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Jack

"Ich bin müde, wieso müssen wir so früh fliegen?", jammert Liv und legt ihren hübschen Kopf auf meiner Schulter ab. Ich seufze und rutsche auf dem harten Plastikstuhl ein wenig mehr zu ihr, damit sie es gemütlicher hat. Montagmorgen, halb fünf. Klar, dass sie noch müde ist, aber ich will nicht den ganzen Tag mit Fliegen verbringen, deswegen habe ich den frühesten Flug nach Paris genommmen. Fünf Tage in der Stadt der Liebe stehen uns bevor. Warum ich ausgerechnet Paris auusgewählt habe? Ich will Liv unbedingt zurückgewinnen, deswegen habe ich mich für Paris entschieden. Dort ist es romantisch und wunderschön. Ich will Liv grade antworten, als unser Flug aufgerufen wird. Müde erheben wir uns und machen uns auf den Weg zum Flugzeug. Ich  will nach Liv's Hand greifen, doch sobald meine Finger ihre streifen, zieht sie ihre Hand weg. Fragend gucke ich sie an, doch sie starrt nur auf den Boden und versucht mich nicht anugucken. Ich muss sie unbedingt zurückgewinnen, ich brauche sie.

"Verehrte Pasagiere, in Kürze werden wir in Paris landen. Ich bedanke mich herzlich bei ihnen, dass sie mit uns geflogen sind und wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt in der Stadt der Liebe.", hören wir durch die Lautsprecher, als bereits die Landebahn zu sehen ist. "Liv, wach auf.", ich rüttel leicht an Liv's Schulter, woraufhin sie sofort die Augen öffnet und mich verwirrt ansieht. "Was ist los?", nuschelt sie und streicht sich die langen Haare aus dem Gesicht. "Wir landen.", gebe ich ihr die knappe Antwort und da setzt das Flugzeug bereits auf dem Boden auf.

"Endlich!", stöhnt Liv und wirft sich mit viel Schwung auf das Doppelbett in unserem Hotelzimmer. Sie siehts so süß aus, wie sie sich müde in den Laken einkuschelt und vor sich hinbrummt. Lachend, aber ebenfalls erschöpft, werfe ich mich neben sie auf das riesige Bett. Ich muss schmunzeln, als Liv sich, wie selbstverständlich, sofort an mich kuschelt. Mittlerweile kann ich auch das Flattern und die Gänshaut, welches ich immer in ihrer Nähe habe, oder wenn sie mich berührt, richtig einordnen. Vor ein paar Wochen dachte ich noch, es wäre Verliebtheit, eine kleine Schwärmerei. Doch nun weiß ich, dass es wahre Liebe sein muss. Ich habe noch nie geliebt, deswegen weiß ich nicht wirklich, wie es sich anfühlt. Aber ich liebe meine Familie und Melli. Ich mache mir ständig Sorgen um Melli und jedes Mal, wenn ich sie sehe, muss ich lächeln und will einfach nur bei ihr sein, weil ich ihre Anwesenheit so genieße. Das ist normal, schließlich ist sie meine Schwester, aber ich fühle bei Liv genau das gleiche, nur noch stärker. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr ohne sie kann, dass ich, egal wo ich bin, will, dass sie bei mir ist. Das ihr Lächeln bei mir ist. Ich will Liv für mich gewinnen, weil ich glaube, nein ich weiß, dass ich nie wieder ein Mädchen so sehr lieben werde wie sie. Habe ich nie, werde ich nie. Sie ist die Eine. "Woran denkst du?", reißt mich plötzlich ihre sanfte Stimme aus den Gedanken. Ich blicke nach unten, wo Liv auf meiner Brust liegt. Mittlerweile liegt sie fast komplett auf mir drauf und hat ihr Kinn auf meiner Brust abgestützt, so kann sie mich genau ansehen. Ich setzte mich ein wenig auf, damit ich sie besser ansehen kann, halte Liv dabei aber an der Hüfte fest, damit sie nicht runterrutscht. Abwartend sieht sie mich an. "An dich.", antworte ich einfach, ohne groß darüber nachzudenken, was meine Worte auslösen könnten. Doch auf Liv's Mund bildet sich nur ein müdes, aber ehrliches und zufriedenes Lächeln. Schon wieder in Gedanken versunken hebe ich meine Hand und beginne damit, mit meinen Fingern durch ihr langes Haar zu streichen.

Nur zwei Stunden später spazieren Liv und ich durch die Einkaufsstraßen in Paris, als ich merke, dass mich Melli anruft. "Ich geh schon mal in den Laden.", informiert Liv mich, da sie auch das Klingeln meines Handy's gehört hat. Bestätigend nicke ich und lasse ihre Hand los, um den Anruf entgegen nehmen zu können. "Hey Schwesterchen!", begrüße ich meine kleine Schwester und bin selber verwundert, dass ich sie wieder so unbeschwert begrüßen kann. Liegt das an Liv, welche garde im Laden verschwindet? "Du bist nicht mehr sauer?", fragt Melli vorsichtig am anderen Ende der Leitung, sie scheint ein wenig verwirrt zu sein. "Oh doch, aber nicht auf dich. Wir werden zu Hause reden, aber ich möchte das jetzt nicht am Telefon klären.", erkläre ich ihr und höre, wie Melli erleichtert aufatmet. "Warum rufst du an?", frage ich und sehe durchs Schaufenster, wie Liv den Laden durchquert. Ich muss lächeln. "Ich weiß das von dir und Liv." "Was meinst du?", versuche ich auf unwissend zu tun, da ich nicht weiß, was sie genau weiß und was sie davon halten würde. "Ihr schlaft miteinander. Ok meinetwegen, aber ein gemeinsamer Urlaub in Paris? Kuscheln, Dates und das ganze? Das ist nicht mehr Freundschaft mit Vorzügen. Was denkst du dir dabei?", langsam wird Melli wütend, dass höre ich sogar durchs Telefon. Ich will ihr grade antworten, als sie plötzlich geschockt quiekt. "Du gaukelst dir eine Beziehung mit ihr vor, obwohl da gar nichts ist! Jack, ihr seid nicht zusammen!", das Doofe ist, sie hat Recht. Es ist, als würden wir eine Beziehung führen. "Liv will nicht mit mir zusammen sein, aber auf Pärchen tun, obwohl man keins ist, das ist ok?!", wütend verenge ich die Augen zu Schlitzen. Mag sein, dass ich mir eine Beziehung mit Liv vorgaukel, aber ich verstehe nicht, warum Liv nicht ernsthaft mir mir zusammen sein will, aber auf Pärchen tun ok ist.

"Woher weißt du das überhaupt?", frage ich sie immer noch sauer. "Man hat es gemerkt. In den Hamptons. Erst habt ihr auf dem Sofa gekuschelt und, als ihr nach oben gegangen seid... Jack, man hat euch gehört!", mittlerweile ist Melli so laut geworden, dass ich mein Handy ein Stück vom Ohr weghalten muss, um nicht Ohrenschmerzen zu kriegen. "Nach Paris, lässt du Liv in Ruhe. Sie wollte sich auf ihre Zukunft vorbereiten, aber du hältst sie davon ab. Sie ist mir wichtig, egal was du geplant hast, vergiss es. Lass die Finger von ihr. So leid es mir tut das zu sagen, aber du stehst ihr im Weg.", ohne noch etwas zu erwiedern lege ich auf und stecke mein Handy zurück in meine Hosentasche. Bin ich wirklich so schlecht für Liv? Stehe ich ihr so sehr im Weg? Während ich mich auf den Weg in den Laden mache, fasse ich einen Entschluss. Eine letzte Chance, hier in Paris. Wenn das nicht klappt, lasse ich Liv in Ruhe.

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