Panikattacke

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Ich trug zusammen mit Severus drei volle Körbe mit verschiedenen Kräutern den Berg zum Schloss hinauf. Stolz umklammerte ich die blau schimmernden Kräuter in meinem Korb und lächelte vor mich hin. Es hatte wirklich Spaß gemacht! Selbst Snape konnte sich gelegentlich über mein tollpatschiges Verhalten amüsieren (es war zwar eher ein Zucken seiner Mundwinkel, aber ich nahm es als ein Lächeln). Bedauerlicherweise hatten die Blumen aufgehört zu leuchten. Er erklärte mir, dass das Licht erlischte, wenn man sie nicht sofort ins richtige Wasser legte. Aber diesmal war es nicht so schlimm, denn er brauchte sie so in diesem Zustand. Zugegeben, sie wirkten jetzt etwas trostlos, beinahe schon hässlich, aber Snape brauchte sie. Also akzeptierte ich es. Als wir an den Schlossmauern ankamen, zückte er seinen Zauberstab und ließ die Körbe schweben. Mit einem Lächeln folgte ich ihm. Diesmal gingen in den Gängen keine Lichter an, aber Snapes Zauberstab spendete genug Licht. Ein seliges Lächeln zierte mein Gesicht die Zeit mit ihm hatte mehr Spass gemacht als das es eine lehrreiche Strafe war. Ich gähnte einmal kräftig und fiehl ein Stick zurück.

Plötzlich wurde mir schwindelig, und alles begann sich zu drehen. Mein Kreislauf sackte zusammen und ich verlor kurzzeitig die Sicht, stolperte über meine eigenen Füße und viel hin. Ich presste die Augen fest zusammen. Ein stechender Schmerz durchzuckte meine Knie und ich musste einen Aufschrei unterdrücken. Severus ging einfach weiter und schien entweder zu ignorieren, was passiert war, oder es nicht bemerkt zu haben. Als ich die Augen wieder öffnete, war er bereits verschwunden. Vollkommene Dunkelheit umgab mich. Meine Augen wanderten unkontrolliert durch die Finsternis. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen, meinen Puls zu kontrollieren, nicht in Panik zu geraten, aber es gelang mir nicht. Wo war er? Wo war das Licht? Schwankend stand ich auf, tastete mit zitternden Fingern nach einer Lampe, nach irgendetwas, das Licht spenden würde. Aber nichts! Mein Puls raste weiter.

Was war das nur für eine Angst? Beruhige dich! Ich muss mich beruhigen! "Professor?", fragte ich in die Dunkelheit, meine Stimme zitterte, als ich zum zweiten Mal lauter nach ihm rief. Wo war er? Wie konnte er so schnell verschwinden? Meine Atmung wurde flacher. Mir wurde schwindelig. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, aber jedes Mal, wenn ich in die entsprechende Richtung schaute, war das Gefühl weg. Mit zitternden Fingern griff ich mir an die Stirn. Sie fühlte sich brennend heiß an, Schweiß bildete sich darauf. Mein Kopf zuckte nach rechts, als ich ein Geräusch hörte. War das alles nur ein schrecklicher Scherz von ihm? Ich machte weitere Schritte in die Dunkelheit und rief erneut: "Professor!" Tränen stiegen in meinen Augen hoch. "PROFESSOR!" schrie ich nun und kniff mir schmerzhaft in die Arme. Meine Fingernägel gruben sich gewaltsam in meine Haut, Blut lief meine Arme hinab, aber ich hörte nicht auf. Der kleine Schmerz schien mich für einen Moment abzulenken. Ich spürte fast nichts. Das Adrenalin war zu hoch. Und doch verschaffte es mir ein Bewusstsein, dass ich nicht den Verstand verloren hatte, dass ich noch hier war. Es half mir, nicht in Ohnmacht zu fallen. Zumindest dachte ich das.

Ich machte drei Schritte nach vorne, bevor ich zusammenbrach. Tränen liefen über mein Gesicht. Ich schluchzte laut und hielt mir die Hände vor den Mund. Ich schmeckte mein eigenes Blut und musste würgen. Was für ein psychisches Spiel war das? "Professor Snape, bitte!" weinte ich verzweifelt und krümmte mich auf dem Boden zusammen. Ich hatte das Gefühl, dass jemand meinen Rücken berührte, und als ich mich umdrehte, war niemand da. Immer wieder drehte ich mich um mich selbst, fand nichts. Es schien mir zu folgen, mit jedem Schritt, den ich tat. "Lass mich los!" rief meine zitternde Stimme wie automatisch. Meine Augen waren weit aufgerissen, mein Fluchtinstinkt aktivierte sich, ich lief in eine Richtung, hoffte, dass ich von diesem Ding wegkommen würde. Aber es war wie mein eigener Schatten! Ich griff nach meinem Zauberstab, aber meine Hand griff ins Leere.  Snape hatte ihn! Wieder schluchzte ich verzweifelt. Eine Hand griff an mein Knöchel und krallte sich hinein. Dieses Gefühl ging einmal durch meinen ganzen Körper und verschaffte mir nur mehr Panik.

„Hilfe!", rief ich und stolperte weiter. Eine kalte Gänsehaut überkam mich und wieder musste ich würgen. Das Luft bekommen wurde schwerer und ich hatte das Gefühl als würde ich jede Sekunde sterben. Es war als würde jemand in mein Ohr flüstern. Es war ein gruseliges murmeln. Etwas was wie ein verführerisches Singsang klang. Ich hielt mir meine Ohren zu und verteilte nur noch mehr Blut auf mir. Doch die Stimmen ließen nicht ab. Sie brannten sich in meinen Verstand ein. Es war wie ein Messer das sich durch meine Ohren zog.

