Ava:
Das Moos fühlte sich wunderbar unter meinen nackten Füßen an, als ich durch den Wald hinter der kleinen Stadt, in der ich lebte, spazierte.
Seit ein paar Tagen war es angenehm warm und man merkte, dass nun Frühling war.
Die Sonnenstrahlen kämpften sich durch die nun wachsenden und grün werdenden Blätter der Bäume und der Boden war übersäht von kleinen Knollen der bald erblühenden Blumen. Ich blieb stehen und beobachtete das kristallklare Wasser des Flusses, der neben mir verlief. Kurz überlegte ich mein Kleid abzustreifen und schwimmen zu gehen, entschied mich dann aber doch dagegen. Es war doch noch etwas zu kalt zum Baden und ich konnte es mir nicht leisten mich zu erkälten.Ich ging weiter am Fluss entlang, immer weiter hinein in den Wald, den ich wie meine Westentasche kannte. Ich wurde in Maison, der Stadt am Wald, geboren und hatte mein ganzes bisheriges Leben dort verbracht. So wie alle Menschen die ich kannte. Als Kind ging ich oft mit meiner Mutter in den Wald um Pilze zu sammeln oder ich spielte mit meinen Freunden im Schatten der hohen Baumkronen.
Der Wald war mein absoluter Lieblingsort. Dort fielen einfach alle Sorgen und jede Last die ich zu tragen hatte, von mir ab.Ein lautes Knacken riss mich aus meinen Gedanken und ich blieb wie angewurzelt stehen, als ich etwas entfernt eine große, männliche Gestalt sah, die halb verborgen hinter dem Stamm einer Eiche stand.
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Hatte der Mann mich beobachtet und warum versteckte er sich hinter einem Baum? War er vielleicht ein Räuber und wollte mich überfallen? So etwas passiert nicht selten bei uns in der Gegend. Aus diesem Grund sollte man auch auf den Wegen bleiben und nicht wie ich, abseits durch den Wald laufen. Dort wo mich niemand finden würde.Ich starrte mit großen Augen auf die Stelle, wo sich der Mann bis eben noch befunden hatte. Ich hatte doch nur geblinzelt. Wo war er denn so schnell hin? Oder hatte ich ihn mir nur eingebildet?
Verwirrt und mit pochendem Herz drehte ich mich um und ging mit schnellen Schritte den gleichen Weg zurück, den ich kommen war. Meine langen, blonden Haare wirbelten um mein Gesicht, da mir die Frühlingsbrise nun direkt ins Gesicht wehte. Mit der Ruhe und Entspannung, im Wald, war es nun vorbei und ich atmete auf, als ich aus dem Wald trat und Richtung Stadt ging. Mir war keiner gefolgt.Ich ging auf direktem Weg zu meinem Haus, das direkt neben der Kirche von Maison stand. Nachdem meine Mutter letztes Jahr meinem Vater ins Grab gefolgt war, lebte ich nun ganz allein in dem kleinen Holzhäuschen. Es gab ein Zimmer mit einer Feuerstelle in der Mitte, über der ich kochte und eine kleine Kammer, in der mein Bett stand. Der Platz und die Einrichtung waren völlig ausreichend und weit mehr als manch andere Menschen hatten. Ich liebte mein Haus, vor allem da ich viele schöne Erinnerungen damit verband. Hier war ich behütet aufgewachsen und hatte eine tolle Kindheit gehabt. Hier hatte ich die schönsten Abende verbracht, als mein Vater mir Geschichten von Feen und anderen mystischen Wesen erzählt hatte. Ich weiß noch genau wie ich mit großen, staunenden Augen vor ihm saß und seiner tiefen Stimme lauschte.
Früh am nächsten Tag weckten mich die Kirchenglocken.
Ich stand auf, wusch mich, zog mich an und machte mich auf den Weg zur Burg, wo ich als Dienstmagd diente.
Die Stadt wurde um die Burg des Grafen von Maison herum gebaut und so konnte man sie gar nicht verfehlen. So wie jeden Morgen hielt ich kurz inne, nachdem ich das Burgtor durchschritten hatte und begutachtete den Ort an dem ich arbeitete.
Aus diesem Winkel schaute man direkt auf das Hauptgebäude der Burg. Es hatte große, oben abgerundete Fenster und die Eingangstür war prunkvoll verziert.Ich ging weiter, allerdings links am Hauptgebäude vorbei um an der hinteren Seite den Dienstboteneingang zu benutzen. Im Dienstetentrakt herrschte schon reges Treiben. Mehrere Diener liefen kreuz und quer durch die Gänge um Getränke oder andere Sachen für die Herrschaften zu holen.
Einer von ihnen, Michel, stolperte, fiel hin und der Krug mit Wein, den er getragen hatte, fiel klirrend zu Boden und zerbrach.
„Michel, du unnützer Taugenichts. Mach, dass du aus meiner Küche verschwindest!" donnerte die Köchin bevor sie ihm einen leichten Tritt auf das Hinterteil gab und er schleunigst aus der Küche floh.
„Ava, komm her!" rief die Köchin nun aus der Küche und ich ging zu ihr. „Geh zum Markt und kauf Äpfel und Birnen! Der Bauer, der uns damit versorgt hat zu wenig gebracht und jetzt fehlen uns welche für morgen." Sie gab mir ein paar Münzen und ich machte mich auf den Weg zum Wochenmarkt der Stadt.
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Die Gefangene des Wikingers
RomanceAuf einem Markt begegnet die junge Ava einem mysteriösen Mann, der ihr nicht mehr aus dem Kopf geht. Wird sie ihn je wiedersehen? Ja - aber anders als erhofft! Hi ihr lieben. Dies ist meine erste Geschichte auf Wattpad, also seid bitte nicht zu str...