Der lange Weg zum Ruhm

Lektion in der Trainerschule

Palma warf einen Blick auf ihre Armbanduhr – es war gerade mal 9:30 Uhr, eigentlich viel zu früh für den Trainerkurs. Doch hatte die junge Trainerin auch keine Lust, Zeit in der Stadt zu vertrödeln. Vorsichtig versuchte sie die Schultür zu öffnen – und entgegen Palmas Erwartungen ließ sie sich tatsächlich öffnen.

Im Eingangsbereich standen diverse Vitrinen mit Ausstellungsstücken darin. Direkt links neben der Eingangstür waren kleine Pokémonnachbildungen aus Holz ausgestellt. Laut Beschriftung waren diese in den Projektwochen des Vorjahres entstanden. Palma bewunderte gerade eine sehr schöne Nachbildung eines Smettbos als sie plötzlich eine schrille Mädchenstimme hörte. „Lass mich doch endlich in Ruhe!"

Vor ihren Augen wurde ein etwa gleichaltriges Mädchen von einem Bisasam zu Boden geworfen. In der Nähe stand ein widerlich grinsender Junge mit zurückgegeltem Haar. „Bisasam! Ranke..." Weiter kam der Junge nicht. Palma sprang vor und schubste ihn weg. „Du greifst mit deinem Pokémon einen anderen Menschen an? Bist du bescheuert?" Der Junge schaute entsetzt. „Bisasam! Tackle!" rief er. Bisasam krachte mit voller Wucht in Palma, die unsanft mit dem Kopf auf den Boden knallte. Mit Tränen in den Augen rappelte die Blondine sich auf. So sauer war sie lange nicht mehr gewesen. Voller Zorn griff sie zu ihrem Pokéball mit Dartiri und holte es wortlos hervor. „Was ist das denn für ein lausiger kleiner Vogel? Meinst du wirklich, der kann mein Bisasam besiegen? Dann setzen wir all unser Geld für diesen Kampf!" Etwas zögerlich nahm Palma seine Herausforderung an. Sie musste jetzt einfach gewinnen. Das Preisgeld war ihr nicht besonders wichtig, doch konnte sie so einen Idioten nicht ungestraft davonkommen lassen.

Jetzt erst bemerkte Palma, dass noch andere Trainer im Gang standen. Scheinbar hatten sie alle versucht, die Geschehnisse möglichst gut zu ignorieren – doch nun hatten sich alle näher an den Ort des Geschehens herangestellt und warteten ab, was geschah. Das machte die junge Trainerin nur noch wütender. Wieso hatte niemand dem Mädchen geholfen?

Etwa zeitgleich riefen die beiden Trainer ihre Befehle. „Bisasam! Tackle!" „Dartiri, setz Schnabel ein!" Ihr Dartiri war schneller als das gegnerische Bisasam und riss mit seinem Schnabel die Knospe auf seinem Rücken auf. Bisasam knurrte laut, drehte sich flink um, sprang ab und erwischte Dartiri ziemlich hart. Der kleine Vogel wurde gegen eine Wand geschleudert. Palma hatte bereits die Befürchtung, ihr Pokémon sei besiegt, doch Dartiri rappelte sich wieder auf. Die beiden Trainer gaben noch einmal die gleichen Befehle, wieder war Dartiri schneller. Das kleine Pokémon rammte seinen Schnabel hart in Bisasams Seite. Das grüne Pokémon brach zusammen, verwandelte sich in einen roten Ball aus Licht und verschwand in seinem Pokéball. Der Trainer sah Palma hasserfüllt an. „Das wirst du noch büßen!" Nach diesen Worten rannte er aus dem Gebäude.

Palma hatte ihr Dartiri gerade zurückgerufen, als sie plötzlich umarmt wurde. „Danke, dass du mir geholfen hast!" Bevor die junge Blondine reagieren konnte, betrat eine ältere Dame den Gang, ging zielgerichtet zur Tür, schloss diese auf und forderte alle auf, sich einen Platz zu suchen. Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, die Stärken und Schwächen der Pokémontypen zu lernen. Bei Typen wie Feuer und Pflanze war das ja noch einfach, aber bei Typen wie Käfer war Palma immer etwas überfordert. Sie konnte sich nie ganz merken, was nun alles effektiv war. Da war dieser Kurs doch sehr hilfreich. Im Anschluss an den Unterricht wurde ein kleiner Test ausgeteilt. Palma war sehr nervös; wie sich herausstellte, brauchte sie aber nicht nervös zu sein. Als einzige im Kurs hatte sie alle Fragen richtig beantwortet und musste ihre Antworten der Klasse vorstellen.

„1a. Liste die Schwächen der Typen Pflanze und Eis auf. Meine Antwort: Pflanze – Flug, Gift, Käfer, Feuer, Eis; Eis – Kampf, Gestein, Stahl, Feuer.
1b. Ist der Typ Pflanze dem Typ Eis unterlegen? Begründe. Meine Antwort: Nein. Erstens kommt es immer auf das genaue Match-Up und die Attacken an, ob ein Pokémon einem anderen unterlegen ist. Zweitens muss man auch die Resistenzen berücksichtigen. Von diesen hat der Typ Pflanze vier, der Typ Eis jedoch nur eine.
2. Was haben die Typen Normal, Flug, Boden, Geist, Stahl, Unlicht und Fee gemeinsam? Meine Antwort: Die aufgezählten Typen haben Attackentypen, die gegen sie wirkungslos sind. So können zum Beispiel Elektroattacken Bodenpokémon keinen Schaden zufügen.
3a. Welche Typen sind gegen ein Piondragi sehr effektiv? Meine Antwort: Piondragi besitzt die Typen Unlicht und Gift. Durch diese Typenkombination sind nur Bodenattacken sehr effektiv gegen Piondragi.
3b. Nenne den Typ und die Wirksamkeit gegen Piondragi folgender Attacken – Erdbeben, Psychokinese, Rankenhieb, Kreuzhieb. Meine Antwort: Erdbeben ist vom Typ Boden und sehr effektiv gegen Piondragi. Psychokinese ist vom Typ Psycho und hat keine Wirkung gegen Piondragi. Rankenhieb ist vom Typ Pflanze und ist nicht sehr effektiv gegen Piondragi. Kreuzhieb ist vom Typ Kampf und trifft Piondragi neutral.
4. Wie unterscheidet sich die Wirksamkeit von Gestein- und Elektroattacken gegen Garados? Meine Antwort: Beide Typen sind sehr effektiv gegen Garados. Jedoch sind Elektroattacken doppelt so stark wie Gesteinattacken, da beide Typen von Garados (Wasser und Flug) eine Schwäche gegen Elektroattacken haben."

Nachdem sie ihre Belohnungen für die Teilnahme am Trainerkurs erhalten hatten – Palma hatte einen Gutschein für Trainerhandschuhe und 500 Pokédollar bekommen – fing die Trainerin das Mädchen ab, das sie zuvor gerettet hatte. Das Mädchen hieß Hanna und war so alt wie Palma. Sie hatte gemeinsam mit dem Jungen, der sie angegriffen hatte – Philipp sein Name – das gleiche Trainercamp besucht. Jedoch stammte sie aus sehr ärmlichen Verhältnisse und wurde schon bald von Philipp dafür gehänselt. Und leider hatten sie etwa gleichzeitig ihre Trainerlizenz erhalten und waren hier nun wieder aufeinandergetroffen. Hanna zeigte Palma ihr erstes Pokémon – ein Schiggy. Nur leider hatte sie sonst noch keine weiteren Pokémon und auch keine Pokébälle mehr. Palma versprach ihr, am nächsten Tag mit ihr zusammen zum Pokémonmarkt zu gehen, wo sich Hanna zwei Bälle kaufen wollte und dann westlich von Vertania City nach einem neuen Pokémon für sie zu suchen.