Wiedersehen mit Liam

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Nach einem sehr schönen Wochenende in Alabastia, das sie mit Hanna verbracht hatte, landete Palma am Montagvormittag wieder in Marmoria, von wo aus sie am Dienstagmorgen nach Azuria City aufbrechen wollte, da sie Magdalena versprochen hatte, nicht direkt am Montag wieder abzureisen. Als sie durch die Straßen der Stadt schlenderte, entdeckte Palma eine kleine Kunstausstellung in einem unscheinbaren Gebäude. Überrascht betrachtete Palma die Bilder. Ein Bild zeigte Schwester Joy mit offener Brust, der das Herz eines Pokémon eingepflanzt wurde, das neben ihr lag. Im Hintergrund befanden sich Behälter aus Glas, die etwas Undefinierbares enthielten.
Auf einem anderen Bild war der Schatten eines großen Pokémon abgebildet sowie Pokébälle, deren Inhalt in Richtung des Schattens gezogen wurde.
Die Ausstellung war voller Bilder, die auf eine abstrakte Weise Geheimnisse der Welt der Pokémon offenbarten, doch wusste die blonde Trainerin zu wenig, um die Wahrheiten zu erkennen. Es überrasche Palma nicht, auf einem Gemälde das als Taubsi-Schwarm getarnte Logo von Team Veritas zu entdecken.

Am nächsten Morgen verabschiedete sich die blonde Trainerin von Magdalenas Eltern und versprach, irgendwann mal wieder vorbeizuschauen. Palma war ein wenig traurig, dass sie fortmusste. Sie genoss es, auf Reisen zu sein, doch wünschte sich auch eine richtige Familie. Ob ihre eigentliche Familie noch ihre Familie war? Magdalena holte die Trainerin zum Glück schnell aus ihren Gedanken.
An Magdalenas Schule angekommen umarmten sich die beiden Mädchen noch einmal. „Pass bitte gut auf dich auf. Und gewinne deinen nächsten Arenakampf für mich!" Palma versprach, dass sie viel trainieren und gegen Jacob gewinnen würde.

Auf dem Weg zum Mondberg traf Palma auf ein Mädchen mit zwei geflochtenen Zöpfen – Felicia. Allerdings waren ihre Zöpfe diesmal nicht blond, sondern schimmerten in einem hellen Blau. Die junge Trainerin forderte Palma sofort zum Kampf heraus.
„Lass es bleiben, du kannst nicht gegen mich gewinnen."
„Das dachte sich Forrest auch. Ich kann gegen jeden gewinnen."
„Ich habe mehr Orden, du hättest keine Chance!"
„Das ist mir egal. Los, kämpfen wir!"
Nachdem Palmas Fiaro das Glutexo von Felicia mit einer Attacke besiegt hatte, gab diese den Kampf auf. „Da war ich wohl etwas übermütig", grinste die Verliererin. Palma heilte Glutexo mit einem Beleber aus ihrem Rucksack. „Wollen wir gemeinsam durch den Mondberg?", wollte Felicia aufgeregt wissen. Die blonde Trainerin überlegte ein wenig, stimmte dann jedoch zu. Ein wenig Gesellschaft würde ihr sicherlich nicht schaden.
„Möchtest du eigentlich die Mondberg-Rallye machen? Die Belohnung ist toll."
„Keine Belohnung der Welt kann mich dazu bewegen, länger als nötig in dieser Höhle zu bleiben!", antwortete das Mädchen mit den blauen Zöpfen aufgebracht.
„Hast du Angst in Höhlen?"
Das sonst so vorlaute Mädchen schaute beschämt zu Boden.
Nicht weit im Mondberg bebte plötzlich der Boden, ein Onix brach durch das Gestein und baute sich vor ihnen auf. Mit einem Satz versteckte sich Felicia hinter Palma. Gelassen ließ die Blondine ihr Kapilz das große Pokémon angreifen, das dank seiner Fähigkeit Robustheit, die es vor K.O. durch eine einzige Attacke beschützte, den Angriff überstand. Palma schaute über ihre Schulter. „Hast du einen Superball dabei?" Wenige Augenblicke später war Felicia die stolze Besitzerin eines Onix und Palma unendlich dankbar.
„Hast du dir schon Gedanken gemacht, welche Pokémon du in der Arena von Azuria City einsetzen willst?", fragte Palma neugierig.
„Oh, ich habe ein starkes Pikachu. Damit gewinne ich den Orden im Handumdrehen."
Die Blondine war immer wieder überrascht vom Selbstvertrauen des anderen Mädchens. „Und was, wenn du doch verlierst?"
„Dann werde ich eben stärker und gewinne beim nächsten Versuch. Du verlierst nicht gerne, kann das sein?"
„Mhm."
„Palma", blieb Felicia plötzlich stehen, „du fühlst dich aber nicht unfähig, wenn du verlierst, oder?"
Die Angesprochene schwieg.
„Man kann nicht immer nur gewinnen. Manchmal verliert man eben. Das gehört dazu."

In Azuria City angekommen trennten sich die Wege der beiden Trainerinnen vorerst wieder. Felicia ging ins Pokémoncenter, während Palma das Hotel aufsuchte, in dem Hanna und sie beim letzten Mal gewohnt hatten.
Das Hotel hatte sich verändert. Im Eingangsbereich saß eine kleine Gruppe Touristen und unterhielt sich. Am Empfang stand ein junger Mann, den Palma nicht kannte. Unsicher fragte sie nach einem Zimmer.
„Tut mir leid, aber wir sind ausgebucht."
„Und was ist mit dem Zimmer des Pokémonfanclubs?"
Der Mann schaute kurz in seine Unterlagen. „Ich kann die leider nicht einfach die Zimmer unserer Gäste geben, auch wenn diese sich dort aktuell nicht aufhalten."
Palma musste sich die Tränen verkneifen. Es verletzte sie, dass ihr ein Schlafplatz versprochen worden ist und sie nun abgewiesen wurde. „Ist Mathilda da?", startete die Trainerin einen letzten Versuch.
„Die Besitzerin ist gerade nicht im Haus", schaute der Angestellte zur Seite und stockte plötzlich. „Magst du mir deinen Namen verraten?"
„Palma. Was ist mit ihr?", wollte Palma besorgt wissen.
„Oh. Ich habe hier eine Notiz, dass du ein Ehrengast bist. Komm, ich bring dich auf das Zimmer des Clubs. Tut mir leid, ich bin noch neu hier und wusste das nicht.", stammelte der Mitarbeiter plötzlich. „Und Mathilda ist letzte Woche gestürzt und liegt mit einem Oberschenkelbruch im Krankenhaus."

Der lange Weg zum RuhmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt