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„Okay Shaunee, es haben jetzt alle kapiert! Du hast deinen Punkt deutlich gemacht!" platzte es wütend aus Erin heraus. Sie fand das Spielchen ihrer Freundin übertrieben und unglaublich unpassend, für das Massaker, dass sie gemeinsam angerichtet hatten.

Erin trat einen Schritt vor und ließ ihrer Augen dabei über den Schauplatz des Hinterhalts schweifen. Es war ein Desaster! Es mussten bereits so viele Menschen ihr Leben für diese ekelhaften Tyrannen lassen. Jetzt waren es neunzehn Seelen mehr, die dieser blutigen Machtgier zum Opfer fielen.

Erin wurde erneut bewusst, dass sie sich niemals an den Anblick toter Körper und gefallener Soldaten gewöhnen würden. Wie auch? Der blutige Schweiß-Geruch gepaart mit ihre zitternden Nerven sorgte für einen sich langsam ausbreitenden Schauer auf Erins Haut. Die Empfindungen und Eindrücke der Schlacht schlugen auf sie ein. Schützend kniff sie die Augen zusammen. Nur noch auf ihr hoch sensibles Gehör vertrauend, lauschte sie der langsam werdenden Atmung ihrer Freunde, während eine sanfte Brise durch die Blätter der Bäume wehte. In der Ferne war erneut das aufgeregte Vogelgezwitscher zu hören und sie meinte einen Hasen im Unterholz zu erhören.

Erin öffnete blinzelnd ihre Augen, doch ihre Sehkraft fokussierte sich sekundenschnell. Sie war während des Kampfes in ihren natürlichen körperlichen Zustand gewechselt, ohne es bemerkt zu haben. Bessere Sehkraft, sensibles Gehör, Schnelligkeit und Beweglichkeit, all das waren Eigenschaften, auf die sie als Nymphe zugreifen konnte.

Mit nun ruhigeren Händen streifte sie beide Klingen an ihrer Hose ab und schob sie anschließend in die lederne Halterung, die auf ihrem Rücken geschnallt war zurück.

Mit einem letzten Blick auf die töten Soldaten zu ihren Füßen, wendete Erin sich ab. Der Gedanke, dass sie Jason möglichst bald ein Ende setzten mussten, formte sich in ihrem Kopf. Denn nicht mehr lange und es würde kein Bewohner Nirvanas mehr existieren, so leichtsinnig wie er alle ihre Leben opferte!

Shaunee stand währenddessen noch immer wie festgewurzelt an Ort und Stelle. Ihre gesamte Aufmerksamkeit richtete sich auf Maxi, alles andere schien sie momentär ausgeblendet zu haben. Ihr Brustkorb hob sich schnell, während ihr stark blutender linker Arm stark zitterte. Von ihren Fingerspitzen tropfte das Blut in dicken, regelmäßigen Tropfen auf die Erde. Eine kleine Blutlache bildete sich bereits neben ihren Stiefeln.

Erin wusste, dass Shaunee in diesem Moment keine Schwäche zeigen wollte, um ihrer dämlichen Behauptung Maxi gegenüber Stand zu halten. Doch als hätte ihr Körper sie in diesem Moment verraten, entglitt Narran ihrem zitternden Griff und fiel mit einem dumpfen Schlag auf die Erde.

Die kurzhaarige Nymphe hatte genug gesehen! Shaunee hatte ihren Geduldsfaden zum Reißen gebracht. Sie hatten gerade allesamt wesentlich wichtigere Probleme, als das jämmerliches Beziehungsdrama eben jener!

Erin wollte gerade ansetzten, als ihr jedoch Julie zuvorkam.

„Shaunee, reiß dich verdammt nochmal zusammen!" ihre fauchende Warnung hallte scharf über alle Köpfe hinweg und ließ keinen Raum für Widerworte. „Es reicht!"

Erstaunt über die so stark veränderte Stimmfarbe, sah Erin perplex zu ihrer Zwillingsschwester. Auch Julie war in ihre Geburtsform gewechselt.
Vor ihr stand eine wunderhübsche Nymphe, deren Anblick sie nicht mehr gewohnt war. Viel zu selten hatten sie sich die letzten zehn Jahre über verwandelt. Die markanten Wangenknochen hatten Julies vertraute Gesichtszüge leicht verändert und lenkten den Fokus auf ihre strahlenden grünen Augen. Zwischen ihren langen blonden Haaren ragten spitze Ohren hervor, um ihr Gehör zu verbessern. Vorsichtig hob Erin die Hand, um nach ihren eigenen Ohren zu tasten, nur um dieselbe Feststellung zu machen.

Sie wendete ihren Blick von Julie ab und suchte automatisch nach Raban. Er hatte sie noch nie als Nymphe erlebt oder gesehen. Ihr Herz begann plötzlich schneller zu schlagen. Was, wenn er sie abstoßend fand? War er überrascht?

DWK - Zwischen Zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt