Kapitel 58

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Erik

Meine Männer und ich waren bester Laune, als wir in Traiborg ankamen. Wir hatten neue Verbündete für unseren nächsten Raubzug gewonnen und ein paar Tage lang nur getrunken, gesungen und uns mit hübschen Frauen vergnügt.

Ich lachte laut über etwas das Hakon gesagt hatte, als ich von meinem Pferd stieg, mich umsah und innehielt.

Da war sie. Auch wenn ich mich abzulenken versuchte, hatte ich sie doch nicht aus dem Kopf bekommen. Ihre langen, blonden Haare fielen ihr in leichten Wellen über den Rücken. Sie trug einen Wassereimer und erst als sie ihn abstellte und sich langsam gegen eine Hauswand lehnte und sich die Seite hielt bemerkte ich ihre gekrümmte Haltung.

Mein Herz schlug schneller, als ich auf sie zuging. Sie konnte mich nicht sehen, weil ich mich von hinten näherte.

„Ava!" rief ich, damit sie sich umdrehte. Sie zuckte nur zusammen, machte aber keine Anstalten sich zu bewegen.

Die Menschen, an denen ich vorbeilief sahen mich mit einem komischen Gesichtsausdruck an, aber ich dachte mir nichts dabei.

Ich stoppte, als ich bei ihr angekommen war. Sie wusste, dass ich hinter ihr stand, drehte sich aber nicht um.

Als ich nach ihrem Arm griff zuckte sie zusammen, obwohl ich nicht mal zudrückte.

Langsam drehte ich sie zu mir und als ich ihr Gesicht sah wurde mir schlecht.

Sie hatte eine riesige Platzwunde an der Schläfe und die Haut um ihr linkes Auge war blau und grün. Teilweise nahm sie auch schon eine gelbe Farbe an. In ihre Augen traten Tränen als ich sie ansah.

Mein Herz raste und meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich weiter an ihr heruntersah.

Ihr Kleid war an den Armen hochgekrempelt und so konnte ich die blauen Flecke, die ihre Unterarme bedeckten, genau sehen. Wie musste wohl der Rest ihres Körpers aussehen? Ich atmete schwer, versuchte nicht sofort auszurasten.

„Wer war das?" ich flüsterte mit zusammengebissenen Zähnen, damit ich nicht losbrüllte.

Ava schüttelte nur den Kopf. Sie wollte es mir nicht sagen. Warum sagte sie es mir nicht? Ich ballte meine Hände so sehr zu Fäusten, dass meine Adern schon deutlich hervortraten.

„Ava!" ich wurden nun lauter und die Tränen liefen über ihre Wangen.

„Sag mir war das war!" meine Stimme zitterte.

Sie schüttelte wieder den Kopf.

„Du sagst mir jetzt sofort wer das war, hast du mich verstanden?" ich baute mich neben ihr auf.

Ich hatte so gar keine Lust auf Spielchen. Ich würde denjenigen, der ihr das angetan hatte umbringen.

Erst würde ich ihn so lange verprügeln, bis er um seinen Tod bettelte und dann würde ich ihm seinen Wunsch erfüllen, aber auf die qualvollste Weise.

Hakon kam angerannt und eine Staubwolke entstand, als er neben mir zum Stehen kam und Ava musterte.

„Es war dein Vater." sagte er leise. Meine Augen wurden groß. „Was?" ich konnte es nicht glauben,

„Dein Vater hat sie so zugerichtet." Wiederholte er und deutete mit dem Kinn auf Ava.

Ich sah wieder zu ihr und als sie mich mit ihren tränenverhangenen, nassen Augen ansah und leicht nickte drehte sich mir der Magen um. Ich drehte mich um und mit schnellen Schritten ging ich auf die große Halle zu. Ich trat die Tür förmlich ein und es glich einem Wunder, dass sie nicht aus den Angeln flog.

Die Gefangene des WikingersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt