„Komm mit" seiner tiefen Stimme beruhigte mich etwas und wie benebelt stolperte ich neben ihm her.
Ich konnte nicht sprechen. Konnte ihn nicht einmal ansehen, sondern hatte meinen Blick starr auf meine erneuten Füße gerichtet. Als er stehen blieb zitterte ich schon etwas weniger, denn obwohl er derjenige war, der mich zu einer Sklavin gemacht hatte, konnte ich mich sicher, was er tat, hörte ich Schritte die schnell in unsere Richtung liefen.
Erik hörte sie ebenfalls, stellte sich vor mich und zückte seine Axt. Er wollte mich vor Möglichkeiten Angreifern schützen stellte ich mit einem mulmigen Gefühl fest. Aber es war nur Hakon, der um die Ecke bog und auf uns zukam. Eriks Haltung lockerte sich etwas, aber er stand immer noch vor mir, um mich abzuschirmen. Als Hakon schon von weitem anfing laut auf Erik einzureden machte ich mich kleiner und drückte mich gegen die Hauswand hinter mir. Der riesige Wikinger, der sogar etwas größer als sein Anführer war, blieb kurz vor uns stehen. Er sprach aufgeregt und in einer Lautstärke, die mich zusammenzucken ließ. Immer wieder deutete er auf mich und schüttelte den Kopf. Erik sagte gar nichts. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, weil er mir den Rücken zugewandt hatte, aber ich konnte mir schon denken, worüber Hakon sich aufregte,
Warum hatte Erik mich von dem Podest gezerrt, wenn er doch jemand war, der mich erst zum Verkauf angeboten hatte?
Eriks Körper überspannte sich an, als er wütend und in eisigem Tonfall nur Satz zu Hakon sagte, der daraufhin tatsächlich abzog, ohne ein weiteres Wort zu einem zu verlieren.
Ich verstand einfach gar nichts mehr. Hatte Erik mich davor gerettet zu werden?
War ich verkauft worden und er spielte nur mit mir?
In Kopf meinem ratterte es, aber ich bekam keine Gelegenheit meine Fragen zu stellen, denn Erik griff nach meinem Arm, sanfter, als er je zuvor getan hatte und führte mich durch die kleinen Gassen der Stadt. Überall waren Menschen, aber keiner schien sich für uns zu interessieren.
Als wir um eine Ecke bogen und sich vor uns erneut der große Platz auftat versteinerte ich. Er hatte tatsächlich nur mit mir gespielt! Hatte mir mit einer Absicht Funken Hoffnung gegeben, um ihn dann auf grausame Weise wieder zu zerstören! Ich konnte einfach nicht mehr.
Wieder einmal erstarrte ich. Mir traten Tränen in die Augen. Warum tat er mir das an? Warum tat er so, als würde er mich vor dem Schlimmsten was mir widerfahren könnten, bewahren wollen und dann seine Tat rückgängig machen? Vielleicht hätte ich es überstanden von einem dieser ekelhaften Scheusale mit ihren gierigen Blicken, die einen ausgezogen, sobald sie einen sahen, gekauft und mitgenommen zu werden, aber nicht nach Erik mich von der Bühne gezogen und mir das Gefühl von ein wenig Sicherheit gegeben hatte.
„Bitte töte mich einfach. Bitte" flehte ich und blieb stehen.
Untypischerweise zog er mich nicht einfach weiter, sondern blieb ebenfalls stehen und beäugte mich, sagte aber nichts.
„Töte mich einfach" flehte ich noch einmal.
Ich ging auf die Knie, unterwarf mich ihm. Ich war gebrochen, konnte kaum sprechen, so sehr zitterte meine Stimme.
Er sah auf mich herab und blickte mich mit seinen großen Augen an, als wollte er mir gedanklich etwas mitteilen. Ich konnte förmlich sehen, wie sich die Räder in seinem Kopf drehten. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch, dann zückte er das Messer, das an seinem Gürtel befestigt war. Er hockte sich vor mir und strich mir wieder zart über die Wange. Dann nahm er meine gefesselten Hände hoch und kam mit der Klinge immer näher. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich schloss die Augen.
Alles wurde schwarz und ich sah mein Leben an mir vorbeiziehen. Zu meiner Verwunderung taucht immer wieder ozeanblaue, freundlich schauende Augen auf. Dann hörte ich wie das Messer etwas zerschnitten, aber als ich keinen Schmerz spürte öffnete ich meine Augen und schaute in vergrößerten Augen, die ich vor einem Moment noch hinter meinem geschlossenen Lidern gesehen hatte. Meine Hände fallen in den Schlaff herunter als Erik sie losließ. Er hatte das Seil zerschnitten.
Er beugte sich zu mir, verhinderte seine Arme um mich und hob mich hoch. Ich ließ es einfach geschehen, erschrocken darüber wie vorsichtig er mit mir umging, und verwirrt über den Ausdruck seiner Augen.
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Die Gefangene des Wikingers
RomansaAuf einem Markt begegnet die junge Ava einem mysteriösen Mann, der ihr nicht mehr aus dem Kopf geht. Wird sie ihn je wiedersehen? Ja - aber anders als erhofft! Hi ihr lieben. Dies ist meine erste Geschichte auf Wattpad, also seid bitte nicht zu str...