TEIL I
Ich rannte die Marmor-Treppe von Diem, dem gleichnamigen Palast der Hauptstadt herunter. Meine Gedanken sprangen wild umher, verarbeiteten gleichzeitig Jasons neusten Auftrag für mich. Wut kroch mit meinem rasenden Herzen in mir empor. Ich war fassungslos, dass er nun seinen Jahren langen Drohungen nachging und es ausgerechnet auf zwei von drei Personen abgesehen hatte, die noch am Leben waren und mir am nächsten standen. Jason wollte mich verletzten, gefügig halten und mich für meine kleine Rebellion bestrafen!
Mein Blick war starr auf den steinernen Boden gerichtet. Meine Augen brauchte ich nicht, um den Weg zur Schmiede zu finden. In dieser Stadt bin ich aufgewachsen, kannte jede Straße, jeden Winkel, jedes Loch. Auch den Weg zum Thronsaal konnte ich mit geschlossenen Augen gehen, da mich Jason beinahe jeden Tag dort antreten lies um mich mit seiner neusten Wahnsinnigen Idee zu quälen. Meine Füße trugen mich weiter zum Torbogen, während ich meinen Gedanken nachhing. Die Straßen waren menschenleer, doch ich rannte weiter um die nächsten beiden Ecken zur ehemaligen königlichen Schmiede. Jetzt war sie ein heruntergekommenes Loch, indem Waffen für die schrecklichsten Soldaten seiner Armee hergestellt wurden.
Ich verlangsamte mein Tempo, sobald ich Connor im Türrahmen erspähte. Er war der beste Schmied des Landes, denn Dank seiner Gabe das Feuerelement bändigen zu können, konnte er die Kunst der Waffenherstellung nachgehen, wie kein anderer. Er lehnte mit verschränkten Armen in der Tür, seine Tätowierungen waren dadurch deutlich zu erkennen, genauso wie alle Narben, die Jason ihm persönlich zugefügt hatte, um ihm seiner Dienste unterzuordnen. Er war einer der wenigen Bändiger, dem Jason das Leben geschenkt hatte, damit er für ihn arbeiten konnte.
Doch Connor war ein gebrochener Mann. Tatsächlich war er erst Mitte dreißig, der Krieg und die Diktatur hatten ihn jedoch altern lassen, sodass man ihn aufgrund seiner gebückten Haltung älter schätzen würde.
Seine Augen folgten meinen Bewegungen, mein dramatischer Abgang aus dem Palast war seinen grauen Augen wohl nicht ergangen.
„Jetzt bleib dort nicht stehen Shaunee und komm schnell rein, bevor sie die Sperrstunde verkünden!" zischte er mir mit gesenktem Ton entgegen und hielt mir die Tür auf.
Ich quetschte mich an ihm vorbei und verschwand im dunklen Hauptraum des Gebäudes. Der Duft von verbranntem Holz und erhitztem Metall stieg mir in die Nase, was mich ein klein wenig entspannen lies. Connor hatte mich seit dem Tag bei sich aufgenommen, an dem ich von Soldaten bei meiner Flucht nach dem Putsch eingefangen wurde. Wenn ich nicht wegen Jasons Aufträgen durch das Land reisen musste, lebte ich mit ihm in seiner Wohnung, über der Schmiede.
„Was will er dieses Mal von dir?" Connor musterte mich eingehend. Er kannte mich zu gut, sodass ich ihm nichts vormachen konnte.
Schnaubend drehte ich mich um und eilte die Treppe zur Wohnung hinauf um meine Tasche hastig zu packen. Connor folgte mir und lies mich nicht aus den Augen.
„Ich muss wieder los! Travis konnte ihr Maul nicht halten und hat Jason erzählt, dass Erin und Julie am Leben sind! Ich hasse diese Verräterin, wieso konnte sie nicht ein einziges Mal ihren dreckigen Mund halten und still sein?" Aufgebracht schmiss ich Klamotten in meine Tasche und packte meine wichtigsten Sachen zusammen.
„Ich soll die beiden ausfindig machen und zu ihm nach Diem eskortieren. Er will mich für meine kleine Rebellion letzter Woche bestrafen. Ihm geht es nicht um die Zwillinge, er wird sie benutzen und danach versklaven, wie alle anderen auch. Nein, er will mir wieder einmal eins auswischen!" Ich musste mich augenblicklich an der Tischkante festhalten, da mir bei dem Gedanken schwindelig wurde, was er den Zwillingen antun könnte.
Connor zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und drückte mich vorsichtig hinein. Seine Hände suchten meine, während er sich vor mich kniete um mir in die Augen zu schauen.
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DWK - Zwischen Zwei Welten
FanfictionEine junge geheimnisvolle Frau, aus einer fernen Welt, taucht eines Tages im Lager der Kerle auf und stellt ihren mittlerweile routinierten Alltag mit einem Schlag auf den Kopf. Unter den jungen Männern und Frauen geschehen seltsame Dinge, die sie...