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Am nächsten Morgen saß ich Maxi am Frühstückstisch gegenüber. Es war noch ganz ruhig im Lager und seine Freunde schienen größtenteils noch zu schlafen. Während wir wortlos unser Müsli aßen, warf mir mein Gegenüber komische Blicke zu. Ich tat so, als würde ich sie nicht bemerken, weil ich sie nicht so ganz einordnen konnte. Als ich mir zum wiederholten Male mit einem schiefen Grinsen anstarrte, riss mir der Geduldsfaden.

„Was?" ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Du hast einen Mund, benutze ihn!"

„Oh, sind wir heute mit dem falschen Fuß aufgestanden!" neckte er mich. Da er fertig war mit seinem Frühstück, schob er seine Schüssel beiseite.

„Nein, bin ich nicht." Gab ich gelassen von mir. „Ich sehe doch, dass dir was auf der Zunge liegt. Also, spuck's aus!" grinste ich nun zurück.

Mein Gegenüber schnaubte verdächtig. Er lehnte seine Unterarme auf den Tisch ab und beugte sich zu mir herüber. Währenddessen fixierte er mich mit seinem forschenden Blick, als würde er mich auf etwas festnageln wollen.

„Du verheimlichst noch etwas vor mir, stimmt's?" fragte er lockend, als würde er mich aus meiner Reserve holen wollen.

„Wäre ja auch schlimm, wenn ich alles ausplaudern würde, was ich über Nirvana und seine Geheimnisse weiß..." unbeeindruckt von seinen Worten winkelte ich mein rechtes Knie an und zog es an meinen Oberkörper. Maxis Blick taxierte mich weiterhin.

„Nein, da ist etwas, dass mit mir zu tun hat. Ich fühle es irgendwie..." bohrte er weiter. Ich konnte nicht anders, als meine rechte Augenbraue fragend zu heben. Er fühlt es also? Dieser Mann wird mich noch in den Tod treiben, mit seiner Fähigkeit mich so gut lesen zu können!

„Du willst es mir nicht sagen, ist okay. Ich werde es schon selbst herausbekommen." Surrte er beinahe schon drohend. Oh, das bezweifle ich nicht!

Er stand auf und nahm unsere Schüsseln mit in die Küche, um sie abzuwaschen. Ich lehnte mich in den Türrahmen du genoss die morgendlichen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, während ich weiterhin aus der Ferne Maxis Bewegungen beobachtete.

Ihn schien nichts aus der Ruhe bringen zu können. Diese ganze Situation brachte seine tiefsitzende Gelassenheit nicht mal ansatzweise ins Wanken. Da kam eine Fremde daher, die Ihm eine fremde und gefährliche Welt offenbarte. Seine Freunde entpuppten sich als Menschen mit der Gabe Elemente bändigen zu können. Sie erzählte Ihm von Krieg, Gewalt und Furcht und plötzlich offenbarte sie ihm, dass sie ein außergewöhnliches Schicksal hat. Selbst das konnte ihn nicht abschrecken! Dann war da noch diese Anziehung zwischen den beiden, die er bemerkte, aber nicht deuten konnte und trotzdem verhielt er sich so, als könnte seine Welt nichts aus den Fugen bringen. Er muss ein grundlegendes Vertrauen haben, in sich, in seine Freunde und sogar in mich.

„An was denkst du?" fragte er sanft. Ich hatte nicht bemerkt, dass er an mich herangetreten war. Gemeinsam ließen wir uns auf die Bänke war der Lagerhalle fallen und streckten uns in der Sonne aus.

„Ich habe dich für deine Gelassenheit bewundert." Eröffnete ich ihm wahrheitsgemäß. „Ich komme hier so plötzlich an und stelle deine Welt in wenigen Sekunden auf den Kopf. Ich behaupte Sachen, die für deine Ohren weithergeholt und erfunden klingen müssen. Und trotzdem habe ich dich nicht einmal die Fassung verlieren sehen! Ich an deiner Stelle, hätte niemals so ruhig und gelassen auf all das reagiert..."

„Doch, ich denke schon!" antwortete er prompt. Verwirrt über diese Aussage, drehte ich mich zu ihm um.

Sein wunderschönes Gesicht war gegen Himmel gerichtet, als würde er dort seine Gedanken her beziehen. „Wenn du das fühlst, was ich fühle, dann würdest du genau so handeln. Es macht alles so unglaublich viel Sinn, findest du nicht? Warum haben wir uns genau hier, an diesem Ort, angesiedelt, wo uns doch die ganze Welt offensteht? Warum wurde mir das Herz von einer Vampirin gebrochen, welche unsere Freunde waren und uns dann verlassen haben? Warum tauchen Erin und Julie hier auf und verlieben sich in Raban und Joschka? Warum erscheinst du aus dem Nichts bei uns und brauchst offensichtlich Hilfe, für eine größere Mission? Und wieso treffen ausgerechnet wir beide aufeinander? Weil das Schicksal seine eigenen verworrenen Wege hat. Und ich glaube wirklich Shaunee, dass wir uns begegnen sollten!"

DWK - Zwischen Zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt