Kapitel 55

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Am Abend trafen sich alle Krieger in der großen Halle, um zu trinken. Wir hatten viele Kämpfer und so war der riesige Raum gut gefüllt. Wir saßen an langen hölzernen Tischen und der Met floss reichlich. Es wurde gesungen und getanzt.

Hakon, Malte und ich unterhielten uns gerade über den nächsten Raubzug, als ich Ava aus einem der Nebenräume treten sah. Ihr Haar war zu einem langen Zopf geflochten, der über einer ihrer Schultern lag. Sie trug ein großes Tablet mit Fleisch, das sie auf dem ersten Tisch abstellte.

Sie zog die Blicke der Männer auf sich, das konnte ich klar erkennen und als einer von ihnen sie an sich zog, versteifte ich mich. Hakon legte mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter, als er meine Reaktion bemerkte. Ava konnte sich schnell aus dem Griff des Betrunkenen befreien und ging wieder in das Nebenzimmer, um weiteren Nachschub zu holen. Ich bekam nur noch die Hälfte von dem Gespräch zwischen Hakon und Malte mit, denn immer wieder suchte ich nach meiner Sklavin zwischen den vielen Menschen.

Ich würde meinen Plan in die Tat umsetzen, das war klar. Und ich konnte es kaum erwarten. Nach zwei weiteren Bechern Met stand ich auf. Ich wurde am Arm festgehalten.

„Mach nichts unüberlegtes Erik!" mein Freund versuchte mir ins Gewissen zu reden, doch das würde nichts bringen.

Ich musste mit Ava schlafen, um sie mir ein für alle Mal aus dem Kopf zu schlagen. Ich musste meine Neugier befriedigen und dann endlich wieder normal leben. Ich befreite mich aus Hakons Griff und ohne ein Wort ging ich auf das Zimmer zu, in dem die Sklaven und Sklavinnen das Essen und die Getränke vorbereiteten.

Ich war nicht der Erste, der sich bediente, und damit meine ich nicht das Fleisch. Es waren schon weniger Sklavinnen im Laufe des Abends geworden, das war mir aufgefallen. Ava war allerdings noch da, denn niemand würde meinen Befehl missachten und sie anrühren.

Sie stand mit dem Rücken zu mir an einem Tisch und schenkte Met in ein paar Becher. Sie bemerkte mich nicht, dafür aber ein paar der Anderen, die mich misstrauisch beäugten.

Sie waren hübsch, aber meine Augen waren nur auf Ava gerichtet.

Ohne sie vorzuwarnen, griff ich nach ihrem Arm und führte sie, durch den Hintereingang, nach draußen. Sie wehrte sich, bis sie begriff, dass ich es war, der sie entführte. Ich ging mit ihr ein paar Straßen weiter, bis die Stimmen aus der Halle etwas leiser wurden.

Sie sagte nichts und ließ sich von mir führen. Wahrscheinlich merkte sie, dass sie keine Chance hatte, so fest war der Griff um ihren Arm. Sie entkam mir nicht. Ich konnte nicht länger warten.

Ich drehte sie so, dass wir uns gegenüberstanden, nur ein paar Centimeter voneinander entfernt. Sie schaute mich fragend an. Jetzt war es so weit. In ein paar Minuten würde ich endlich wissen, wie es sich anfühlen würde.

Mein Herz raste und mein Schwanz war hart, seit ich sie in der Halle bedienen sah. Ich wollte sie so sehr, dass es schmerzte.

Mit einem Ruck stieß ich sie gegen die Hauswand hinter ihr und sie riss ihre Augen auf. Ich trat an sie heran, sodass kein Blatt mehr zwischen uns gepasst hätte. Mein Blick schnellte zwischen ihren blauen Augen und ihren vollen, roten Lippen hin und her. Ich stütze meine Hände rechts und links neben ihrem Kopf ab.

Sie war gefangen. Sie war mein. Ihre Arme hingen schlaff herunter. Sie zeigte keinerlei Anzeichen von Angst.

„Erik, ich.." Weiter kam sie nicht, denn mein Name aus ihrem Mund gab mir den Rest.

Ich nahm eine Hand von der Wand, legte sie an ihre Wange und stürzte mich auf ihre Lippen. Sie schmeckte wunderbar. Irgendwie nach Beeren. Sie wehrte sich nicht und als ich mit meiner Zunge in ihren Mund eindrang stöhnte sie.

Der Kuss war wild und als ich meine Lippen von ihren löste und meinen Mund stattdessen an ihrem Hals entlangglitt, wurden ihre Hände aktiv und sie fuhr mir durch mein dichtes Haar.

Sie kratze leicht über meine Kopfhaut und es fühlte sich herrlich an. Meine Hände glitten an ihrem Körper entlang. Ihren Rücken hinab, bis zu ihrem Arsch, den ich fest drückte und ihr damit wieder einen Laut entlockte. Ihren Kopf hatte sie an die Hauswand gelehnt. An den Stellen, an denen ich sie Haut an Haut spüren konnte, schien ich in Flammen zu stehen. Ich brannte. Mein Atem ging keuchend, genauso wie ihrer. Ich wollte mehr. Ich brauchte mehr.

Als ich meine Hände von ihr löste und mich an den Bändern ihres Kleides zu schaffen machte, versteifte sie sich plötzlich. Ich dachte es wäre, weil sie überrascht war, aber als sie ihre Hände auf meine Brust legte und versuchte mich wegzudrücken hielt ich inne und schaute hoch. Zwar funkelten ihre Augen vor Lust und Begierde, aber etwas anderes lag auch in ihnen.

„Bitte nicht." Flüsterte sie und verpasste mir damit einen verbalen Schlag.

Ich nahm sofort meine Hände von ihr und wich zurück. Mich überkam ein ungutes Gefühl.

War ich zu weit gegangen? Hatte sie Angst? Ich konnte keine Anzeichen dafür erkennen.

„Es tut mir leid." sagte ich leise.

Kam das gerade wirklich aus meinem Mund? dachte ich.

Ich wollte sie vögeln und ich hatte die Chance dazu. Sie stand völlig wehrlos vor mir, ihr Kleid schon halb geöffnet. Ich hätte sie mir einfach nehmen können. Aber das tat ich nicht.

Stattdessen fühlte ich mich elend. So als hätte man mir einen Schlag in die Magengrube verpasst. „Ich will dich so sehr, Ava. Ich weiß nicht was du mit mir machst." Sie reagierte nicht auf meine Worte, sondern stand einfach nur regungslos vor mir.

„Ich bring dich zurück" sagte ich und ohne ein weiteres Wort führte ich sie zurück zur großen Halle, passte auf, dass sie sie durch den Hintereingang betrat und tat dann so, als wäre rein Garnichts passiert.

Ich setzte mich wieder zu Hakon und Malte, die mich beide mit fragendem Gesichtsausdruck ansahen, aber nichts zu meinem Verschwinden sagten.

Ich trank so viel Met, dass mir schwindelig wurde. Ich wollte nur vergessen. Wollte Ava vergessen und, dass sie mich zurückgewiesen hatte. 

Die Gefangene des WikingersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt