Kapitel 18

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Ava:

Als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam, fühlte ich mich merkwürdig schwerelos. Mein Körper fühlte sich warm und leicht ,wie eine Feder, an. Als ich die Augen aufschlug, wusste ich auch warum. Ich lag in einem Holzkübel, gefüllt mit warmen Wasser. Meine Arme trieben an der Oberfläche und als ich sie bewegte plätscherte es. Keine Fesseln. Man hatte den Strick, der meine Hände zusammengehalten hatte, entfernt. Ich trug immer noch mein Kleid, das mir am Körper klebte, wie eine zweite Haut.

Ein leises Knarren erregte meine Aufmerksamkeit und ich lugte vorsichtig über den Rand meiner Wanne. Auf einem Holzstuhl mit hoher Lehne und Verzierungen saß der riesige Wikinger mit den langen braunen Haaren. Heute fielen sie ihm leicht gewellt über die Schultern und reichten bis über seine Brustwarzen, die ich sehen konnte, weil er kein Oberteil trug. Seine muskulöse Brust hob und senkte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus. Er schlief. Sein leises Schnarchen bestätigte meine Vermutung. Ich versuchte langsam mich zu erheben. Das war meine Chance aus dieser Hölle zu entkommen. Ganz behutsam griff ich an den Rand des Kübels und zog mich hoch. Das Wasser schwappte hin und her und ich hielt inne um so still wie möglich zu sein. Der Wikinger gab ein leises Schnauben von sich und fing an sich langsam zu bewegen. Ich stand schon fast in der Wanne. Jetzt gab es kein zurück mehr. Ließe ich mich wieder ins Wasser fallen, würde er merken, dass ich mich bewegt hatte und wach war. Dann würde er mich wieder fesseln und zu den anderen bringen.

Ich überlegte nicht weiter. Mit einem Satz sprang ich aus der Wanne und meine Füße landeten klatschend auf dem Boden. Ohne innezuhalten rannte ich los. Das Zelt hatte nicht nur einen Ausgang. Die zweite Öffnung führte hinaus in den Wald. Ein paar Fackeln, die hinter dem Zelt standen beleuchtete die ersten Bäume und zeigten mir den Weg, als ich loslief. Nach ein paar Schritten packte mich eine starke Hand am Arm und hielt mich auf. „Nein!" schrie ich innerlich, aber aus meinem Mund kam kein Ton. Lieber würde ich sterben, als wieder wie ein Tier behandelt zu werden. Mit der freien Hand griff ich nach einem Krug, der rechts von mir auf einer Truhe stand, drehte mich um und schlug ihn mit aller Kraft gegen den Kopf des riesigen Mannes, der mich festhielt. Der Krug zerbrach und die Hand, die meinen Arm festgehalten hatte verschwand. Ich kontrollierte nicht wie schwer ich ihn verletzt hatte, sondern rannte aus dem Zelt, hinein in den dunklen Wald. Hinter mir hörte ich einen wütenden Schrei: „Scheiße!".

Ich achtete nicht darauf und lief so schnell ich konnte. Das Laub und kleine Zweige knackten unter meinen Füßen und ein paar mal stolperte ich über Äste und landete auf dem Boden. Jedes mal stand ich blitzschnell wieder auf und kämpfte mich weiter voran. Es war stockfinster und der Mond spendete fast kein Licht. Hinter mir hörte ich Stimmen und als ich mich umsah, sah ich mehrere Fackeln. Sie verfolgten mich. Ich wusste nicht wo ich war und hatte auch keine Ahnung in welche Richtung ich lief, aber ich blieb nicht stehen. Ich konnte nicht wieder zurück.

Die Stimmen hinter mir wurden leiser und ich hoffte, dass sie aufgegeben hatten nach mir zu suchen, doch ich blickte nicht noch einmal zurück.

Ich weiß nicht wie lange ich durch den Wald irrte, aber irgendwann wurden meine Füße lahm und ich gönnte mir eine kleine Pause auf einem umgekippten Baumstamm. Mein Kleid war immer noch nass und meine Haare klebten mir im Gesicht. Meine Knie waren aufgerissen und meine Unterschenkel waren übersäht von kleinen Rissen von den Sträuchern und Büschen durch die ich gelaufen war.

Ich schnaufte und bekam kaum noch Luft, so sehr war ich außer Atem. Meine Lunge brannte bei jedem Atemzug und schrie mich an mich noch etwas auszuruhen, doch ich musste weiter. Ich stand auf und lief wieder los. Die Schmerzen ignorierte ich.

Die Gefangene des WikingersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt