___Prolog

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_________________________Prolog

Ich sah zu meiner Mutter, die wieder mal auf dem Sofa vor dem Fernseher saß. Sie sah sich wieder die Nachrichten an, während sie darauf wartete das der verblödete Affe eines Ehemannes nach Hause kam. Sie fuhr sich seufzend über die Augen, also setzte ich mich neben sie und legte ihr beruhigend einen Arm um die Schulter. 

"Er kommt sicher bald" versuchte ich sie aufzumuntern und sah zum Fernseher. Vor etwas mehr als drei Wochen wurde ein Mädchen entführt. Wer der Täter war, wusste man nicht, man wusste nur dass das Mädchen auf einer Party und danach nicht mehr nach Hause gekommen war. Sie war echt hübsch, mit ihren langen braunen Locken und den tiefbraunen Augen, die auf dem Foto, welches gerade gezeigt wurde, neben ihrem Lächeln so strahlten. Es war eine Schande das so schöne Mädchen entführt wurden. Wie konnte ein Mensch sowas überhaupt tun? 

"Ach Jeremy, was würde ich nur ohne dich tun" sagte meine Mutter leise und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. 

"Keine Ahnung Mom, wahrscheinlich hättest du dich schon längst umgebracht" sagte ich ohne zu zögern und kassierte dafür gleich einen finsteren Blick, doch ich lächelte sie nur an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. 

"Pass du mir bitte auf das dir niemals sowas passiert" fügte sie noch hinzu und deutete auf den Fernseher. Jetzt war es an mir zu seufzend. 

"Versprochen" brachte ich gerade noch heraus, da platzte mein Vater ins Haus und warf Jacke und Schuhe in die Ecke. 

"Ich geh schlafen, bin total erledigt" brummte er bloß und schnaubte, als er zum Fernseher sah, dann wand er sich an die Treppe und stieg nach oben. Meine Mutter sah ihm kurz nach und lehnte sich dann weinend wieder an meine Schulter. Ich schlang beide Arme um sie und flüsterte ihr beruigende Worte zu. So ein Arsch! Da verschwand der schon immer Abends und lies meine Mutter in dem Glauben, er würde sie betrügen, und zog dann so ne Scheiße ab. Ich wusste ja nicht wie meine Mutter das sah, aber ich wollte mir das jedenfalls nicht länger bieten lassen, er sollte endlich zeigen was er zu verstecken hatte!

Am nächsten Abend traf ich mich mit meinen zwei besten Freunden Tyler und Asher. Momentan saßen wir in Ty's Auto und warteten darauf, das mein Vater aus dem Haus ging. Und dann würden wir ihm nachfahren. Vielleicht war es dumm, und vielleicht war es ja auch gefährlich, aber ich wollte mir sicherlich nicht weiter ansehen, wie meine Mutter an ihm kaputt ging und wenn ich beweisen könnte, das er sie betrog, würde sie sich von ihm trennen. Aber so ... 

"Jer, er kommt" sagte Ash von der Rückbank und zeigte an mir vorbei zum Haus. Mein Vater trat aus dem Haus, meine Mutter ging ihm weinend nach, doch er beachtete sie kein bisschen. Er stieg einfach ins Auto und fuhr los. 

"Arschlos" zischte ich genervt und gab Ty das Zeichen, das er losfahren sollte. Wir reihten uns mit einem Abstand von drei Autos hinter ihm in den Verkehr ein und folgten ihm dann eine ganze halbe Stunde bis zu einer alten Fabrik. Als er hielt, fuhren wir weiter und hielten etwa hundert Meter an einem öffentlichen Parkplatz. Als wir bei der Fabrik ankamen, sahen wir gerade noch wie er ins innere der Fabrik trat. 

"Was will der denn hier?" fragte Ash irrietert und ich zuckte bloß die Schultern, denn auch ich konnte mir nicht vorstellen, was er hier wollte. Wir gingen zum EIngang, traten aber nicht hinein. Wir warfen nur kurz einen Blick rein, entdeckten aber niemanden. Stattdessen hörten wir bloß ein Poltern und eine Tür, die laut ins Schloss fiel, 

"Leute" rief Tyler uns leise zu. Er war bereits weiter gegangen und lief jetzte an der AUßenwand der Fabrik entlang. Wir gingen ihm nach und da hörte auch ich ein Wimmern. Schließlich, als das Wimmern lauter wurde, entdeckten wir eine kleine Einbuchtung unten an der Wand die wie ein kleines Fenster aussah. Vorsichtig lies ich mich auf die Knie nieder und beugte mich runter, um besser hineinzusehen. Und am liebsten hätte ich mich direkt übergeben bei dem Bild das sich mir bot. Mein Blick hing an seinen Händen, die über die nackten Beine des weinenden Mädchen strich. Ich spürte wie mein Magen sich nach links drehte, als ich sah wie seine Lippen und seine Zunge von ihren Lippen abließen und über ihren Hals und ihr Schlüsselbein runter zu ihren Brüsten strichen. Sie hatte nur ein aufgeknöpftes Hemd an, ihre Knochen zeichneten sich deutlich unter ihrer Haut ab. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und hob den Blick zu meinem. Es war dieses Mädchen, Sandra. Das Leuchten, wie ich es vom Foto kannte, war einer schmerzenden Qual gewichen. Doch ein Funken Hoffnung blitzte jetzt auf. Sofort legte ich mir einen Finger an die Lippen, damit sie nicht auf mich aufmerksam machte. Sie nickte leicht, sah mich noch mal flehend an, doch dann schloss die mit bebenden Lippen die Augen. Da sah ich dann gerade noch, wie seine Hände ihre Mitte erreichten und er seine Daumen in sie schob. Schnell stand ich auf, wich dem Anblick aus und zerrte die Jungs ein Stück weg. Ich erklärte ihnen was Sache war, und gleich als sie sich wieder gefangen hatten, wählte Ash den Notruf und gab bescheid, während Tyler und ich in die Fabrik gingen. Der Raum war schnell gefunden, denn Sandra weinte nun laut und schrie, schläge waren zu hören. Ohne zu zögern stieß ich die Tür auf, sah wie der Wichser sich überrascht mit nacktem Oberkörper und offener Hose zu mir umdrehte. Ich ergriff die Gelegenheit und bevor er sich wieder gefangen hatte, schlug ich mit Fäusten auf ihn ein und packte seinen rechten Arm, Tyler seinen linken. Schnell wurde ich von Asher abgelöst und die beiden zerrten ihn nach draußen. Ich hingegen drehte mich zu dem Mädchen um. Sie saß zusammengekauert in der Ecke, auf dieser schäbigen Matratze und zog sich weinend das Hemd enger um den viel zu dünnen Körper. Ich ging langsam auf sie zu und kniete mich zu ihr auf die Matretze. 

"Es wird alles wieder gut, okay?" sprach ich beruhigend auf sie ein, auch wenn mir klar war, das nie wieder alles gut sein würde. Doch sie nickte. Draußen hörten wir die Sirenen von Polizei- und Rettungswägen. Ich zog mein Sweatshirt aus und half ihr hinein, dann hob ich sie kurzerhand hoch. Sie klammerte sich fest an mich, weinte weiter und vergrub ihr Gesicht an meinem Hals. Als ich nach draußen trat, sah ich gerade wie Er in ein Polizeiwagen gezerrt wurde und außerdem sah ich meine Mutter, die mit geschockter Miene aus dem Wagen stieg und von meinem Vater zu mir sah und schließlich bitterlich anfing zu weinen. Sandra wurde mir von einem Sanitäter abgenommen, auch wenn sie sich erst geweigert hatte, doch schließlich gab sie erschöpft nach und wurde ins Krankenhaus gebracht.

Das war das letzte Mal das ich sie sah . . . jedenfalls bis jetzt.

Wenn die Vergangenheit dich einholt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt