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Maximilian P.O.V

Ich hatte mich keinen Zentimeter vom Fleck bewegt. Überrumpelt sah ich auf die Stelle am Waldrand, wo Shaunee vor Sekunden in ihn verschwunden war. Es fühlte sich schrecklich an, wie ein harter Schlag in die Magengrube. Ehrlich gesagt, war ich total überfordert, warum sie so abrupt abgehauen ist.

In der einen Sekunde macht sie mich unglaublich heiß und lässt ihre Gefühle für mich endlich zu, im nächsten Moment jedoch, verschließt sie sich erneut vor mir und lässt mich alleine zurück. Ich wollte sie nicht unter Druck setzten, sich auf mich einzulassen. Shaunee bewegte sich in langsamen, kleinen Schritten an das Thema heran. Und das war mir nur recht, wir mussten nichts überstürzen. Sie sollte sich so viel Zeit nehmen, wie sie braucht, mit dem Ergebnis, dass sie meine Gefühle erwidert.

Ich bemerkte, wie sich bittere Enttäuschung in mir breit machte. Shaunee war endlich so weit gewesen unserer Bindung nachzugeben, dann unterbrach sie es, weil wir nicht zusammen sein durften? Sie hatte mir noch nicht einmal einen Grund genannt! Hat ihr der Kuss gezeigt, dass ich doch nicht der richtige bin? Verdammte Scheiße!

Ich war enttäuscht von ihr, dass sie nicht den Mut hatte um zu bleiben und sich der Situation zu stellen. Das war sie mir in gewisser Weise schuldig. Aber ich bereute es auch ein klein wenig, ihr diese Vorwürfe so brutal an den Kopf zu werfen.

Frustriert gab ich es auf am See auf ihre Rückkehr zu warten. Ich wusste, dass es aussichtslos war und sie so schnell nicht zurückkehren würde. Jedenfalls nicht zu mir. Ich lief zurück zu dem von Blumen übersäten Grasfleck und hob ihre Waffen auf. Meine Beine steuerten mein Baumhaus an. Wahrscheinlich würde ich mich dort den Rest des Tages verstecken, in der Hoffnung, dass Shaunee zu mir zurückkommen wird. Mir war jetzt nicht Gesellschaft der anderen, ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. Während ich durch den Wald lief, fuhren meine Finger automatisch die kunstvollen Verzierungen auf der Schwertschneide nach, welches erstaunlich schwer in meiner Hand lag. Die Gedanken tief in unserem Kuss versunken.

Es hatte sich so verdammt gut angefühlt. Ich konnte es kaum in Worte fassen, noch das Gefühl, dass sie in mir ausgelöst hatte greifen. Das war kein normaler Kuss gewesen, es musste mit dieser Bindung auf sich haben. Keine Frau hatte mich jemals so geküsst, wie es Shaunee tat. Ich fühlte mich plötzlich so leicht und irgendwie vollständig. Dieses warme und mächtige Gefühl durchflutete meinen gesamten Körper und machte süchtig. Wenn sie uns nicht unterbrochen hätte, würden wir dort immer noch auf der Erde liegen und rummachen. War das ein Zeichen, nachdem ich so lange gesucht hatte? War sie etwa die Frau für mein Leben? Ist das die Seelenbindung, von der sie gesprochen hatten?

Erschöpft lies ich mich auf mein Bett fallen und schleuderte die Waffen auf den Boden. Mit jeder verstreichenden Minute verfestigte sich ein Druck auf meinen Brustkorb, der mir das Atmen erschwerte. Meine Gedanken kreisten immer wieder um Shaunee. Wo war sie? Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Ich bekam immer mehr das Gefühl, dass es ihr nicht gut ging. Stechende Kopfschmerzen kamen hinzu. Ich hielt es kaum mehr aus! Meinen Händen lies ich auf mein Gesicht fallen, um das restliche Tageslicht abzuschirmen. Mir war alles zu viel gerade, woher kamen diese plötzlichen Schmerzen.

Halt, was war das? Ich hielt in meiner Bewegung inne und richtete mein Blick auf einen schwarzen Fleck an meinem rechten Handgelenk. Was ich sah, verschlug mir endgültig den Atem. Warum war mir das nicht schon früher aufgefallen? Ein filigranes ungefähr daumengroßes Tattoo zierte meine Haut. Sanft fuhr ich die einzelnen verschnörkelten Buchstaben des Namens nach. Die Berührung brannte etwas, während die Haut um das frische Tattoo rötlich anlief. Shaunee.

Keine Ahnung, wie lange ich ihren Namen anstarrte, die Verwirrung in mir nun noch größer. Als ich meinen Blick von meinem Handgelenk lösen konnte, war draußen schon der Abend eingebrochen. Mist, ich hatte die Besprechung ganz vergessen! Genervt löste ich mich von meinem Bett und ging zur Tür. Mir war ganz schwindelig, wahrscheinlich durch das lange Liegen. Mein Schädel brummte und eine Stelle am Hinterkopf schmerzte besonders. Auch das beengende Gefühl in meiner Brust war nicht verschwunden.

DWK - Zwischen Zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt