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Olivia

Eigentlich gehört es verboten an einem Samstag um halb sieben am Morgen aufzustehen, doch da Melli, Kathy, Noah, Matthew, Jack und ich unser Wochenende in den Hamptons verbringen wollen, bleibt uns leider nichts anderes übrig. Kurzerhand entschieden wir uns, auch erst Montagnachmittag wieder nach Hause zu fahren, da es sich für einen Tag einfach nicht lohnen würde. Normalerweise würden mich keine zehn Pferde an meinem Lieblingstag der Woche so früh aus dem Bett holen können, aber die Vorfreude auf einen Kurzurlaub mit meinen Freunden gleicht das dann wieder aus. Deswegen stehe ich jetzt um punkt sieben Uhr vorm Hotel und warte auf Jack, welcher darauf bestand, dass ich bei ihm mitfahre. Es ist noch nicht so hell draußen, aber irgendwie wirkt auch grade das so beruhigend und gemütlich auf mich. Hupend hält Jack vor mir, welcher sich das Auto seiner Schwester geliehen hat. Sie braucht es ja nicht, da sie mit Matthew fährt. Lächelnd laufe ich aufs Auto zu und steige in den Wagen. "Hey.", hauche ich und drücke Jack einen unschuldigen Kuss auf die Lippen. "Hey, Kleine.", anscheinend hat ihm der eine Kuss nicht gereicht, denn er beugt sich noch einmal zu mir herüber und drückt mir, diesmal einen längeren Kuss, auf die Lippen. "Hast du alles?", fragt er und fährt sich durch die wuscheligen Haare. Bestätigend halte ich meine große Tasche hoch und werfe sie sogleich auf die Rückbank, wo bereits Jack's Tasche liegt.

"Wann sind wir da?", genervt dreht Jack seinen Kopf in meine Richtung. "Wir sind nicht mal vor einer halben Stunde losgefahren und haben New York noch nicht mal verlassen!", ergeben hebe ich die Hände. "Sorry, Boss.", belustigt schüttelt er den Kopf und guckt wieder auf die Straße. Ich glaube, dass wird eine sehr lange Autofahrt. Da es gemütlicher ist, schlüpfe ich aus meinen Stiefelletten und stütze meine Füße auf der Autotür ab. Gelangweilt drehe ich das Radio auf. Little Mix Nothing Feels Like You.

Breit grinsend bemerke ich, wie Jack das Gesicht verzieht und drehe das Radio noch lauter. Um ihn ein wenig zu provozieren, fange ich auch noch an, aus voller Kehle mitzusingen. "Also Sängerin solltest du nicht werden.", bemerkt Jack und grinst schief. Ehrlich gesagt, wusste ich das vorher schon. Beleidigt strecke ich ihm die Zunge raus und beginne zu schmollen. "Ach komm, du bist doch jetzt nicht ehrlich beleidigt." Ich tue so, als würde ich ihn ignorieren und starre aus dem Fenster, muss mir aber krampfhaft das Grinsen unterdrücken. "Liv?" Ich wende meinen Kopf noch ein wenig mehr nach rechts, damit Jack nicht das Grinsen sieht, was sich mittlerweile auf meine Gesicht gestohlen hat. Plötzlich seufzt Jack laut auf und fährt an den Straßenrand. "Liv, bitte ignorier mich nicht, ich halte das nicht aus.", Jack's Stimme hört sich wirklich reuevoll an und ich weiß, dass er grade seinen niedlichen Welpenblick aufgesetzt hat. Langsam drehe ich meinen Kopf in seine Richtung und sehe, wie Jack mich verzweifelt anguckt, doch als er meine Grinsen sieht, fängt er ebenfalls an zu grinsen. "Du kleine Hexe!", und plötzlich beginnt er, mich hemmungslos zukitzeln. "Lass-haha das-hahaha, es tu-h-ut mir ja-ha leid!", lache ich und winde mich unter seinen Fingern, versuche seiner Kitzelatacke auszuweichen. "Ich will einen Kuss, als Entschuldigung!", fordert er mit einem fiesen Grinsen und lässt endlich seine Finger von mir. Immernoch kichernd lehne ich mich zu ihm herüber, nehme sein Gesicht vorsichtig in meine Hände und lege langsam meine Lippen auf seine. Sofort wandern Jack's Hände zu meiner Hüfte und er versucht mich auf seinen Schoß zu ziehen, doch da ich noch angeschnallt bin, klappt das nicht so ganz. Lachend schnalle ich mich ab, doch meine Lippen verlassen währenddessen nicht einmal seine. Endlich kann Jack mich auf seinen Schoß ziehen.

Seine starken Arme schließen sich um meinen Rücken und drücken mich so nah an ihn, wie es geht. Das ist genau die Nähe, die ich brauche. Es ist, als würde in meinem Bauch ein Schmetterlingsschwarm losflattern. Seufzend vergrabe ich meine Hände in seinen Haaren. Nur wenige Sekunden später ist aus unserem Kuss eine leidenschaftliche Knutscherei geworden. Seine Hände liegen mittlerweile auf meinem Hintern, während meine unter seinen Pullover gewandert sind und sanfte Kreise auf seine Muskeln malen. Wir werden erst unterbrochen, als ein Auto hupend an uns vorbeifährt. Erschrocken gucke ich dem Auto nach und erkenne doch tatsächlich Matthew's Nummernschild. "Wir sollten vielleicht mal weiterfahren.", kichert Jack und schiebt mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Leicht verlegen nicke ich und klettere zurück auf den Beifahrersitz.

Rückblickend gesehen, war es irgendwie eine mehr schlechte, als rechte Entscheidung, im Herbst in die Hamptons zu fahren. Die Luft kalt und wegen dem Meer salzig und windig, der Himmel trüb und regnerisch und die Blätter an den Bäumen komisch braun-grün. Aber trotzdem fühle ich mich sofort wohl, als ich aus dem Auto steige und wegen dem schneidenen Wind meine dünne Strickjacke fester um meinen Körper schlingen muss. Zum Glück habe ich an etwas dickere Klamotten gedacht, im Gegensatz zu Kathy, welche fast hauptsächlich T-Shirts mitgenommen hat, sich aber von Noah einen Pullover geliehen hat. Die beiden sind übrigens auch bei Matthew mitgefahren, weswegen jetzt zwei Autos in der Einfahrt vor dem Ferienhaus stehen. "Also, ich würde vorschlagen, zwei Leute gehen einkaufen, und der Rest plant den restlichen Tag."; schlägt Noah vor und streckt sich erstmal ausgiebig auf der Couch. "Wir gehen freiwillig!", ergreift Jack sofort die Initiative und zieht mich beim Aufstehen mit. Etwas überrumpelt stolpere ich ihm hinterher und lasse mich etwas unelegant ins Auto fallen. Lachend startet Jack den Motor und fährt aus der Einfahrt. "Navi?", frage ich und halte mein Handy hoch, doch Jack winkt nur ab. "Lass mal, ich war hier schon so oft, da werde ich wohl den Supermarkt finden." Schulterzuckend will ich mein Handy zurückstecken, als ich den vertrauten SMS-Ton höre. Sofort gucke ich auf mein Handy. Ein leichtes Lächeln zieht sich über mein Gesicht, als ich Luke's Nummer auf dem Display lese.

Hey, wann sehen wir uns wieder? Ich vermisse dich nämlich schon jetzt. xo Luke

"Wer ist das?", Jack versucht einen Blick auf mein Handy zuwerfen, doch sofort stelle ich die Tastensperre ein. "Guck auf die Straße.", meine ich nur und lehne meinen Kopf am Fenster an. Es ist wirklich wunderschön hier, selbst im Frühherbst. Ich glaube, dass wird ein unvergessliches Wochenende.

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