ließen sich nach Shaunees Einverständnis darauf ein. Horizon hingegen versuchte gar nicht erst ihre Vorfreude zu verheimlichen. Mit einem Grinsen im Gesicht konnte sie es nicht Abwarten, dass der Spaß endlich began.

Nun ließ sich die brünette Frau vor Shaunee in die Hocke sinken, um sie mit einer unlesbaren Miene zu mustern. Nach einigen Sekunden, in denen sie ihre schwer atmende Freundin beobachtete, blickte sie auf.

„Marlon, geh Leon und die anderen holen."

„Aber-"

„Bitte, mach einfach!" platzte es genervt aus ihr hervor.

Man hörte, wie Marlon mit schnellen Schritten die Arena verließ, ohne einen weiteren Einwand.

Shaunee versuchte den undurchschaubaren Blick der Älteren zu deuten, welcher nun wieder auf ihr lag. Horizon war ihr die letzten Tage immer wieder mit Sticheleien und zynischen Kommentaren begegnet. Erst hatte sie es darauf geschoben, dass die Brünette nicht ausgelastet genug war und ihren Unmut an ihr ausließ. Shaunee hatte gehofft, dass wenn Horizon gegen sie kämpfen konnte, dieser Unmut verschwinden würde. Gerade wurde ihr klar, dass sie sich darin bitter getäuscht hatte. Ihre Freundin hatte offensichtlich ein Problem mit ihr. Und Shaunee war langsam echt genervt von diesem verhalten.

„Shay geht's dir nicht gut?" Julie riss sie aus ihren eigenen Gedanken. „Was ist los?"

Besorgt beugte sie sich zu ihr hinunter. Dabei lösten sich lange blonde Strähnen aus ihrem Zopf und fielen Shaunee im Gesicht. Die kühle Hand ihrer Freundin legte sich sanft auf ihre schweißnasse Stirn.

„Es geht nicht mehr, meine Kraft... ich-...ich bin so kurz davor, meine Kontrolle zu verlieren. Ich kann das heute nicht riskieren."

Mit Julies Hilfe rappelte sie sich vom Boden auf. Horizon tat es ihr gleich, blieb jedoch mit verschränkten Armen vor ihr stehen.

„Kannst du es nicht, oder willst du es nicht?" Horizons scharfe Stimme durchschnitt die Luft kalt.

Shaunee blickte irritiert über den Tonwechsel zur Silberlichte.

Hori hatte keine Ahnung, wie es ihr gerade erging. Ihr Körper war einer kommenden Ohnmacht nah. Die Ränder ihres Blickfeldes drohten immer wieder unscharf zu werden. Es kostete Shaunee ihre gesamte Kraft die sie aufbringen konnte, um dem Drang die Barriere zu den vergangenen Anginen nicht zu durchbrechen. Sie quälte sich seit Stunden mühsam darum, die Kontrolle zu behalten, dem Drang nicht nachzugeben. Was sollte also Horizons anmaßende Frage? Woher kam diese urplötzliche Provokation?

DWK - Zwischen Zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt