___Kapitel 3 - Sandra

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Mit schnelles Schritten ging ich dem blonden Wirbelnde nach durch die langen Gänge der Schule, bis wir schließlich vor der Klasse C12 standen. Mit einem Lächeln im Gesicht drehte Lena sich zu mir um und stemmte die Hände in die Hüften. 

"Also hör zu: Mr. Banner ist okay. Ein kleiner dicker alter Mann. Wenn du nicht zu viel quatsch machst, bekommst du auch keine Probleme mit ihm" sagte sie zu mir und nickte ihren Worten noch mal zu. 

"Probleme?" fragte ich kleinlaut. 'Das hat man mir früher oft gesagt, es würde keine Probleme geben, wenn ich tat was er wollte ... keine Probleme ...' 

"Ja, Strafarbeiten, Nachsitzen, Tafel- oder Kehrdienst. Sowas eben" unterbrach sie meine Gedanken. Ich sah wieder auf in ihre blauen Augen und nickte schließlich. Nachdem auch sie noch mal genickt hatte, warf sie sich ihre Tasche über die Schulter, drehte sich um und klopfte an die Tür. Ein lautes, tiefes "Herein!" drang dumpf durch die Tür. Lena drückte die Klinke runter und spazierte hinein, ich hinterher. "Mr. Banner, unsere neue Schülerin" sagte Lena und sofort drehten sich alle zu uns um. Ich duckte mich unter der Kaputze und sah einfach stur zum Lehrer. Er nickte Lena zu und wies sie an, sich zu setzten. Dann drehte er sich auch noch zu mir um und hielt mir die Hand hin. Ich konnte nicht anders als die Hand bloß anzustarren und zu versuchen, nicht zu hyperventilieren. Doch schnell riss ich mich zusammen und zog das Anschreiben meiner Therapeutin Dr. Day heraus und hielt es ihm hin. Er hob eine Augenbraue und las sich schnell durch, das ich Männern nicht zu nahe treten dürfte, um bei Verstand zu bleiben und um meiner Psyche nicht zu schaden, die Gründe dafür allerdings seien privat. Kurz sah er mich prüfend an, dann nickte er. 

"Gut, ich werde das ... weiterleiten. Setz dich doch und versuch einfach dem Unterricht zu folgen" sagte er mit ruhiger Stimme und zeigte mit einem Schwung zu den Tischreihen. Es waren insgesamt drei Reihen, auf jeder Seite zwei Tische und in der Mitte war Platz zum durchlaufen. Also fanden insgesamt 24 Schüler in dieser Klasse platz. Ich drehte mich also um und blieb dann wie angewurzelt stehen. Ganz hinten Links in der Reihe saßen, natürlich, die drei. Und auf der anderen Seite vier weitere, die ich vorhin draußen auf dem Hof bei ihnen hatte stehen sehen. 

"Tyler, rücke einen Platz auf. Sandra soll sich zwischen dir und Jeremy setzte, dann hört das mit dem ständigen Gerede vielleicht mal auf" sagte Mr. Banner beiläufig. Dieser Tyler, der mit den schwarzen Haaren und der dunkel gebräunten Haut, rutschte an den Innenrand der Reihe. Und ich sollte mich jetzt zwischen ihm und IHM setzten. Jeremy ... Als ich merkte das mich jeder ansah, da ich immer noch einfach nur rumstand, setzte ich mich langsam in Bewegung. Ich senkte den Blick, doch auch dies ließ mich nicht ausblenden, das mich jeder ansah. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als ich schließlich an meinem neuen Sitzplatz ankam und mich einfach schnell hinsetzte, ohne nach Links und rechtes zu schauen. Und auch wenn ich sah das alle anderen vor mir sich umgedreht hatten und zur Tafel sahen, so sah ich aus den Augenwinkeln auch, das rechts von mir Jeremy und der Typ mit der bleichen Haut mich anstarren und auch Links von mir, das Tyler mich ansah. Und sogar die vier Jungs auf der anderen Seite der Reihe. 

Ich wusste echt nicht welches Pferd mich geritten hatte, als ich plötzlich, ohne Furcht und so, als würde ich jeden Tag mit ihnen reden, sagte: "Es ist unhöflich jemanden anzustarren."  

Sofort sahen die drei weg und ich atmete auch sofort erleichtert auf. Ich konnte einfach nicht beschreiben wie ich mich fühlte. So viel Verwirrung herrschte in meinem Kopf und ich wusste nicht wohin damit. Und ich hatte keine Angst. Ich hätte sogar bammel davor, am Esstisch neben meinem Vater zu sitzen, aber zwischen den dreien? Ich fühlte mich sicher. Auch wenn ich mir ein ganz kleines bisschen blöd vorkam, hier mit Jeremys Sweatshirt zu sitzen, wo es doch eigentlich ihm gehörte. Ich zupfte wieder nervös an den Fransen am Ärmel herum und kaute unruhig auf meiner Unterlippe. Als ich einen kurzen Blick nach rechts wagte, sah ich sofort in diese hellen braunen Augen, die mich mit einem unergründlichen Blick musterte. Kurz schien ich darin gefangen, doch schließlich sah ich schnell wieder nach vorne, schlang die Arme um meinen Körper und rutschte tiefer. Mr. Banner schrieb irgendwas an die Tafel und er sagte auch was dazu, doch wirklich hören was er sagte Tat ich nicht. Mir fehlte die Konzentration. Ich war zu sehr damit beschäftigt, nicht in die Erinnerungen zu rutschen, nur um wieder Stunden dafür zu brauchen mir seine Augen und somit meine Rettung in den Kopf zu holen. Aber vielleicht würde es ja dieses mal schneller gehen, schließlich saß er direkt neben mir, genau wie die anderen beiden ... doch Nein, nicht mal um es auszutesten würde ich freiwillig noch mal daran denken. 

"Na also, klappt doch. Der Unterricht läuft schon eine halbe Stunde und sie haben noch keinen Krach gemacht" hörte ich Mr. Banners Stimme zu uns rüber schallen. Ich sah auf und ja, er sah in unsere Richtung, doch genau ansehen tat er die Jungs. 

"Sandra, sollten sie aber doch mal Unruhe machen, hemmen sie sich nicht davor sie zurechtzustutzen" wies Mr. Banner mich jetzt direkt an und unwillkürlich zuckte ich zusammen. Sie zurechtstutzen? Nie im Leben! Ich traute mich ja nicht mal sie anzusehen. Doch ich nickte bloß und senkte dann wieder den Blick auf meine Finger und den vielen Fransen, von denen ich immer mehr abpulte. 

"Ach kommen Sie, früher oder später werden sie unsere Unruhestifterei vermissen" rief der Typ neben Jeremy mit einem Grinsen. Vereinzeltes Gekichert war zu hören und auch Mr. Banner konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. 

"Wir werden sehen Asher" sagte dieser dann bloß, drehte sich dann einfach wieder zur Tafel und schrieb weitere Begriffe drauf. 

"Banner ist eigentlich ganz cool, wenn man weiß wie man mit ihm umgehen soll" flüsterte Tyler plötzlich nah an meinem Ohr. Ich drehte meinen Kopf ein wenig zu ihm hin und obwohl sein Gesicht dem meinem so nahe war, zuckte ich weder zusammen, noch hatte ich Angst. Tatsächlich lächelte ich sogar ganz leicht. 

"Naja, am besten guck ich mir einfach bei euch ab wie man mit ihm umgehen soll" flüsterte ich zurück und hob leicht eine Augenbraue. Ein Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus, doch dann zuckte er bloß mit den Schultern und lehne sich wieder in seinen Stuhl zurück. Ich warf noch mal einen kurzen Blick nach rechts zu Jeremy und Asher, die mich wieder ansahen doch dann schnell ihren Blick nach vorne wandten. Ich seufzte tief und lehnte mich zurück. 

Das konnte ja noch was werden ...

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Also dieses Kapitel möchte ich Yuucutie widmen, da sie mir als erste einen lieben Kommentar hinterlassen hat und mich das echt freut! 

Hoffe das euch auch dieses gefällt, freue mich über Feedbacks und vielleicht auch ein Vote? c: ♥

Wenn die Vergangenheit dich einholt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt