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Olivia

Am nächsten Morgen werde ich durch die Sonne geweckt, welche durch einen Spalt, in den langen Vorhängen, genau auf mein Gesicht scheint. Müde setzte ich mich auf und reibe mir ein paar mal über die Augen. Ein wenig komisch ist es schon, in einem komplett fremden Zimmer aufzuwachen, doch ich sollte einfach versuchen, mich dran zu gewöhnen. Also stehe ich etwas wiederwillig auf und schiebe die Gardienen ein Stückchen zur Seite. Weil es jetzt so hell in meinem Zimmer ist, muss ich die Augen zusammen kneifen und tapse dann vorsichtig ins Bad. Ich könnte zwar noch etwas schlafen, wie mir ein Blick auf die Uhr dort verrät, doch wenn ich ehrlich bin, bin ich dafür zu aufgeregt. Nach meiner Morgenroutine stehe ich in Unterwäsche vor meinem Kleiderschrank. Durch mein geöffnetes Fenster weht die warme Morgenluft, was sehr angenehm ist. Da es heute sehr heiß werden soll, entscheide ich mich für Shorts, Top und einen luftigen Cardigan, den ich später einfach ausziehen kann. Schließlich creme ich mein Gesicht ein und schminke mich. Nachdem ich meine Tasche gepackt habe, das sollte ich ab jetzt immer Abends vor der Schule erledigen, jedenfalls nehme ich mir das vor, laufe ich barfuß runter in die Küche, wo ich mir einen Kaffee, ich liebe Kaffee, mache und mich anschließend damit und mit einem Apfel in der Hand auf die Couch setzte. Ich bin einfach nicht so der Mensch, der morgens viel essen kann. Mum und Dad würden heute nicht so früh aufstehen, das haben sie mir gestern noch gesagt, weswegen ich mich sofort auf den Weg mache, zum Glück hatte Dad mir gestern noch erklärt, wie ich zur Schule komme.

Als ich das Schulgelände betrete, habe ich das Gefühl von allen Seiten angestarrt zu werden, doch das ist größtenteils natürlich nur Einbildung. Ich blicke einfach stur geradeaus. Ich mag es nicht, angestarrt zu werden, dann denke ich immer, es würde etwas nicht mit mir stimmen, doch es liegen wenn überhaupt nur vereinzelte Blicke auf mir. Die Schule ist von Außen wie von Innen hoch modern eingerichtet und eigentlich echt hübsch. Nachdem ich meinen Stundenplan und meine Bücher abgeholt habe, gehe ich zu dem mir zugeteilten Schließfach, in welches ich die Bücher lege, welche ich laut Stundenplan heute nicht brauchen werde. Die ganze Zeit schon denke ich daran, wie wohl meine Kurse sind, wen ich kennenlernen werde und was alles passieren könnte. Die Bücher die ich für heute brauche, stecke ich in meine Tasche. Dabei rutscht mir ein Buch aus der Hand und knallt auf den Fliesen auf. Fluchend hocke ich mich hin und will es aufheben, als schon eine zierliche Hand mit rosa lackierten Fingernägeln nach meinem Buch greift. Ich schaue verwirrt hoch. Vor mir hockt ein hübsches Mädchen mit lockigen, dunkelroten Haaren, definitiv gefärbt. Wir stehen beide auf und sie drückt mir mein Buch in die Hand. "Danke.", sage ich leise und stecke das Buch in meine Tasche. "Kein Problem. Du bist neu hier, stimmt's? Ich bin Melanie, aber du kannst mich Melli nennen." Sie lächelt mich an und streckt mir ihre Hand entgegen. Erleichtert ergreife ich ihre Hand un lächel ebenfalls. "Ja, bin ich. Ich bin Olivia, kannst mich Liv nennen." "Zeig mal deinen Stundenplan.", fordert sie sofort hilfsbereit und nimmt mir meinen Stundenplan aus der Hand. "Cool du bist in meinem Englischkurs! Komm, auf dem Weg kann ich dir ja noch die Schule näher zeigen. Ich glaube, es wird dir hier gefallen!" Da ich unglaublich froh bin, schon jemanden kennengelernt zu haben, nicke ich erleichtert und folge ihr durch die Schule. Melli scheint gerne zu reden und wirkt deswegen unglaublich symphatisch, also erzähle ich ihr auch etwas von mir. Vor einer Tür bleiben wir stehen und Melli klopft an. "Herein", kommt es aus dem Raum, woraufhin Melli schwungvoll die Tür öffnet. Es geht los, mein neues Leben. Melli wirft die Tür hinter uns ins Schloss.

Ich sehe zu dem Lehrer hin. Er ist sehr jung, mindestens 25 und sieht gar nicht aus wie ein Lehrer. Eher wie ein gutaussehender Sportler oder so. "Entschuldigung für die kleine Verspätung, Mr. Abrahams, aber ich habe Liv noch ein wenig die Schule gezeigt." Zwinkert Melli Mr. Abrahams zu. Er grinst sie an und fährt sich einmal locker durch die braunen Haare. "Kein Problem Melli, setz dich schon mal hin.", lächelt er sie an. Sie lächelt zurück und setzt sich in die vorletzte Reihe, immer noch grinsend. Mr. Abrahams guckt mich lächelnd an. "Stell dich doch bitte kurz vor." Also stelle ich mich vor die Tafel und gucke ein wenig verlegen durch den Raum, während ich anfange, von mir zu erzählen. "Ich heiße Olivia, aber bitte nennt mich Liv. Ich bin 18 und gestern von Florida hierher gezogen. Irgendwelche Fragen?", sage ich knapp und hoffe einfach, dass ich mich gleich hinsetzen darf. In der dritten Reihe hebt sich eine Hand und bekommt sie meine Aufmerksamkeit. Es ist ein Junge und seine Haare sind zu einem Undercut geschnitten, er trägt ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt, durch welches man gut seine leichten Muskeln erkennen kann. Zu sagen er würde nicht gut aussehen, wäre definitiv gelogen. "Ja?" "Hast du einen Freund?", fragt er mich, klingt dabei sogar echt nett. Erst finde ich, dass es ihn nichts angeht, doch dann antworte ich mit einem schlichten "Nein." Seelig grinsend lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück. Komischer Typ. Keine weitere Hand wird erhoben. "Gut. Liv setz dich bitte neben Jack.", lächelt Mr. Abrahams mich freundlich an. Der Junge, der mir grade die Frage gestellt hat, weist mich mit einem aufforderndem Kopfnicken darauf hin, dass er Jack ist. Ich gucke Mr. Abrahams kurz lächelnd an und setzte mich schließlich neben den Jungen. Mr. Abrahams fährt mit dem Unterricht fort. Plötzlich spüre ich einen heißen Atem an meinem Ohr und bekomme sofort Gänsehaut. "Ich heiße übrigens Jack.", flüstert mir der Junge neben mir ins Ohr. Das hat Mr. Abrahams eben doch schon gesagt, aber egal. Ich drehe mich zu ihm. Er grinst mich an und ich muss schmunzeln. Wenn er so grinst, sieht er echt süß aus. "Du hast einen schönen Namen, Olivia.", flüstert er mir zu. Ich werde leicht rot und drehe mich nach vorne. Jack lacht leise. Sein Lachen ist rau und klingt wunderschön. Dann widmet er sich auch wieder dem Unterricht. Sagte ich ja, komischer Typ.

Die Pausenklingel ertönt und alle fangen an ihre Sachen einzupacken und schließlich den Raum zu verlassen. Erleichtert atme ich auf, bin froh endlich von Jack wegzukommen. Seine neugierigen Blicke im Untericht waren wirklich unangenehm. Etwas verloren packe ich langsam meine Sachen zusammen und schlucke bei dem Gedanken, die Pause nun komplett alleine verbringen zu müssen. Jack ist schon fertig und wartet auf mich. Ich werfe mir meine Tasche über die Schulter und sehe ihn fragend an. "Melli hat mich gebeten etwas mit dir in der Pause zu machen.", klärt er mich auf. Ich nicke nur und folge ihm aus dem Raum, bin Melli aber im Stillen wirklich dankbar. "Und was machen wir jetzt?", frage ich Jack neugierig. "Ich stell dir meine Freunde vor.", er lächelt mich warm an und ich folge ihm weiter durch die Schule, hinaus auf den Pausenhof. "Ist Melli...deine Freundin?", frage ich Jack vorsichtig. Er lacht. "Sie ist meine Schwester." "Achso.", lache ich jetzt auch. Gut zu wissen. Während wir über den Schulhof gehen, gucken ständig Mädchen rüber, tuscheln und zeigen kichernd auf den Braunhaarigen, der nun neben mir geht. Kein Wunder, schließlich sieht Jack aus wie ein junger Gott. Jack bleibt schließlich bei einer Gruppe mit vier anderen Jungs stehen und schlägt mit jedem einzelnen ein. "Olivia, das sind Ole, Ryan, Sinan und Noah.", er zeigt nacheinander auf jeden Jungen. "Und wer ist diese heiße Chick?", fragt einer, ich glaube es ist Ryan, mit einem schmutzigen Grinsen im Gesicht. "'Vergiss es Ryan. Sie ist nicht so eine.", antwortet Jack nur schmunzelnd. Anscheinend ist das Ryan's Art und ich mag ihn schon jetzt nicht. Ryan guckt ihn zweifelnd an und kommt auf mich zu. Er stellt sich neben mich, schlingt einen Arm um meine Taille und beugt sich zu meinem Ohr runter. "Heute Nacht, bei mir ich schick dir die Adresse.", flüstert er und knabbert an meinem Ohr während seine Hand an meiner Hüfte auf meinen Hintern rutscht und einmal fest zu drückt. Ich quicke auf und schaue ihn empört an. "Geht's dir noch gut?", fauche ich ihn an und verziehe meine Augen zu Schlitzen. Keiner grapscht mich einfach so an! Er grinst mich nur pervers an und ich schubse ihn von mir. "Sagte ich doch." kicherte Jack leicht und Ryan grinst ihn einfach an, nickt provozierend. Bastard. Jack schlingt freundschaftlich einen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. Siegessicher schaut er einmal in die Runde. Doch ich schüttel seinen Arm ab. Keiner. Fasst. Mich. Einfach. An. Auch ihn funkle ich böse an. Er sieht ein wenig verwirrt aus, doch als ich einen Schritt von ihm abrücke und meinen Blick den anderen Jungs in der Runde schenke, lässt er mich endlich in Ruhe.


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