„Ich hab Angst", wimmerte ich. Ich versteckte mich in einer Nische der Wand. Ich hörte wie das Blut von meinen Armen auf den Boden tropfte. (Bisschen übertrieben. Aber für die Dramatik) Wie ich diese Dunkelheit hasste. Mein ganzer Körper zitterte. Es war wie eine Spinne die meinen Rücken hoch krabbelte und sich in meinem Nacken nistete... ich kannte dieses Gefühl. Mir wurde wieder schwindelig. Diese Erinnerung! Ich konnte sie beinahe greifen! Was war das für eine entsetzliche Angst vor der Dunkelheit?! Wieso hatte ich so eine Angst. Ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper!

Wieder kam mir ein bekanntes Gefühl hoch. Ich hörte schreie einer mir bekannten Person. Es waren qualvolle Schreie. Ich hörte Kinder schreien.

„Miss L/N?!", rief die tiefe Stimme meines Professors und riss mich aus meinem Zustand der Trance. „P-Professor?" stottere ich und sah mich um. Immer noch diese erstickende Dunkelheit. Bildete ich mir diese Stimmen nur ein? „Hilfe" dieses Wort war mir einfach über die Lippen geglitten, bevor ich es hätte verhindern können. Immer noch zitterte mein Körper. Und immer noch war da diese kalte Gänsehaut. Eine warme Hände griff nach meiner Schulter und dieses Mal reagierte ich nicht.

„Y/N?" bei dem Klang meines Vornamens sah ich auf. Seine Stimme klang jetzt sehr herrisch. Ich konnte das schwache Licht meines Professors sehen. „Professor Snape?" fragte ich vorsichtig und zur Antwort ließ er das Licht heller scheinen. Der ganze Raum, in dem ich mich anscheinend befand, wurde hell ausgeleuchtet. Und die erdrückende Dunkelheit wich in die Ecken. Die Augen meines Professors wurden größer als er in mein verheultes und Blut verschmiertes Gesicht blickte. „Y/N- ich meine. Miss L/N was um Merlins Willen ist passiert?" fragte er und leuchtete mir in meine Augen. „Sie- sie sind da" brachte ich nur heraus. Ich probierte aufzustehen scheiterte aber. Wieder wurde mir schwindelig und dieses Mal würgte ich nicht mehr sondern Erbrach mich neben seinen Füßen. Ich spürte immer noch den Schweiß in meinem Nacken. Wiederliche Geräusche kamen aus meinem Mund und kraftlos, wischte ich mir über darüber. Wie ein begossener Pudel sah ich hoch zu Snape der mich mit einer Art aus Fürsorge und Bedauern ansah. Er nickte auf meinen vorherigen Satz hin und half mir hoch.

„Was ist passiert?", fragte er wieder, doch ich antwortete nicht, sondern fing an zu weinen. Dicke Tränen kullerten meine Wangen herunter und mir fiel ein Stein vom Herzen. Die Angst war gewichen und Erleichterung erreichte mich. Ich ließ mich in seine Arme fallen und krallte mich an seinen warmen Körper. Ich konnte es nicht verhindern. Er war der der mich auffing in diesem Moment. Er war der dem ich traute und der mich „gerettet" hatte. „Was-"fing er an, doch schloss dann wieder den Mund. Stattdessen blickte er in meinen Geist. Minuten vergingen während ich nur hier saß. Als er sich wieder aus meinem Geist zog, sagte er : „Es ist vorbei", und legte eine Hand auf meinen Kopf. „Da war niemand...", flüsterte er weiter und mit jedem Wort wurde mein Herz ein Stück leichter. Meine Hände griffen stärker in seinen Umhang. Er hielt mich, solange bis ich nur noch trocken schluchzte.

Er trat wieder einen Schritt zurück und betrachtete meine verheulten roten Augen. „Tut mir aufrichtig-" ich unterbrach ihn und schüttelte den Kopf während ich die Nase hochzog. „Sie wusste davon nichts...", erwiderte ich mit heiserer stimme und trat ebenfalls beschämt einen Schritt zurück. Ich hatte gerade Rotz und Wasser bei meinem Professor geheult! Und hatte mich wie ein Ertrinkender an seinem Umhang geklammert! Und er hat es zugelassen! Oh Gott!

„Komme sie... wir müssen Sie verarzten..." Severus hielt mir seine Hand hin und führte mich aus dem Raum hinaus. Als wir aus der Tür getreten waren und er sich sicher war, dass ich stabil gehen konnte, ließ er mich wieder los. „Danke", flüsterte ich, doch er reagierte nicht. Stattdessen führte er mich wieder in sein Büro.

„Ich dachte, wir wollen mich verarzten?", fragte ich mit immer noch krätziger Stimme. „Es geht hier schneller. Außerdem brauchen wir Poppy nicht wecken, wenn ich sowieso schon wach bin. Ich möchte sie außerdem über Nacht hier behalten und herausfinden, was ihnen so eine Angst macht an der Dunkelheit. Ich hatte in ihren Erinnerungen kurz etwas- interessantes gesehen..." sagte er mit emotionsloser Stimme. Mein Gesicht nahm eine rote Farbe an, doch ich nickte. Das lief ja genauso wie in einer diesen kitschigen Geschichten!

Ein 2. Kapitel bitteschön

Severus x Reader~Realität oder Traum?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt