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Marlon P.O.V

„Hier entlang, schnell!" rief einer der Soldaten, welche sich teilweise als Verbündete entpuppt hatten.

Marlon trug ein Kind auf dem Arm, während er die dazugehörige Mutter durch ein geöffnetes Tor schob.

Es war alles so verdammt schnell gegangen. Sobald Shaunee ihre Identität preisgegeben hatte, war die Hölle ausgebrochen.
Wie abgesprochen hatte er den Treppenaufgang bewacht, mit zwei anderen Soldaten des Feuerimperiums. Recht schnell hatte sich für ihn herausgestellt, dass diese in den Plan eingeweiht waren. Spätestens als einer von ihnen, seinem Kollegen ein Schwert in den Brustkorb rammte, um eine Bändigerin vor seinen Händen zu bewahren, war bei ihm der Grosche gefallen.

Sobald die vier Bändiger auf dem Podest von Shaunee losgekettet waren, eilten eine Menge Soldaten herbei und gruppierten sich geordnet um die restlichen Bändiger. Sie befreiten auch sie in wenigen Sekunden von ihren Fesseln. Nach außen hin wirkte es, als wollten sie die Gefangenen in dem Chaos daran hindern, zu fliehen. Doch in Wirklichkeit taten sie genau das Gegenteil, sie lotsten die Gruppe an Gefangenen weg vom Geschehen, runter vom Marktplatz.

Eine Massenpanik war ausgebrochen. Menschen flohen in alle Richtungen, drängten und schubsten sich voran, um den anstürmenden Soldaten und Shaunee zu entkommen. Die befreiten Bändiger wirkten allesamt verunsichert, was um sie herum geschah. Einige von ihnen sahen stark abgemagert und misshandelt aus. Marlon fragte sich, wie lange sie wohl in den Kerkern eingesperrt worden waren.

Er griff nach dem Arm eines geschwächten Wasserbändigers und stützte ihn im Gehen. Dankbar nickte ihm dieser kurz zu, konzentrierte sich dann jedoch wieder darauf, nicht über seine eigenen Füße zu stolpern.

Marlon drehte sich ein letztes Mal zu Shaunee um, während seine Füße ihn über das Kopfsteinpflaster trugen. Er sah gerade noch, wie seine rothaarige Freundin vom Podest sprang und mitten in der Masse von Soldaten landete.

Er hoffte inständig, dass Shaunee wusste, was sie da tat.

Die kleine Prozession bahnte sich einen Weg durch die engen Gassen. Die Bewohner Nambonas waren zu abgelenkt damit sich und ihre Familien in Sicherheit zu bringen und vor den Soldaten zurückzuweisen. So bemerkte niemand, dass keiner der Bändiger mehr gefesselt war.

Er selbst bildete mit zwei jüngeren Soldaten die Nachhut. Mit jenen, die neben ihm am Treppenaufgang gestanden und gekämpft hatten. Sie trugen die Rüstung des Feuerimperiums. Immer wieder warfen sie Blicke über ihre Schultern, um zu sehen ob sie verfolgt wurden.

Marlon ließ sein Vidya kurz aufflackern und sich ausbreiten. Mental überprüfte er ihre Umgebung. Doch keine Aura eines feindlichen Bändigers hatte sich an ihre Fersen geheftet, jedenfalls konnte er keins erspähen. Also vergrub er sein Vidya erneut hinter seinem geistigen Schutzwall.

Die Soldaten an der Spitze der Gruppe steuerten geradewegs auf ein geöffnetes Eingangstor eines mehrstöckigen Hauses zu. Sobald sie die schwere Holztür erreicht hatten, schoben sie die Bändiger in den dunklen Durchgang hinein.

Marlon war sich nicht sicher, ob das Ganze eine gute Idee war, in diese dunkle Sackgasse abzutauchen. Doch er stützte noch immer den Wasserbändiger. Er schluckte seine Bedenken hinunter und folgte den anderen durch den Eingang. Ihm folgten die Soldaten, die währenddessen Wache an der Tür gestanden hatten.

Sie stolperten gemeinsam durch die dunkle Unterführung, bis sie das Licht des Innenhofs am Ende ausmachen konnten. Hinter ihnen hörte Marlon, wie das schwere Tor geschlossen wurde und die restlichen Soldaten mit ihren scheppernden Rüstungen zu ihnen aufschlossen.

Der Innenhof war von dem hohen Wohngebäudekomplexe umzingelt. Viel zu viele Menschen drängten sich auf die enge Grünfläche.

„Papa!"

DWK - Zwischen Zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt