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Olivia

Manchmal weiß man auf den ersten Blick, dass die vor einem stehende Person, dieser eine Mensch ist, der dich gut fühlen lässt, der dich wirklich versteht und der mit dem du, so kitschig es auch klingt, den Rest deines Lebens verbringen könntest. Wenn ich ehrlich bin, ich fand Jack am Anfang nett, ich mochte ihn sofort. Doch bereits wenige Stunden nach unserem Kennenlernen wurde er ein Arschloch. So ein typischer Badboy eben. Ich hätte in dieser Zeit nie gedacht, dass er einnmal dieser Mensch für mich sein könnte. Er war nie einer von diesen ganzen Klischee Badboys aus den Büchern und Filmen. Auf irgendeine verdrehte Art und Weise, war er seine ganz eigene Version von einem "Badboy". Vielleicht sind es seine unglaublichen Schokoaugen, die mich schon lange in den Bann ziehen, vielleicht auch seine stets perfekten Haare, oder vielleicht auch sein umwerfendes Lächeln. Aber ich weiß, dass ich mich unglaublich zu ihm hingezogen fühle.

"Morgen.", sein heißer Atem auf meinem Nacken, hinterlässt die bekannte Gänsehaut, die ich nie wieder missen möchte. "Morgen.", nuschel ich mit müder Stimme zurück und drehe mich langsam in seiner Umklammerung um. Er sieht ebenfalls noch ziemlich müde aus. So wie er grade vor mir liegt, mit kleinen, müden Augen, einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, herlich verwuschelten Haaren und einem kleinen Knutschfleck, mein Werk, unterm Ohr, würde ich mich am Liebsten noch mehr in seine Arme kuscheln und ihn nie wieder loslassen. Aber da es Dienstag ist und ich somit Schule habe, geht das leider nicht. "Wie spät ist es?", ich reibe mir kurz über die Augen, um den Schlafdreck wegwischen zu können und gucke Jack schließlich fragend an. Einmal seufzt er kurz, bevor er mit leicht genervter Stimme antwortet."7:00 Uhr."

Perfekt, so habe ich noch genug Zeit, mich für die Schule fertig zumachen. Als ich mich also aufrappeln und aus dem Bett quälen will, schlingt Jack seine Arme nur noch fester um mich und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. "Nicht gehen. Nicht schon wieder.", entweder ich bilde es mir nur ein, oder seine Stimme hört sich wirklich traurig an. Ich lache kurz auf und ziehe seinen Kopf sanft wieder in die vorherige Position. "Ich muss aber, ich habe Schule.", versuche ich ihm zu erklären, doch sofort sieht er mich schmollend an. Immer noch macht er keine Anstalten, mich loszulassen. "Ohne Gefühle, schon vergessen?", erinnere ich ihn schließlich an unsere Abmachung. Langsam muss ich mich wirklich fertig machen. Ich würde wirklich liebend gerne noch mit ihm im Bett liegen bleiben. Genervt seufzend und grummelnd lässt er mich schließlich los, sodass ich mich endlich aufsetzten kann. "Gefühle kann man nicht einfach ausschalten.", haucht er verletzt. Dabei ist sein Blick überall im Raum, nur nicht auf mir. Ich weiß nicht wirklich was ich antworten soll, schließlich war dieses "Freunde mit gewissen Vorzügen-Ding" seine Idee. "Wenn du dich beeilst, kannst du mit unter die Dusche.", locke ich grinsend, als ich bereits neben dem Bett stehe. Was mich verwundert ist, dass Jack mir nur in die Augen guckt. Ich stehe absolut nackt vor ihm, aber er sieht mir einfach nur in die Augen. Nachdem diese Wörter meine Lippen verlassen haben, springt er plötzlich hellwach aus dem Bett, wohlgemerkt ebenfalls nackt, weswegen ich peinlich berührt versuche wegzugucken. Ein paar Sekunden später befinde ich mich in seinen Armen wieder und er trägt mich ins Badezimmer. Unter der Dusche werde ich wieder abgestellt. Rasch schlüpft Jack noch dazu, das Wasser habe ich bereits eingeschaltet. Grinsend legt er seine Hände auf meinen Hüften ab. Prickeln. Überall. Und wenn ich überall sage, meine ich auch überall. Ein kurzes Kichern entkommt meinen Lippen, dann drückt Jack mich an sich und legt seine Lippen sanft auf meine.

Melanie

Am Wochende habe ich nicht wirklich etwas von Liv gehört, dagegen von Kathy umso mehr. Anscheinend möchte sie Liv verkuppeln. Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jack ziemlich eifersüchtig wäre, wenn er Liv mit einem anderen Mann sehen würde. Er ist in sie verliebt. Und ich weiß auch, dass Liv in ihn verliebt ist. Was ich allerdings nicht verstehe, ist warum Liv sich so sehr gegen eine Beziehung mit meinem Bruder sträubt. So weit ich weiß hat er nichts falsch gemacht, außer in der Zeit nach der Trennung. Natürlich war es blöd von mir, sie denken zu lassen, dass dieses Mädchen vor noch nicht allzu langer Zeit die Nacht mit Jack verbracht hätte. Ich habe ja selbst gesehen, wie Jack sie auf die Couch gelegt hat. Ich wusste, dass er nicht mit ihr geschlafen hat. Ich wollte Liv nur klarmachen, dass sie um Jack kämpfen muss. Ich gebe zu, es gibt bessere Wege ihr so etwas zu sagen, doch ich habe sie eiskalt angelogen. Und da ich mich schrecklich schuldig fühle, habe ich schließlich Kathy's Verkupplungsplänen zugesagt.

"Woran denkst du?", höre ich plötzlich Matt's Stimme hinter mir, weswegen ich erschrocken zusammenzucke. "An Liv und Jack.", gestehe ich ihm. Verwundert ruhen seine Augen auf mir. "Ich verstehe ja, dass du ihnen helfen willst, aber mittlerweile sind sie an einer Stelle angekommen, an der sie ihre Probleme alleine klären sollten.", trotz seiner ernsten Stimme klingt er sehr einfühlsam und sanft. Er strahlt Ruhe aus und das ist nur eine der vielen Sachen, die ich an ihm liebe. "Ich liebe dich.", sage ich leise und gucke ihn ruhig an. Augenblicklich sehe ich seine Augen aufblitzen und befinde mich wenige Sekunden später auch schon in seinen starken Armen wieder. "Und ich liebe dich." Es ist schwer zu beschreiben, was diese Wörter in mir auslösen. Am Liebsten würde ich mich jetzt mit ihm aufs Sofa kuscheln und einen Film gucken, aber es gibt da etwas worüber ich unbedingt mit ihm sprechen muss. "Können wir kurz reden?", frage ich zögerlich, woraufhin er sich aus der Umarmung löst und mich verwirrt anguckt. "Natürlich. Du weißt, ich bin immer für dich da.", ich merke, dass er versucht ruhig auszusehen, aber ich sehe das nervöse Glitzern in seinen Augen. Etwas verkrampft setze ich mich an den Küchentisch und warte, bis er mir gegenüber sitzt. Seine Hände verschränkt er miteinander und legt sie auf dem Küchentisch ab. Seit dem Essen bei meinen Eltern muss ich diese Frage stellen, sie hat sich so sehr in mein Gehirn gebrannt, dass ich sie nun einfach stellen muss. Kurz räusper ich mich noch einmal, dann spreche ich endlich diese Frage aus, die nun schon ein paar Tage an meinen Nerven zerrt.

Little Lovestory - Die wahre GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt