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Jack

Ich verlasse das Gästezimmer. Melli und Matthew sind nicht mehr hier. Meine Sachen sind bereits gepackt und stehen im Wandschrank in der Eingangshalle. Ich werfe mir meine schwarze Sporttasche über die Schulter und schlüpfe in meine Schuhe. "Jack warte!", höre ich Olivia rufen. Ich drehe mich nicht um und gehe auf den Fahrstuhl zu. "Jack Parker, stehenbleiben!", ruft sie wieder. Ich höre an ihrer brüchigen Stimme, dass sie weint. Ihre zarten Finger umschließen mein Handgelenk und notgedrungen drehe ich mich um. Es tut weh sie weinen zu sehen und zu wissen, dass ich der Grund dafür bin. "Was meinst du mit nach Hause?", weint sie. "Mein Flug geht in zwei Stunden.", sage ich einigermaßen fest und sehe sie entschlossen an. "Dein Flug? A-aber wohin?" "Weg." Ich will mich umdrehen, doch sie zieht mich wieder zurück. "Nimm mich mit!", flüstert sie weinerlich. Überrascht sehe ich sie an. "Mach deinen Abschluss." "Aber dieser blöde Abschluss ist mir egal. Ich kann ihn auch woanders machen. Ich will bei dir sein." "Warum?", frage ich sie. Sie zögert. "Weil ich dich vermissen würde, irgendwie..." "Ich muss gehen." "Ja, aber bitte nimm mich mit!", fleht sie weiter. "Ich kann nicht. Vergiss mich Olivia." "Nein! Tu mir das nicht an! Wieso musst du gehen? Wieso nimmst du mich nicht mit?" "Geh zu Noah. Er wird dir alles erklären." Traurig kaut sie auf ihrer Lippe rum. Tränen rennen aus ihren Augen. Sie will sich umdrehen, doch dieses Mal ziehe ich sie am Handgelenk zurück. "Ich weiß nicht wieso, aber ich mag dich. Sehr. Es ist so ein komisches Gefühl, manchmal hasse ich dich und manchmal...eben nicht.", erkläre ich ihr verzweifelt. "Ja, so geht es mir doch auch!", beteuert sie rasch. "Bleib hier, bitte. Oder nimm mich mit.", flüstert sie mit gebrochener Stimme. Ich beuge mich zu ihr hinab und lege langsam meine Lippen auf ihre. Sofort schlingt sie ihre Arme um meinen Nacken und vergräbt ihre kleinen Hände in meinen Haaren. Sanft löse ich mich von ihr und lehne meine Stirn an ihre. "Pack deine Sachen.", flüster ich.

Zwei Stunden später:

Wir sitzen im Flugzeug, welches uns nach Los Angeles bringen soll. Liv rutscht neben mir unruhig auf ihrem Sitzplatz rum. Es gab einen kleinen Streit, wer am Fenster sitzen darf, letztendlich konnte sie mich mit einem Kuss ablenken und schnappte sich den Fensterplatz. Dieses Biest. Als wir abheben packt sie panisch nach meiner Hand und zerdrückt sie fast. Ich muss lachen, sonst wirkt sie immer so tough und jetzt hat sie Flugangst. Doch schon wenige Minuten und ein paar Schläge, weil ich sie ausgelacht habe, später starrt sie fasziniert aus dem Fenster. Dieses Mädchen ist unglaublich. Eine Haarsträhne rutscht ihr immer wieder ins Gesicht und mir fällt auf, das sie einen dunkelblonden Ansatz hat. "Sag mal, hast du dir deine Haare gefärbt?", frage ich sie und drehe nachdenklich eine Strähne ihrer Haare in meinen Händen. "Ja, aber ich lasse sie wieder wachsen sodass sie wieder die alte Farbe irgendwann haben.", antwortet sie und starrt weiter aus dem Fenster. "Was ist deine normale Haarfarbe?" "Dunkelblond, hellbraun wie mans nimmt.", flüstert sie abwesend. Ich grinse und lehne mich im Sitz zurück während ich meine Augen schließe. Unglaublich, dass ich sie wirklich mitgenommen habe.

Das Taxi lässt uns vor einem hübschen Vier-Sterne Hotel raus. Ich bezahle den Fahrer und trage unsere Taschen in die Hotellobby. An der Rezeption steht ein junger Mann, ungefähr in Matthews Alter und beobachtet Liv mit einem ekligen Grinsen, während sie sich umguckt. Ich stehe schon an der Rezeption, doch er hat weiterhin nur Augen für Liv. "Liv, kommst du Schatz?", rufe ich um den Kerl zu provozieren, doch er lässt sich davon nicht beirren. Liv kommt mit einem etwas verwirrten Lächeln zu mir und sofort schlinge ich meinen Arm um ihre Hüfte. "Penthouse bitte.", wende ich mich an den ekligen Sack. Während er die Schlüsselkarte sucht sage ich mahnend zu Liv:"Schatz, überanstrenge dich die nächste Zeit nicht, du bist schon im vierten Monat. Es soll unserem Kind doch gut gehen." Zum Schluss drücke ich noch einen Kuss auf ihre Lippen. Sie guckt mich verdattert an, genauso wie der schmierige Hund an der Rezeption. Doch sie scheint zu verstehen und grinst mich schelmisch an. "Natürlich Schatz, aber nur wenn wir dann am Strand heiraten können.", sie zwinkert mir zu und schmiegt sich an meine Brust. Braves Mädchen. Jetzt guckt uns der Rezeptionist geschockt an und überreicht uns schweigend die Schlüselkarte. Liv und ich fahren mit dem Fahrstuhl in die 20. Etage, Penthouse. "Also, Schatz. Unser Baby?", fragt sie lachend. Beleidigt antworte ich ihr: "Hast du nicht gesehen, wie der dich angegafft hat?" "Eifersüchtig?" "Ich? Niemals!" "Na dann!", lacht sie wieder und pickst mir in den Bauch. Doch plötzlich wird sie wieder Ernst und setzt sich aufs Bett. Mit der Hand klopft sie neben sich aufs Bett. Ich setzte mich neben sie und gucke sie erwartungsvoll an. "Wieso musstest du weg?" Ich seufze. "Gibst du dich eigentlich gar nie zufrieden?" Nein! Bitte erzähl es mir. Schließlich bin ich jetzt auch betroffen." Sie hat Recht, also erzähle ich ihr alles.

"Es war schon länger geplant, dass ich nach L.A. gehe. Hier ist ein Sitz der Firma unserer Eltern. Mein Dad hat mir, kurz bevor sie auf die Geschäftsreise gefahren sind, erzählt das er hier in der Firma einmal nach dem Rechten sehen wollte. Anscheinend möchte er, dass die Firma in den Händen der Familie bleibt. Ich soll Parker Industries hier in L.A. als Geschäftsführer vertreten. Ich habe eine Wohnung gefunden in die ich bald einziehen kann." "Aber was ist mit deinem Schulabschluss?", fragt Liv komplett verwirrt. "Dad hat mit dem Direktor geredet und wir haben meine Prüfungen vorgezogen. Ich habe sie längst hinter mir und warte noch auf die Ergebnisse." "Oh...", flüstert sie. "Wieso hast du mich auf einmal doch mitgenommen?", ihre Knopfaugen durchbohren mich fragend. "Ich konnte dich einfach nicht zurücklassen. Vor allem wegen den Jungs. Ich habe bei dir so einen...Beschützerinstinkt und mir wurde klar, wenn ich dich in New York lassen würde, könnte ich dich nicht mehr vor ihnen beschützen." Jetzt ist Liv restlos verwirrt. "Meinst du Sinan, Ryan, Ole und Noah?" "Ja, nein, Noah nicht." "Wieso musst du mich vor denen beschützen?" Ich seufze. Ich muss es ihr erzählen, sonst wird sie mich die nächste Zeit immer weiter mit Fragen löchern. "Sie haben eine Wette. Wer dich zuerst ins Bett kriegt." Sie reißt ihre hübschen Augen auf und macht einen großen Mund. "Deswegen warst du so sauer, als ich betrunken mit Ryan rumgemacht habe." Ich nicke. "Und deswegen versuchte Sinan mich zu küssen und deswegen wollte Ole sich mit mir treffen." Wieder nicke ich. Sie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. Ich weiß zuerst nicht was ich tun soll, doch auf einmal höre ich leise Schluchzer von ihr. Ohne groß darüber nachzudenken, schließe ich sie in meine Arme und lege mein Kinn auf ihren Kopf. "Weine bitte nicht. Du bleibst bei mir, du musst diese Arschlöcher nie wieder sehen. In meiner Wohnung ist genug Platz für uns beide." Sie löst sich aus meiner Umarmung und schaut mich mit tränengefüllten Augen an. "Wieso tust du das für mich?", haucht sie bedrückt. Und dieses Mal weiß ich wieso. Ich verstehe endlich, was dieses Brennen und Kribbeln in den Fingern ist, wenn ich sie berühre. Warum mein Bauch Purzelbäume schlägt, wenn ich sie ansehe. Sanft lächel ich sie an. Weil ich mich in sie verliebt habe.


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