Teenager Max

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Palma war auf dem Weg zurück nach Alabastia und mied das hohe Gras so gut es ging. Mit ihrem Evoli auf der Schulter fühlte sie sich sicher und beobachtete die Natur um sich herum. Am Himmel waren ein paar große Pokémon zu sehen. Sie vermutete, dass es Tauboss waren, war sich jedoch nicht sicher.

Etwas weiter vom Weg entfernt sah sie einen Jungen, der etwas älter zu sein schien als sie es war. Da es der erste Trainer war, den sie an diesem Tag auf der Route gesehen hatte, ging sie neugierig zu ihm. Er stand vor einem kleinen Vogelpokémon mit orangenem Kopf und hellbraunem Gefieder. Dieses Pokémon hatte sie noch nie gesehen; sie wusste nur, dass es kein Taubsi war. Ob es eines dieser Dartiri war, von denen ihr Schwester Joy erzählt hatte? Neugierig holte sie ihren Pokédex hervor. „Dartiri, das Rotkehlchen-Pokémon. Sein Zwitschern ist wunderschön, aber wenn Gegner sein Revier betreten, kennt es keine Gnade. Dieses Exemplar befindet sich auf Level 6. Wahrscheinliche Attacken: Tackle, Heuler, Ruckzuckhieb."

Da sie nun nah genug war, musterte sie den Jungen genauer. Er trug eine kurze, blaue Hose. Sein Bein wies ein paar Schnittwunden vom hohen Gras auf. Er hatte nur einen Pokéball an seinem Gürtel. Sein Gürtel sah jedoch schon etwas älter aus. Hinter seinem Rücken befanden sich noch zwei weitere Bälle – Palma vermutete, dass diese leer waren. Er warf den Pokéball mit voller Wucht in Richtung Dartiri. Der Ball schlug hart auf einem Stein auf und sprang entzwei. „Scheiße!" In der Nähe des kaputten Balls materialisierte ein violettes Mauspokémon. „Egal, da kümmern wir uns später drum. Los, Rattfratz! Greif an! Tackle!" Palma richtete ihren Pokédex auf Rattfratz und las die Informationen über es. „Dieses Exemplar befindet sich auf Level 4. Wahrscheinliche Attacken: Tackle, Rutenschlag, Ruckzuckhieb." Palma hatte ein schlechtes Gefühl als sie sah, dass Rattfratz nicht bei voller Gesundheit war.

Das wilde Dartiri bewegte sich blitzschnell und rammte mit seinem Kopf in Rattfratz Seite. Rattfratz ging zu Boden und hatte Schwierigkeiten, wieder aufzustehen. Seine Seite war von Dartiris Schnabel aufgerissen worden. Trotzdem rappelte es sich auf und rammte den kleinen Vogel. Die junge Trainerin blickte noch einmal auf den Pokédex. Die Attacke hatte bei Dartiri nicht viel Schaden angerichtet. Palma machte zwei große Schritte auf den Trainer zu. „Hey du! Ruf dein Rattfratz zurück! Es hat keine Chance!" Der Junge sah sie nur verächtlich an. „Das ist mein Kampf! Halt dich da raus!" Er richtete seinen Blick wieder auf Rattfratz, dessen rechte Seite blutrot war. „Noch einmal! Tackle!" Und wieder setzte Dartiri Ruckzuckhieb ein. Rattfratz blieb reglos auf dem Boden liegen, verwandelte sich jedoch nicht zu einem Lichtball. Der Pokéball lag weiterhin zerbrochen auf dem Boden. Der Junge war den Tränen nahe. Als er gerade sein Rattfratz und den Ball aufhob, wurde er von Dartiri angegriffen. Es flog ihm ungebremst in den Nacken.

Palma konnte das nicht tatenlos mit ansehen. „Los, Evoli! Synchrolärm!" Das junge Mädchen hörte nichts, doch Dartiri fing laut an zu kreischen. Nun wirkte es nicht mehr so wild, sondern ängstlich und verschüchtert. Palma fragte ihren Pokédex um Rat und sah, dass Dartiri kurz vor dem K.O. war. Sie griff an ihren Gürtel, schnappte sich einen leeren Pokéball und warf ihn auf Dartiri. Der Pokéball wackelte deutlich länger als bei Rattfratz, doch letzten Endes blieb auch dieses Pokémon im Ball. Das blonde Mädchen schaute zu Max, der am Boden saß und schniefte. Sie reichte ihm die Hand und half ihm auf.
„Ich heiße Palma. Und wer bist du?"
„Max. Was ist mit meinem Rattfratz los? Es bewegt sich nicht mehr..."
„Ich weiß es nicht. Lass uns schnell nach Alabastia gehen. Vielleicht kann uns Schwester Joy helfen."

Auf dem Weg nach Alabastia erfuhr Palma ein paar Dinge über Max. Er wollte immer Pokémontrainer werden, hatte aber keine Eignung für ein Trainingscamp, da er häufig kränkelte. Außerdem wollten ihn seine Eltern nicht lassen. Zu seinem Geburtstag hatte er alte Ausrüstung und ein Rattfratz von seinem Bruder erhalten. Heute war der erste Tag, an dem er sich allein ins hohe Gras wagte. Sonst war er immer mit seinem Bruder unterwegs gewesen und hatte ihm beim Kämpfen zugeschaut.

Als sie das Pokémoncenter betraten, rief Palma sofort nach Schwester Joy. „Hey Palma. Oh, hallo Max, was ist denn los?" „Sein Pokéball ist zerbrochen und danach wurde sein Rattfratz besiegt. Nun bewegt es sich nicht mehr! Schwester Joy nahm das Rattfratz an sich, untersuchte es und schaute dann niedergeschlagen zur Seite. „Tut mir leid. Aber wenn der Ball kaputt ist, ist das Pokémon nicht mehr an ihn gebunden und stirbt, wenn es besiegt ist. Da kann man nichts mehr tun." Max trat voller Wut gegen einen Papierkorb, der in der Nähe stand und fing an zu weinen. „Schwester Joy? Kann ich ihm eines meiner Pokémon geben?" „Hm. Max ist kein anerkannter Pokémontrainer und hat auch noch keine Orden. Fremde Pokémon müssten ihm also aus freien Stücken gehorchen. Dein Pokémon muss also damit einverstanden sein." „Können Sie meine Pokémon schnell heilen? Dann schau ich, ob mein Rattfratz ihn mag."

Schwester Joy legte Palmas Pokébälle auf eine kleine Platte, die daraufhin zu leuchten anfing. Palma wusste aus dem Unterricht, dass die Platte Energie in die Pokébälle einspeiste und somit die Pokémon darin komplett heilte. Dies ging schneller und günstiger als mit Medizin. Als die Platte aufgehört hatte zu leuchten, nahm Palma ihre Pokémon wieder zu sich. Sie ging zu Max, der deprimiert auf einem Stuhl saß und immer noch weinte. Sie nahm den Pokéball mit Rattfratz zur Hand und drückte auf den Knopf. „Hey, Rattfratz, schau mal ob du mit Max zurechtkommst." Das Rattfratz sprang auf Max Schoß, der intuitiv sofort anfing, das kleine Pokémon im Nacken zu kraulen. Das schien der Maus zu gefallen. „Oh, du kannst echt toll mit Pokémon! Wenn du möchtest, kannst du mein Rattfratz haben." Max sah sie erfreut und traurig zugleich an. „Aber... das kann ich doch nicht annehmen. Es ist dein Rattfratz. Das kannst du doch nicht nur wegen mir aufgeben." „Ach was. Ich habe noch andere Pokémon. Und Rattfratz würde es bei dir bestimmt besser gehen!" „Wirklich?" Seine Augen glitzerten nun vor Freude. „Natürlich. Rattfratz, du hast doch auch nichts dagegen, bei ihm zu bleiben, oder?" Rattfratz sah sie kurz an und sprang dann auf Max Schulter. Als Palma ihm den Pokéball gab, umarmte er sie und wollte sie nicht mehr loslassen.

Am nächsten Tag trainierten die beiden zusammen, damit Max Rattfratz stark genug wurde, um allein gegen die wilden Pokémon auf der Route anzukommen. Am Abend verabschiedeten sie sich voneinander und Palma machte sich bereit, um am Folgetag nach Vertania City aufzubrechen. 

Der lange Weg zum RuhmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt