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Marlon P.O.V.

„Wo bist du gerade?" ertönte Shaunees Stimme unbefangen in seinem Geist.

Marlon hielt in seiner Bewegung genervt inne. Ohne Vorwarnung berührte Shaunees Vidya das seinige. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass es ihr so leicht gelungen war seinen mentalen Schutzwall zu durchbrechen, ohne das er etwas davon mitbekommen hatte. Gut, er seufzte eingestehend, wirklich aufmerksam war er auch nicht gewesen.

Achselzuckend fuhr er fort die frisch gebackene Leckereien in seinen Rucksack zu packen. Selbstverständlich unter den strengen Augen der Oberköchin, welcher keine seiner Bewegungen entging. Der genüssliche Duft der von der warmen Backware ausging, ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.

In den Küchen." Antwortete er Shaunee mental, während er nach einem besonders gutaussehenden Laib Brot griff.

Doch bevor er es anfassen konnte, wurde seine Hand mit einem Kochlöffel weggeschlagen.

„AUTSCH!" er rieb über die schmerzende Stelle. Ein großer roter Fleck bildete sich auf seinem Handrücken.

„Nicht das nehmen!" mahnte ihn eine ältere, rundlichere Frau vorwurfsvoll. „Seien Abendmahl für Regentin."

Marlon war ihr schon des Öfteren begegnet. Er hatte ziemlich schnell herausgefunden, dass sie die Oberköchin war, so wie sie die hundert Angestellten durch die Gänge jagte und ihnen Anweisungen zurief. Heute war nicht sein erster mitternächtlicher Raubzug durch die Küchen. Nach einigen Versuchen hatte sie es aufgegeben, ihn aus ihren Küchen zu jagen. Stattdessen erlaubte die ältere Frau ihm mürrisch sich zu bedienen. Dabei wich sie Marlon nicht von der Seite.

Er hatte das Gefühl, dass sie ihn mittlerweile sogar mochte. Zwar stand sie noch immer mit verschränkten Armen vor der Brust neben ihm und sah mit Adlersaugen auf seine Hände, doch ab und zu zuckten ihre Mundwinkel verräterisch. Er musste sich ein Schmunzeln vergreifen, denn sie war fast zwei Köpfe kleiner, als er selbst.

Die Frage nach ihrem außergewöhnlichen Akzent brannte ihm auf der Zunge. Bisher hatte Marlon noch nicht den Mut gefunden, sie darauf anzusprechen.

„Okay, okay..." er zog unter strenger Beobachtung seinen Rucksack zu.

„Wie sieht's aus mit Getränken?" testete er sein Glück. „Dann bin ich Ihnen auch wirklich aus den Füßen, versprochen!"

Marlon setzte sein charmantestes Lächeln auf, woraufhin die Köchin nur mit den Augen rollte.

Bitte?" schob er in seiner unschuldigsten Stimme hinterher.

„Nehmen dir dort..." murmelte sie und wies geschlagen auf ein Regal, an der anderen Seite der Küche. Dort standen fein säuberlich aufgereihte Glasflaschen mit einer trüb gelben Flüssigkeit.

„Sie sind die Beste! Danke." rief er ihr über die Schulter zu und schnappte sich prompt zwei Flaschen.

Wo wollen wir uns treffen?" Shaunees Stimme wehte durch seinen Geist. Er hatte ganz vergessen, dass er noch immer mit ihrem Vidya verbunden war.

„Wie wär's mit dem Garten? Da wird sich jetzt um die Uhrzeit keiner mehr aufhalten."

Während er ihr antwortete, schlenderte er aus den Küchengewölben hinaus und begab sich auf den Weg zum Ostflügel. Bei dem Gedanken an die gemütlichen Sitzkissen auf der Empore im Teich seufzte er erleichtert. Welchen Anschlag Shaunee auch immer auf ihn vorhatte, hieß das nicht, dass er es sich dabei nicht bequem machen konnte.

Und Marlon war sich ziemlich sicher, dass ihr etwas Erhebliches schwer auf der Seele lastete.

Du weißt schon, in dem botanischen Garten wo Luna mit uns am Anfang geübt hat?" Fügte er erneut hinzu, als er von Shaunee nur Stille empfang.

DWK - Zwischen Zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt