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Mitten in der Nacht schreckte ich mit schweißnassem Gesicht auf. Ich blinzelte verwirrt, bis mir langsam dämmerte wo ich mich befand. Mit zittrigen Händen strich ich mir einzelne Haarsträhnen von meiner klebenden Stirn. Ich versuchte mich an den Inhalt meines Albtraums zu erinnern, doch die Bilder und Figuren verschwammen mit meinem Unterbewusstsein. Die einzige Erinnerung daran, war mein noch immer pochendes Herz und ein Gefühl von erzwungener Offenbarung.

Genervt von mir selbst schüttelte ich meinen Kopf. Hoffentlich war das kein erneuter Beginn einer Phase, in der ich täglich von Albträumen gequält werde. Nach all der Zeit hatte ich den Auslöser für diese Phasen noch nicht gefunden. Connor vermutet, dass es meinem Stresslevel geschuldet ist, der mir unterbewusst im Schlaf zu schaffen macht. Es macht Sinn, die letzten Tage waren Anstrengend. Und du hast Jason nun endlich den Rücken gekehrt, na klar geht das nicht spurlos an dir vorbei!

Ich wusste es war sinnlos, jetzt zu versuchen wieder Schlaf zu finden. Ach verdammt!


Eine plötzliche Bewegung neben mir, holte mich aus meinen Gedanken zurück. Maxi hatte sich auf seine andere Seite gerollt, sodass sein schlafendes Gesicht mir zugewandt war. Er atmete tief und gleichmäßig, er schien von meinem Albtraum nichts mitbekommen zu haben. Zum Glück habe ich ihn nicht aufgeweckt, ich habe keine große Lust mich ihm erneut zu erklären...

Mein Blick verharrte einen Moment auf seinen sanften Gesichtszügen. Trotz des Zuckens seiner Augen unter den geschlossenen Lidern wirkte er entspannt. Seine kurzen braunen Haare fielen ihm auf die Stirn und ich musste einen Zwang unterdrücken, meine Hand auszustrecken und sie ihm aus dem Gesicht zu streichen.

Du musst einen klaren Kopf bekommen!


Ich befreite mich leise von der Bettdecke und kroch aus dem Bett, um ihn nicht zu wecken. Das Mückennetz, welches das Bett umgab, schloss ich hinter mir und schlich durch das Zimmer auf den Balkon.


Die nun etwas frischere Nachtluft war eine gewünschte Erfrischung auf meiner noch aufgeheizten Haut. Nirgends brannte noch ein Licht, nur der Mond schien schwach und tauchte alles in ein silbriges Licht. Der kleine Waldsee spiegelte die Mondstrahlen auf seiner Oberfläche wider, sodass er von einer glitzernden Schicht bedeckt war. Wie wäre es mit einem Bad?


Mein Körper durchfuhr ein erwartungsvolles Kribbeln. Doch es war nicht nur die Vorfreude mich endlich dem Wasser hingeben zu können, nein, auch ein spezifischen brennen an meinem rechten Handgelenk mischte sich unter diese körperliche Reaktion.

Panik stieg in mir auf, denn ich wusste genau welche Bedeutung ich dieser Reaktion zuordnen musste. Ich hatte es nun schon mehrfach innerhalb kürzester Zeit gefühlt. Es muss mit ihm zusammenhängen. Was ist, wenn er tatsächlich der Auslöser ist?

Erschrocken suchte ich mein rechtes Handgelenk nach einem neuen Tattoo ab, doch es war nichts zu erkennen. Lediglich die blauen Venen schimmerten unter meiner blassen Haut hervor.


Ich schlich leise aus dem Baumhaus, um dem Waldsee einen nächtlichen Besuch abzustatten. Meine Gedanken kreisten jedoch weiterhin um dieses eine Thema. Was ist, wenn Maxi dein Geprägter ist?

Das Schicksal findet seine verworrenen Wege zu jedem von uns. Es ist beinahe amüsant, dass ich zum anderen Ende meiner Welt reisen muss, um dem Partner meiner Seelenbindung zu begegnen!

Ein Anflug von Angst überkam mich daraufhin. Meine nackten Füße steuerten mich trotzdem zielstrebig über den Waldboden zum Seeufer hin. Ich hatte keine Angst vor der Bindung an sich, vielmehr um Ihn! Ich würde ihn in eine Welt voller Probleme und Leid ziehen, von der er nichts verstand. Der Zeitpunkt für eine Bindung war einfach ungünstig, jetzt wo ich mich gegen Jason bekannt hatte und jeden Tag damit rechnen musste, dass mich seine Soldaten finden und töten würden. Oder noch schlimmer, dass sie Ihn töten würden, nur um mich zu foltern!

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