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Erin P.O.V

Wir hatten den Waldsee nach wenigen Minuten Fußweg erreicht. Das Seeufer war zu zwei-drittel von Bäumen umsäumt und endete direkt am Waldrand. Lediglich am nördlichen Ende des Sees konnte man von einer kleinen Wiese direkt in das Wasser hineinlaufen. Das Gras dort wirkte etwas gelblich, denn die Sonne strahlten ungehindert auf dieses Fleckchen Erde. Auch jetzt am frühen Mittag, hatte sie schon eine immense Kraft und Wärme. Auf der rechten Seite der Wiese konnte ich ein buntes Tuch erkennen, dass halb in der Sonne lag, aber sich zur Hälfte im kühlen Schatten der umliegenden Bäume befand. Klette war wohl schon vor uns eingetroffen und hatte sich dieses Fleckchen ausgesucht.

Shaunee und Julie waren bereits weiter gegangen und umrundeten den See, während ich in Gedanken versunken diesen wunderschönen Fleck Erde betrachtete. Es war wundervoll hier, so idyllisch und ruhig. Während mein Blick auf der glitzernden Wasseroberfläche lag, keimten Erinnerungen an unsere Heimat in mir auf.


Ungeduldig zupfte ich an den Ärmeln meines Kleides, während ich auf die Antwort meiner Mutter wartete. Eine viel jüngere Version von Shaunee stand bereits draußen auf dem Weg und wartete auf uns. Wir wollten zum See hinunter spielen gehen, doch unsere Mutter hatte es nicht gern, wenn wir uns dem Wasser zu sehr näherten.

„Mama bitte!" flehte Julie unsere Mutter an und schlang ihre Arme um Mamas Hüfte.

„Ihr wisst genau, dass ich es nicht mag, wenn ihr euch am See herumtreibt!" antwortete diese streng, doch sie legte Julie behutsam eine Hand auf den Arm.

Ich gab es auf im Türrahmen zu stehen lief zu den beiden herüber.

„Aber Mama, wir sind jetzt schon sechs Jahre alt! Wir können auf uns aufpassen!" bettelte ich nun auch.

Meine Mutter sah mich liebevoll an und ein Schmunzeln zierte ihre Lippen. Ihre lagen blonden Haare hatte sie heute in einem Knoten am Hinterkopf geschwungen und sie trug ihr grünes Lieblingskleid.

„Ihr seid wahrhaftig die Töchter eures Vaters!" grinste sie erschlagen über unser Verhalten.

„Also dürfen wir mit Shaunee spielen gehen?" fragte Julie freudig.

„Gabriela passt auch auf uns auf, Mama!" fügte ich flehend hinzu. Shaunees Kindermädchen lies uns nie sonderlich lange aus den Augen und befand sich immer in der Nähe unserer Freundin.

„Na gut. Aber geht nicht zu nah ans Wasser, versprochen!"

„Ja Mama..." antworteten wir synchron.

„Na dann, los mit euch! Zum Abendessen seid ihr aber wieder hier!"

Julie strahlte mich glücklich an. Unsere Mutter schob uns sanft Richtung Tür, was nicht nötig war, denn wir rannten schon hinaus auf die Straße.

Shaws Augen funkelten, als wir auf sie zu sprangen. „Wir dürfen!" jubelte ich zufrieden.

„Ich wusste, eure Mutter würde es heute erlauben!" grinste sie triumphierend. „Wer als Erste unten ist, gewinnt!" Sie sah von mir zu Julie, welche eifrig nickte.

Ich drehte mich um und rannte die Straße entlang. „Los!" schrie ich über meine Schulter und lachte über meinen kleinen Trick.

„Das ist gemein!" schrie mir meine Schwester hinterher, doch die beiden folgten mir.

„Nicht so schnell ihr Drei, passt auf wo ihr hinlauft!" mahnte uns Gabriela, doch sie lief uns mit einigem Abstand hinterher.


DWK - Zwischen Zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt